Biomarktentwicklung in Osteuropa
Handel
Bio-Osteuropa: Klein und mit Hindernissen
Der Biomarkt geht auch an den osteuropäischen Ländern nicht vorbei. Auf der BioFach gaben verschiedene Akteure von Ökoverbänden und Landwirtschaftsministerien einen Überblick.
Klein und atomistisch
In Tschechien stagniert die Entwicklung, weil Förderprogramme ausgelaufen sind, erklärte Jiri Urban. Rund 4.000 Betriebe bewirtschaften 493.0000 Hektar. Der Anteil an der Gesamtfläche beträgt elf Prozent. Allerdings sind 90 Prozent der Ökofläche absolutes Grasland in den Bergen. Urban hofft auf 2015. Da sollen neue Förderprogramme angeboten werden. Ein Viertel der Produkte geht in den Export, die Tschechen geben nicht mehr als sechs Euro pro Kopf und Jahr für die Bioware aus.
Trotz eines Wachstums von zehn Prozent bleibt der Biomarkt in der Slowenien klein. Rund 3.000 Bauern bewirtschaften mit 38.500 Hektar etwa acht Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche, berichtet Anamarija Slabe. 3,8 Prozent der Betrieb sind umgestellt, was aber noch nicht einmal für die heimische Produktion ausreicht. Slowenien muss Bioprodukte importieren. Pro Kopf geben die Slowenier 25 Euro im Jahr für Bioprodukte aus. Zu 80 Prozent kaufen sie es direkt auf den Betrieben oder auf Märkten. Für Slabe habe die europäische Agrarpolitik die Chance verpasst, mehr Akzente für den Ökolandbau zu setzen.
In Polen ist die Entwicklung anders. Seit dem EU-Beitritt ist die Zahl der Biobauern von 2.200 auf 26.000 angestiegen, die Ökofläche von 61.000 auf 674.000 Hektar. Dieser großen Vielzahl an kleinen Betrieben stehen nur 341 Verarbeiter gegenüber. In Polen sind die Bauern nur wenig in Gemeinschaften organisiert, sie arbeiten lieber für sich alleine, vermerkt Michal Rzytki aus dem Landwirtschaftsministerium. Die Regierung arbeitet allerdings an einem Entwicklungsplan für den Ökolandbau, der bis 2020 feste Ziele setzen will.
In Entwicklung ist auch der Öko-Sektor in Ungarn. Seit 2013 läuft ein Förderplan, der bis 2020 die Ökofläche auf 350.000 Hektar verdreifachen will, erläuterte Dr. Dóra Drexler vom ungarischen Forschungsinstitut für den Ökolandbau. Ungarn ist eines der Länder, die Bioprodukte, vor allem Getreide, in die EU exportieren. Der Ausfuhranteil beträgt 85 Prozent. Ungarn hat eine starke Forschungslandschaft für den Ökolandbau aufgebaut und will mit neuen Richtlinien die Kontrollen verbessern und vor allem junge Landwirte für den Ökolandbau gewinnen. Ausbildungs- und Mentorprogramme sollen dabei helfen.
Die Ukraine will da erst noch hin. Es gibt nach Angaben von Natalie Prokopchuk zwar einen Ökolandbau in der Fläche, doch schwankt der in einzelnen Regionen zwischen vier und 36 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche und zwischen drei und 16 Prozent der Betriebe. Bedeutend sind Wildsammlungen von Beeren und Kräutern. Erst 2013 trat ein Gesetz für den Ökolandbau in Kraft. Der ukrainische Ökosektor richtet sich auf Verarbeitungsstrukturen aus, wie sie in Polen und Tschechien bereits vorhanden sind. Die Richtung ist klar: Ökoexport in die EU. Daher wartet die Ukraine auch auf die Anerkennung seines Ökozeichens, die noch in diesem Jahr erfolgen soll. Für den heimischen Markt haben die Bauern mittlerweile ein komplettes Sortiment im Angebot, so dass die Verbraucher langsam mit den Bio-Produkten vertraut werden.
Hindernisse
Es gibt vergleichbare Hemmnisse für eine Ausweitung des Ökolandbaus in allen Ländern. Meist haben die Produkte ein schlechtes Image, in Ungarn sogar die ganzen Betriebe, die „außer Heu“ nichts anderes produzieren: Weder Fleisch noch Milch. In der Ukraine fehlen politische Fürsprecher in der Regierung, die dem Ökolandbau eine Chance geben und generell wollen die Öko-Vertreter die Kundeninformationen verbessern und die Vorzüge des Ökolandbaus erklären. Die bisherige Geringschätzung mündete meist in schlechten Förderbedingungen, so dass oftmals „Best Practise“ – Beispiele für die Entwicklung des ländlichen Raumes fehlen. In der Ukraine will der Verband über lokalen Medien die Aufmerksamkeit auf die Produkte von nebenan lenken.
Sowohl bei den Exportnationen als auch bei den Ländern mit kleinen, heimischen Strukturen fehlen meist lokale Vermarktungsmöglichkeiten, obwohl in den osteuropäischen Ländern insgesamt zehn Millionen Bauern wirtschaften. Nur in Ungarn und Tschechien haben sich mittlerweile zahlreiche lokale Märkte entwickelt.
Roland Krieg
[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige BioFach mit dem Suchbegriff „BF-14“ im Archiv anzeigen lassen]