Biobranche informiert passiv
Handel
Biobetrugsfälle in Italien
Zaghaft bis gar nicht hat die Biobranche auf die Betrugsvorwürfe in Italien reagiert. Sonst immer mit schnellen Pressemitteilungen zur Hand, wurde die Stellungnahme des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) zu den Betrugsfällen nicht versandt, sondern lediglich im Internet eingestellt. Bioland und Naturland verweisen auch nur für ihre Leser auf die Stellungnahme des BÖLW.
Umso mehr wurde am Freitag die Meldung der Mittelbayerischen Zeitung gehört, die mit der Meldung hausieren ging. Mehr als drei Jahre lang haben Personen, von denen sieben aus vier Unternehmen bereits am 05. Dezember verhaftet wurden, konventionelle Ware im Wert von 200 Millionen Euro zu Bio-Ware umdeklariert.
Nach Informationen des BÖLW sind Getreide, Mehle, Soja, Ackerbohnen, Frischobst und Trockenfrüchte vor allem aus Italien und Rumänien betroffen. Mittlerweile soll die Liste der gefälschten Zertifikate vorliegen, womit die Lieferungen nachverfolgt werden können. Auch Lieferungen nach Deutschland sind möglich, räumt der BÖLW ein.
Die Mittelbayerische Zeitung sieht die Fälschung als Ergebnis der Ökoindustrie. Das Angebot sei in den letzten Jahren so schnell gewachsen, dass Lieferwege immer undurchschaubarer wurden.
Woher die einzelnen Komponenten und Rohstoffe kommen, ist tatsächlich nicht einfach nachzuvollziehen. Um die gestiegene Nachfrage in Deutschland zu bedienen, müssen Waren importiert werden. Aber: „Zum Import von Bio-Rohstoffen und Bio-Frischeprodukten nach Deutschland liegen bisher kaum Daten vor.“ Das hat unter anderem Diana Schaack von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) festgestellt, die als Projektleiterin mit Hilfe von Einschätzungen und Befragungen den Importanteil von Bio-Produkten1) nach Deutschland erstmals zu ergründen suchte.
Angesichts von Klarheitsportalen und Lebensmittelwarnungen fällt die Kommunikationspolitik der Biobranche in diesem Fall mit einer „sechs“ durch.
Lesestoff:
1) Bio-Importanteile
nach Deutschland
Roland Krieg