Brexit
Handel
Agrar-Konsequenzen eines GB-Austritts
Aus der Europäischen Union auszusteigen scheint derzeit eine gangbare Option zu werden. Neben Griechenland (Euro-Zone oder gar EU) könnte auch Großbritannien aus der EU wollen – obwohl die nördlichen Nachbarn gerade erst ihre Zugehörigkeit bestätigt haben.
Experten haben sich den Agrarmarkt der Insel angeschaut, was nach einem Ausstieg 2017 passieren könnte. Die schottische und britische Landwirtschaft, so teilt der Weltbauernverband momagri mit, setzte sich den Fährnissen des Weltmarktes aus, wobei die Akteure doch vor allem unter der aktuellen Agrarpolitik geschützt sind. Die Einschätzung stammt vom schottischen Kabinettssekretär Richard Lochhead und dem irischen Ökonom Colm McCarthy.
Weil Großbritannien viele Landwirte verloren hat und auf Importe angewiesen ist, stünde die britische Ernährungssouveränität auf dem Spiel. 2014 hat der britische Bauernverband festgestellt, dass der Anteil der Landwirtschaft am Bruttosozialprodukt zwischen 2007 und 2012 um 54 Prozent angestiegen ist. Das Land erhält aber in der aktuellen Förderperiode bis 2020 rund 29,8 Millionen britische Pfund an Direktzahlungen. Diese Gelder sind für die Bauern überlebenswichtig, weil nur zehn Prozent ohne diese Förderung überleben könnte.
Noch schlimmer: Im Wirtschaftsjahr 2013/2014 haben nach Angaben des Agrarministeriums 25 Prozent aller Marktfruchtbetriebe mit Rinderhaltung überhaupt keinen Gewinn vermelden können. Weitere 20 Prozent erzielten einen Gewinn von unter 25.000 Pfund. Das sind rund 31.738 Euro. Auch das Getreidegeschäft lief schlecht. 20 Prozent wirtschafteten nicht profitabel. Im Jahr davor waren es lediglich neun Prozent. Die vor allem in England und Wales angesiedelten Milchbauern leiden unter den aktuellen Niedrigpreisen. Ohne eine nachhaltige Preissteigerung würden in den nächsten fünf Jahren nur noch 5.000 Milchviehbetriebe übrig bleiben.
Ein „Brexit“, so das Fazit, wird zwar auch von Agrarpolitikern unterstützt, die sich gegen zu viele Regeln aus Brüssel wehren – aber eine Marktliberalisierung ohne Wirtschaftsunion wären für die britische Landwirtschaft ein Schritt näher an den Abgrund.
roRo