BMU: Altmaier für Röttgen
Handel
Energiewende mit Altmaier
Die Energiewende ist nach Bundeskanzlerin Angela Merkel ein zentrales Vorhaben, für das Norbert Röttgen als Bundesumweltminister „entscheidend mitgewirkt“ hat. Das Bundesministerium für Umwelt (BMU) wird seine zentrale Rolle behalten, doch mit einem anderen Kopf. Röttgen musste am Mittwoch gehen und vorgeschlagen hatte Merkel den Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion Peter Altmaier.
Reaktionen
Die Linke ist skeptisch. Röttgen hatte bei der Energiewende
nur wenig Rückendeckung bei der Energiewende, so Eva Bullig-Schröter,
Vorsitzende des Umweltausschusses. „Röttgens designierter Nachfolger Peter
Altmaier hat sich bislang nicht gerade durch Aktivitäten in der Umweltpolitik
hervorgetan. Bei seinem einzigen Auftritt im Umweltausschuss ging es ihm darum,
die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke durchzupeitschen.“
Für Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch,
kommt die Entlassung zur Unzeit: „Bei der Umsetzung der Energiewende gilt es
jetzt dringend, für Klarheit zu sorgen. Zum Erdgipfel in Rio wollte die
Kanzlerin Röttgen den Vortritt lassen. In diesen Wochen entscheiden sich zudem
die EU-Klimapolitik bis 2020 und damit auch ein zentraler Baustein für eine
Investitionsstrategie gegen die Eurokrise.“ Außerdem will der EU-Umweltrat
Mitte Juni eine Vorentscheidung für das Emissionsminderungsziel der EU für 2020
herausbringen. Germanwatch fürchtet eine Schwächung der deutschen Positionen
durch die Einarbeitungszeit des neuen Ministers.
Für Eurosolar, der Europäische Vereinigung für
Erneuerbare Energien, hatte Röttgen in der CDU-FDP – Fraktion keine
Rückendeckung für seine Energiewende. „Aus Koalitionskreisen wurde Röttgen
schon länger angelastet, dass er nicht schon viel früher die Axt an die
deutsche Solarwirtschaft gelegt hat“, erklärte Eurosolar-Vorstand Stephan
Grüger. Er interpretiert, dass Röttgen nicht wegen der Wahlniederlage in NRW,
sondern wegen der Solarkürzungs-Niederlage im Bundesrat hat gehen müssen. Die
Entlassung von Röttgen mache deutlich, dass sich wesentliche Teile von CDU und
FDP sich noch nicht mit dem endgültigen
Aus für die Atomenergie abgefunden hätten. Grüger hofft, dass Altmaier die große
regionalwirtschaftliche und industriepolitische Bedeutung der dezentralen
Energiewende erkennt.
Presseschau für den 17. Mai
In der Rheinischen Post mahnt DIHK-Präsident Hans
Heinrich Driftmann eine verlässliche Umsetzung der Energiewende an: „Findet
sich nicht bald eine Strategie, laufen Energieversorgung, Energiesicherheit und
Energiepreise absehbar aus dem Ruder.“
Laut Kommentar der Westfalenpost hat Norbert Röttgen
sein Ziel als Umweltminister erreicht und im Auftrag der Kanzlerin den Graben in
der Umweltpolitik zwischen Christdemokraten und Grünen zuschaufeln. Er hatte
alle Nähe zu den Energiebossen gemieden.
Den Personalwechsel für einen noch radikaleren Wechsel
zu nutzen, forderte Stefan Müller, Parlamentarischer Geschäftsführer der
Landesgruppe in Schleswig-Holstein in den Lübecker Nachrichten: „Um die Energiewende
zu schaffen, brauche wir ein eigenständiges Energieministerium.“ Liege die Zuständigkeit
in einer Hand, sei die Effizienz in der Energiepolitik größer.
Die Neue Ruhr Zeitung kommentiert den Wechsel als
Personalpolitik der Kanzlerin. Anstatt nach der NRW-Wahl selbst zu gehen,
hoffte Röttgen bis zum Schluss auf die Unterstützung der Kanzlerin und lernte. „Mutti
kann ein ziemliches Biest sein!“. Der Nachfolger sei zwar kein „Experte, aber –
mal wieder – ein Vertrauter der Kanzlerin.“
roRo / VLE / ots