BMZ plant Textilsiegel

Handel

Biobaumwolle knapp und neues Textilsiegel

Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller hat ein Textilsiegel angekündigt. Noch in diesem Jahr soll es nachhaltige Kleidung mit sozialen und ökologischen Standards auf den Markt bringen. Jeans beispielsweise werden nicht teurer, weil die Arbeitskosten nur einen Bruchteil der Gesamtkosten ausmachen. Arbeitsrechte und Humanität sind den deutschen Kunden aber wichtig. Das BMZ sei der richtige Ansprechpartner, weil mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Deutschen Entwicklungsgesellschaft (DEG) die richtigen Partner für die Kontrolle vor Ort an der Hand seien, erklärte Sybille Pfeiffer, entwicklungspolitische Sprecherin der CDU/CSU. Wer die geforderten Standards erfüllt, erhalte das „Social-made-Siegel“. Die Wirtschaft solle freiwillig teilnehmen.

Das INKOTA-Netzwerk begrüßt den Vorstoß, weist aber darauf hin, dass ein Siegel alleine nicht ausreiche. Bereits im Koalitionsvertrag sei ein Siegel versprochen und die EU-Richtlinie für nachhaltige und faire Auftragsvergabe tritt in diesem Jahr in Kraft. Mehr Effekt sei über eine Änderung der Lieferkette zu erreichen, glaubt Bernd Hinzmann von INKOTA. Die Debatten in den letzten zwanzig Jahren hätten gezeigt, dass ein Produktsiegel alleine nur wenig ändere. Sinnvoller wäre ein Unternehmenssiegel. Die Firmen müssten dann ihre ganze Lieferkette offen legen.

Auch die Christliche Initiative Romero (CIR) ist aus vergleichbaren Gründen skeptisch. Es gibt in der Textilbranche zahlreiche Siegel, Standards und Zertifikate. Und doch ist es in den asiatischen Textilfabriken zu den dramatischen Brandkatastrophen gekommen. „Die Initiative von Minister Müller ist grundsätzlich zu begrüßen. Eine Selbstverpflichtung von Textilunternehmen, auch in einem ersten Schritt, greift jedoch zu kurz“, so Sandra Dusch Silva, Referentin für ethischen Konsum und Unternehmensverantwortung bei der CIR. Wirksam sei nur eine gesetzlich verbindliche Regelung.

Biobaumwolle wird knapp

Der Markt auf jeden Fall ist da. C&A hat am Dienstag vor einem Mangel an Biobaumwolle gewarnt. Die Nachfrage sei größer als das Angebot. Bis 2011 ist die weltweite Produktion von Biobaumwolle angestiegen, dann aber sind die Ernteerträge um acht Prozent gefallen, erklärte Thorsten Rolfes, Sprecher von C&A Europa am Dienstag. Gründe sind die Unkenntnis über den Anbau von Biobaumwolle, denn in der gleichen Zeit hätte die Hälfte der Biobaumwoll-Länder ihre Produktion erhöht. Das Textilkaufhaus setzt sich seit zehn Jahren für den Anbau von Biobaumwolle ein. Der Anteil an der Gesamtproduktion betrage aber immer noch nur ein Prozent. In der Pflicht sieht Rolfes die Textilhändler. Kooperation bis zum Feld könne den Lieferengpass überwinden und die Unternehmen müssten ihre Kunden mehr über die Vorzüge der Biobaumwolle aufklären. C&A selbst unterstützt rund 60.000 Baumwollbauern und arbeitet mit 22 Textileinzelhändlern zusammen.

Lesestoff:

C&A hat zur Steigerung des Biobaumwollanteils die Broschüre „Let´s take Bio Cotton to everyone every day“ herausgebracht: www.canda.de/biocotton

Roland Krieg; Foto: roRo

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