Craft-Anstrengungen auf dem Biermarkt

Handel

Bewegungen auf dem Biermarkt

Diesmal konnte das Statistische Bundesamt zum dritten Quartal mal wieder einen gestiegenen Bierabsatz vermelden. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum haben die Bundesbürger 3,4 Prozent, das sind rund 0,9 Millionen Hektoliter, mehr Bier getrunken. Im dritten Quartal haben die hier ansässigen Brauereien 26,6 Millionen Hektoliter Bier ausgeschenkt. Nicht enthalten in diesen Zahlen sind Biere aus Drittstaaten, alkoholfreie Biere und Malztrunk.

Größeres Wachstum zeigten Biermischungen mit alkoholfreien Getränken, wie Limonaden, Cola und Fruchtsäften. Diese Biere haben einen Marktanteil von 5,3 Prozent errungen und wurden mit 1,4 Millionen Hektolitern abgesetzt.

Traditionelles Bier rückläufig

Auf lange Zeit gesehen, befindet sich Bier auf dem Rückzug. Der Pro-Kopf-Konsum ist in den letzten 30 Jahren von 150 auf 105 Liter pro Jahr gesunken. Demgegenüber hat die Zahl der Brauereien in Deutschland netto um 100 auf 1.350 zugenommen. Woher kommt die Gründerstimmung in der Brauereibranche, wo doch jüngst Weltmarktführer Anheuser Busch InBev aus Belgien in einem Megadeal die britische Brauerei SABMiller übernommen hat und jetzt jedes dritte Bier aus dem Konzern stammt?

Bierköstlichkeiten

Die gelernten Brauer von der TU München aus Weihenstephan können seit mehr als zehn Jahren ihrem Spieltrieb freien Lauf lassen. „Welche Chancen hat eine mittelständische Brauerei in einem von Verdrängung gekennzeichneten Markt“, fragte Marketingexperte Karsten Triebe aus Stralsund in der Lebensmittelzeitung (43/2015).

Seit Jahren verdreifacht sich das Handwerksbier, wie „Craft-Beer“ übersetzt werden kann. Spezialbiere aus Minibrauereien mit dem Namen Rotbier, Zwickel oder Glüh-Bier erobern die Gaumen der Konsumenten. Das sind rauchige Weizenbiere oder Biere mit Wildblumenhonig. Mit einem Marktanteil von vielleicht zwei Prozent sind diese Biere aber kaum mehr wegzudenken und fordern die Puristen kurz vor dem 500. Jubiläum des Bayerischen Reinheitsgebotes im Jahr 2016 heraus.

So nehmen Spezialbiere und lokale Brauereien zu und trotzen dem Lebensmittelhandel, der Bier als Angebotsware verschleudert und wie billiges Schnitzel als Lockangebot nutzt. Da kann ein Sixpack Craft auch schon mal fast 20 Euro kosten. Kein Wegschlürfen in zwei Halbzeiten, sondern Genuss bei besonderen Anlässen. Oder ein maßvolles Genussbier am Abend.

Während Bayern bei traditionellem Bier gewohnt die Nase vorn hat, hat nach Marktanalyse von Nielsen Baden-Württemberg dem Nachbarland bei Spezialbieren den Rang abgelaufen.

Roland Krieg, Foto: roRo

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