Chinesen mögen „Made in Germany“
Handel
„Made in Germany zieht hier und in China
Im letzten Jahr gab es 2,5 Millionen Übernachtungen chinesischer Gäste in Deutschland. Fast ein Viertel mehr als im Jahr zuvor. 43 Prozent der Tax-Free-Umsätze entfallen auf diese Gästegruppe, die neben Neuschwanstein auch die bunte Welt der Warenhäuser entdeckt. Ganz aktuell soll „Roter Tourismus“ Maos Enkel sogar vermehrt nach Trier und Wuppertal locken. Den Geburtsstätten von Karl Marx und Friedrich Engels. Deutschland ist nicht mehr nur „Oktoberfest“. Selbst Birkenstock produziert Schuhe für kleinere Füße, berichtet die aktuelle Ausgabe „Der Handel“. Die Chinesen reisen mit Einkaufslisten für die Daheimgebliebenen auf dem Smartphone durch Deutschland und erhalten bei Kaufhof in Frankfurt dank Kreditkarte die Steuer gleich erstattet – für das nächste Einkaufserlebnis. Frankfurt liegt als Drehkreuz des Luftverkehrs bei den Chinesen mit einem Drittel der Tax-Free-Umsätze und einem Durchschnittsbon in Höhe von 846 Euro ganz weit vorne. In Berlin halten sie einen Anteil von 9,3 Prozent und lassen durchschnittlich 677 Euro in der Ladenkasse.
„Made in Germany“ zieht wie noch nie. Und bei den Chinesen ist es wie bei anderen Urlaubern auch: Was ihnen hier gefällt, suchen sie in China auch zu kaufen. Rotwein, Wurst und Käse finden auch im Reich der Mitte steigenden Absatz. Das bestätigt gerade die German Export Association for Food and Agriproducts (GEFA), die Anfang Mai auf der SIAL China einen großen Besucherandrang verzeichnete. Die Ausstellungsfläche wurde dort auf 350 Quadratmeter ausgeweitet. Die deutschen Exporteure trafen auf Händler in den Bereichen Fleisch und Wurstwaren, Molkereiprodukte, Bier oder Fruchtsaft. Die Exporteure waren bereits zum vierten Mal in Shanghai dabei.
Anschließend stellten sie die Produkte bis Mitte Mai auf der Seoul Food & Hotel vor. „Als Teilnehmer an beiden Gemeinschaftsausstellungen der GEFA kann ich das große Interesse von Facheinkäufern und Importeuren an unseren Produkten bestätigen. In beiden Ländern spielt das hohe Qualitätsniveau unserer Erzeugnisse eine sehr große Rolle. Speziell in China legt man angesichts zunehmender Verunsicherung von Verbrauchern in Sachen Lebensmittelsicherheit sehr großen Wert auf die hohen Sicherheitsstandards von deutschen Produkten“, sagte Peter Weishaupt, Exportleiter des Fruchtsaftherstellers Rabenhorst.
Der Run der chinesischen Kunden auf Spezialitäten aus Deutschland ist ungebrochen. So stiegen die wertmäßigen Exporte nach China nach den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts in den ersten beiden Monaten des Jahres 2016 um 62,4% auf 254,1 Mio. Euro. Spitzenreiter dabei sind sowohl im Gesamtwert (169,5 Mio. Euro) als auch im wertmäßigen Zuwachs (+78,8%) die Nahrungsmittel tierischen Ursprungs, allen voran Fleisch und Fleischwaren (+98,7% auf 110,4 Mio. Euro) und Molkereiprodukte (+52,5% auf 49,1 Mio. Euro).
Für chinesische Reisend ist die Zeit in Europa knapp. Seit 2012 können sie am Frankfurter Flughafen Landsleute als „Personal Shopper“ buchen, der die effektivsten Einkaufsmöglichkeiten kennt und bei der Mehrwertsteuer hilft.
Roland Krieg