Biokraftstoff und Hunger?

Handel

Kein Zusammenhang zwischen Biokraftstoff und Hunger

Mit dem weltweit starken Anstieg der Preise für Agrarrohstoffe und Grundnahrungsmittel im Jahr 2007/08 hat eine intensive Diskussion über die möglichen negativen Folgen hoher und volatiler Preise für die Welternährung eingesetzt. Bei der Suche nach den Ursachen dieser neuen Preissituation werden, dem Zeitgeist geschuldet, voreilig Biokraftstoffe und Spekulanten genannt. Eine aktuelle Studie des Instituts für Agribusiness in Gießen untersucht die Bestimmungsgründe für das Niveau und die Volatilität von Agrarrohstoffpreisen auf internationalen Märkten und kommt zu dem Ergebnis, dass starke Preisschwankungen auf den Weltmärkten seit den 1960er Jahren keine Ausnahme sind und eine Zunahme der Volatilität durch Biokraftstoffproduktion und Spekulation empirisch nicht belegt werden kann. Prof. Dr. Dr. h.c. P. Michael SCHMITZ, Direktor des Instituts für Agribusiness betont daher: „Für das Preisgeschehen an den internationalen Rohstoffmärkten sind erstens die makroökonomischen Rahmenbedingungen einschließlich des Ölpreises verantwortlich, zweitens die Fundamentalfaktoren der Märkte und drittens unberechenbare Ad-hoc Eingriffe der Politik“. Zudem weist die Studie nach, dass es zwischen dem Weltmarktgeschehen und den Binnenmärkten von Entwicklungsländern nur eingeschränkt eine Kausalkette gibt. 80% dieser Binnenmärkte sind nicht in das Weltmarktgeschehen integriert und folgen in ihrer Preisentwicklung regionalen Gesetzmäßigkeiten, weshalb Hunger nicht zwingend von Preisen auf den Weltmärkten beeinflusst wird, sondern vor allem hausgemacht ist.

Lesestoff:

Die Studie Nr. 30 „Bestimmungsgründe für das Niveau und die Volatilität von Agrarrohstoffpreisen auf internationalen Märkten – Sind Biokraftstoffe verantwortlich für Preisschwankungen und Hun-ger in der Welt?“ aus der Reihe Agribusiness-Forschung (ISSN 1434-9787) ist als Druckversion zum Preis von 40,- Euro zu beziehen über das Institut für Agribusiness, Senckenbergstr. 3, 35390 Gießen, Tel. 0641-9937070 oder info@agribusiness.de.

Hendrik Garvert (Uni Gießen)

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