Britische Pubs trocknen aus

Handel

Pubs warten auf die Post-Pandemie-Party

„May I have another Pint?” “Last order, please”. Mit diesen Kenntnissen navigieren auch sprachlich ungeübte Bierfans durch die britische Pub-Landschaft. Den letzten Satz sprechen in der Regel die Wirte selbst. Demnächst könnte er von den Brauereien erschallen.

Brauereitraditionen

Die in London ansässige „Fuller, Smith & Turner“ geht auf die drei Familien im Namen zurück, die 1845 die Pub-Szene und das Biergeschäft bereicherten. Doch die Tradition des Bierbrauens reicht auf die Zeit von Oliver Cromwell zurück, als nahezu alle größeren Familien in ihren Haushalten Bier brauten. Beispielsweise im Bedford House in der Chiswick Mall. Weitreichende verwandtschaftliche Verhältnisse starteten eine Kette an verbundenen Pubs Douglas and Henry Thomson 1816 mit „Griffin“ einen Markennamen einer insolventen Brauerei übernahmen, unter der die späteren „Fuller´s pubs“ liefen. Der Name stammt vom Geschäftsmann John Fuller den ewig klammen Wirtschaftshaushalt auf ein ordentliches Fundament stellte und bald die Mehrheit an der Brauereien und ihren Pubs hatte. Die Mehrheit der heute 400 Pubs in London ist verpachtet, die anderen werden von einem Generalmanagement geleitet.

Ausfall Handelswochen

Die direkt an der Themse liegende Brauerei vor der Insel Chiswick Eyot, steht mal wieder vor einer Finanzkrise. Diesmal aber wegen der Pandemie und der Lockdowns. „Fuller, Smith & Turner“ legten am Donnerstag die Halbjahreszahlen vor. Die Vorsteuerverluste beziffern sich auf 17,9 Millionen britische Pfund. Hauptgrund ist der Ausfall von 14 von insgesamt 26 Handelswochen durch den Lockdown. Seit der Wiederöffnung konnte die Brauerei netto zwei Millionen Pfund Umsatz generieren. Aktuell geht das Management von einer bedingten Wiederöffnung ab dem 02. Dezember aus.

Daher verfolgt Hauptgeschäftsführer Simon Emeny die Nachrichten über Impfstoffe als „exzellente Neuigkeiten“ an. Fuller sei in die Zeit der Restriktionen als starkes Unternehmen gegangen und könne sich nach Ende der Pandemie schnell erholen. „Die Kunden warten auf uns“, erläuterte Emeny, auch wenn der kommende Winter noch einmal schwer für das Geschäft werde.

Hohe Verschuldung

Die Branche, und da ist Fuller nicht ausgeschlossen, schob schon vor der Pandemie eine Bugwelle an Schulden vor sich her. Im Wirtschaftsjahr 2020 waren es 178,9 Millionen britische Pfund, die schon für das erste Halbjahr 2021 auf 187,4 Millionen steigen. Das sind kurzfristige Anlagen, Darlehen und Vorzugsaktien. Bei Branchenberatern wechseln die Kurse britischer Brauereien von „wackelig“ auf „vergiftet“. Die Branche brauche dringend die große Nach-Pandemie-Party.

Roland Krieg

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