Biokraftstoff: Kompromiss oder Chaos?
Handel
Biosprit-Quote wird gesenkt – keine Einigkeit
Laut Gesetzentwurf sollte die Biospritquote Anfang des Jahres von 5,25 auf 6,25 Prozent angehoben worden sein. Jetzt gilt sie erst ab 2010 und soll vier Jahre lang unverändert bleiben. Am Mittwoch haben Experten im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit die Verschiebung unterschiedlich bewertet.
Tragfähiger Kompromiss
Klaus Picard vom Mineralölwirtschaftsverband bezeichnete die Verschiebung als „tragfähigen Kompromiss“, weil die Quote von 5,25 Prozent schon schwierig zu erreichen sei. Besser wäre eine Absenkung auf 4,8 Prozent, denn das Quotenziel 2010 würde den Einsatz von E10 erfordern, der Autofahren Zusatzkosten aufbürde. Der ADAC befürchtet eine Verteuerung der Mobilität.
Abschaffung der Quote
Für eine Abschaffung der Quote plädierte Corinna Hölzel von Greenpeace. „Biosprit“, den sie lieber als „Agrosprit“ bezeichnet sei weder nachhaltig noch trage er zum Klimaschutz bei. Die Quote erhöhe den Anbau, dadurch die Flächenkonkurrenz zur Nahrungsanbau und sorge letztlich für hohe Lebensmittelpreise.
Politik hält das Versprechen nicht
Johannes Lackmann vom Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie beklagte das verloren gegangene Vertrauen der Branche in die Politik. Diese hat auf die versprochenen Biokraftstoffquotenerhöhungen gesetzt und sich entsprechend eingerichtet. Von einst 1.900 Biodieseltankstellen gebe es in Deutschalnd nur noch 250, so Lackmann.
Hans-Josef Fell, energiepolitischer Sprecher der Bundesgrünen, forderte die Bundesregierung auf, „die Chaostage beim Biosprit zu beenden, das Quotengesetz zu stoppen und statt dessen die Besteuerung reiner Biokraftstoffe zurück zu nehmen.“
Keine Qualitätskontrolle mehr
Auf Grund des Rückgangs der Biodieseltankstellen hat die Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel (AGQM) in der letzten Woche beschlossen, die Qualitätssicherung auf der Stufe der Biodieseltankstellen zu beenden. Anbieterzahl und Absatzmenge sind zu gering.
VLE