Chemlali und Chetoui aus Tunesien

Handel

Eigenvermarktung von tunesischem Olivenöl

Im Grunde kennen und schmecken wir tunesisches Olivenöl alle. Meist wird es im Großhandel nach Spanien und Italien verkauft und dort mit den heimischen Olivenölsorten verschnitten. Doch jetzt geht die tunesische Olivenölindustrie in die Offensive und bringt ihre fruchtigen Sorten selbst auf den Markt. Demnächst auch in Deutschland.

Verkanntes Olivenölland
Die Göttin Athene soll einst den ersten Olivenbaum gepflanzt haben. Auf jedenfall wird das „flüssige Gold“ schon seit der Antike in Tonkrügen gehandelt und die tunesischen Olivenölproduzenten reichen mit ihren Stammbäumen ebenso schon Jahrhunderte zurück. Nur bekannt ist das Olivenöl erstaunlicherweise nicht, obwohl die Produktionszahlen beachtlich sind: Olivenbäume wachsen auf 1,7 Millionen Hektar, was rund 20 Prozent der Weltanbaufläche entspricht. 200.000 Tonnen jährliche Olivenölernte entsprechen rund 5 Prozent der Weltproduktion und ein Viertel der Welthandelsmenge. 70 Prozent der Ernte werden exportiert, an zweiter Stelle in die EU. Doch eben nicht als Eigenmarke.

Chemlali und Chetoui
Zwei Olivensorten wachsen in Tunesien: Chemlali und Chetoui. Die erste Sorte stammt von einem kräftigen und produktiven Baum, der auch mit der Trockenheit zurecht kommt. Chetoui weist einen hohen Anteil an phenolischen Verbindungen auf und macht das Öl relativ stabil gegen Oxidation. Leider verschwinden beide Sorten in südeuropäischen Olivenölen, wo sie zur Verbesserung gerne genutzt werden.
Ändern möchte das der tunesische Olivenölpromotionsverband, der schon auf der Anuga 2007 Flagge zeigte und auch auf der Biofach in Nürnberg mit drei Firmen präsent ist. Fünf Prozent des Exportwertes zahlen die Firmen in einen Fonds ein. Mit den derzeit rund 700 Millionen Euro werden Messeauftritte, Werbematerialien und Kampagnen finanziert, so Houda Mabrouki zu Herd-und-Hof.de. Die Kampagnen fördern die Marktauftritte in den USA, Frankreich, der Türkei, Japan und Deutschland. Das Öl soll wegen seiner langen Tradition, dem Handwerk bei der Ernte und Verarbeitung und dem hochwertigen Geschmack in Flaschen unter eigenen Marken vermarktet werden, erklärt die Werbefachfrau. Die Erfolge sind beachtlich. Waren es zu Beginn nur rund 780 Tonnen in Flaschen abgefülltes Olivenöl, so sind es derzeit rund 5.500 Tonnen. Die Anzahl der teilnehmenden Exportfirmen ist von 20 auf 46 gestiegen.
Kaleed Essouaya, Manager von Huilnord, hat zwar durch langjährige Exportaktivitäten seine eigenen Geschäftskontakte, aber so sagt er zu Herd-und-Hof.de, als Vermarktungshilfe brauche auch er den Verband. Und die Exporteure sind flexibel. So hat Sabra Bio 12 verschiedene Olivenölsorten im Angebot und kann sich gezielt nach dem Vorlieben der Importländer richten. Das besondere: In einer der Plantagen gibt es Ferienbungalows und die Urlauber können sich ihr eigenes Olivenöl mischen und mit nach Hause nehmen.

Komplexe Herausforderung
Elke Peiler von der Deutsch-Tunesischen Industrie- und Handelskammer fasst die drei Hürden zusammen, die das hochwertige Öl überwinden muss: Als Öl tunesischer Herkunft ist es weitgehend unbekannt, der „All inclusive“-Tourismus nach Tunesien fördert nicht das Image hoch- und preiswürdiger Waren und Deutschland führt Importquoten gegenüber Tunesien. Schon alleine deshalb will die Olivenölindustrie in den Premiummarkt. Die hohen Erträge zahlen auch die hohen Zölle.
Der Weg in den Biomarkt erscheint lukrativer, weil dort die Kunden auch bereit sind, mehr für gute Qualität zu bezahlen. Noch leichter findet es den Weg in die Regale, wenn das Öl mit anderen Produkten „kombiniert“ wird. Der Feinkostbereich tut sich leichter, wenn neben dem Öl auch Balsamico und Wein aus Tunesien eingekauft wird.
Den Weg zum Herzen der Verbraucher hat das Öl bereits gefunden: Kalled Essouaya beschreibt ein typisches tunesisches Frühstück: frisches warmes Brot mit Olivenöl und Honig.

Lesestoff:
Mehr finden Sie unter www.tunisia-oliveoil.com
Am Ende der Woche gibt es eine neue Ausgabe von Marktplatz auf Herd-und-Hof.de mit noch mehr Informationen über tunesischem Öl und der aktuellen Exportpolitik des Landes.

Roland Krieg (Text und Foto)

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