Chilenischer Fruchtexport mit neuer Marketingstrategie

Handel

Chiles neues Marketing bündelt Kräfte und Ideen

So ganz weit weg schmiegt sich Chile westlich der Anden an den pazifischen Ozean. Doch genau das prädestiniert Chile für den Anbau gesunder vor allem mediterraner Früchte während unserer Winterzeit. Die ganze Palette frischer Vitamine kann Chile exportieren und erreichte im Jahr 2010/2011 mit 2,64 Millionen Tonnen und einer Steigerung von sieben Prozent einen neuen Exportrekord. In Europa steht zwar die Niederlande an erster Stelle, doch Bettina Stengel, Wirtschaftsattaché an der chilenischen Botschaft in Berlin, erläutert gegenüber Herd-und-Hof.de, dass über der Überseehafen Rotterdam viel nach Deutschland und Frankreich durchschleust wird.
Und die geografische Lage Chiles weist noch die Besonderheit auf, dass Ozean und Anden sowie die Atacama als trockenste Wüste der Welt das Land frei von Pflanzenkrankheiten halten. Deshalb gibt es in Chile strenge Einfuhrvorschriften von Lebensmitteln, Landmaschinen und Tieren, um diesen phytosanitären Standard aufrecht zu erhalten.

Welche Krise?

Der Frischexport hat die Weltwirtschaftskrise vergleichsweise gut überstanden und nach schneller Überwindung gleich um drei Prozent zugelegt:


Die USA bleiben nach wie vor der wichtigste Außenhandelspartner für die Chilenen. Dann kommt aber schon Europa und der wachsende Markt Südostasien ist noch weit weg. Das wird sich nach Auskunft von Bettina Stengel auch nicht so schnell ändern. 90 Prozent der Fruchtexporte werden verschifft. Nach Rotterdam sind es trotz der großen Entfernung nur etwa 23 Tage. Bis nach Fernost sind es bis zu elf Tage mehr, was eine besondere Herausforderung an die Haltbarkeit der Ware stellt.


Allerdings leidet auch Chile am europäischen Niedrigpreisniveau. In Asien werden frisches Obst und Gemüse viel mehr geschätzt und auch entlohnt. Kirschen werden statt eines Blumenstraußes bei einem Besuch überreicht. Für ein Hochzeitsgeschenk greifen die Asiaten gerne zu qualitativ hochwertiger und entsprechend hochpreisiger Ware.


Chile ist nach wie vor der weltweit größte Exporteur von Tafeltrauben, Pflaumen und Blaubeeren. Bei Avocados kommt Chile auf Platz zwei. Das größte Exportwachstum wurde mit 58,4 Prozent bei Kirschen und mit 36 und 31 Prozent bei Pflaumen und Blaubeeren erzielt.

Gemeinsames Marketing

Fruits from Chile heißt die neue Dachorganisation im Exportmarketing, die der Chilean Exporters Association (ASOEX) eingefallen ist. Unter einem Dachlogo präsentieren sich die einzelnen Fruchtverbände mit individuellem Segment. Die Verbände für Trauben und Äpfel kommen im nächsten Jahr hinzu, erklärte Bettina Stengel. Da die chilenischen Bauern keine Subventionen erhalten, müssen sich die Verbände um Marktorientierung und Vermarktung kümmern und stellten das neue Logo auf der Fruit Logistica vor.
Im Hintergrund laufen auch die Gespräche zwischen der EU und dem Mercosur, dem Chile seit 1996 assoziiert ist. Die europäischen Bauern fürchten vor allem in Frankreich und Deutschland, das ein Freihandelsabkommen ihre Arbeit erschwert, weil die Mercosur-Bauern preisgünstiger produzieren können. Bettina Stengel sieht das pragmatisch. Man müsse das Abkommen vorsichtig formulieren und dann fänden alle Seiten einen Absatzweg.

CO2-neutral

Nicht nur auf der Fruit Logistica wirbt Chile trotz der großen Transportentfernung für CO2-neutralen Handel. Der Transport mit dem Schiff ist im Vergleich mit dem Lkw per se bereits um den Faktor 3,2 günstiger. Außerdem gleicht Prochile, die für Exportförderung zuständige Regierungsinstitution, die Messeauftritte mit dem Erwerb von Wasserkraftwerkzertifikaten aus.
Chile gehört zu den „Gewinnern“ des Klimawandels. Der Anbau landwirtschaftlicher Nutzpflanzen wird nach Süden hin immer weiter ausgedehnt.

Lesestoff:

Im Jahr 2009 war Chile Partnerland der Fruit Logistica

www.chileanfreshfruit.com

Roland Krieg; Grafiken: ASOEX, Foto: roRo

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