Das Adventskalenderdorf
Handel
Dannenfels am Donnersberg
Eigentlich ist der Weihnachtsmarkt im pfälzischen Luftkurort Dannenfels nach dem 1. Advent vorbei. Doch er dient nur als Startschuss für den gemeinsamen Countdown, der die Bürger und Touristen bis Weihnachten täglich in dem kleinen Städtchen allabendlich zusammen führt.
Vor fünf Jahren begann der Verein Kunst und Kultur am Berg, Ideen zusammen zu tragen, was das zwischen Mainz und Kaiserslautern gelegene Dannenfels zum Weihnachtsdorf machen könnte. Jetzt feiert das drei Kilometer lange Dorf am Fuße des Donnersberg seit fünf Jahren im Dezember jeden Abend ein gemütliches Fest. Bis zum Heiligen Abend wird an jedem Tag an einem Haus ein Rolladen hochgezogen oder ein Vorhang gelüftet: Wie bei einem Weihnachtskalender kommt ein eigens geschmücktes Fenster zum Vorschein, vor dem sich zwischen 18:30 und 19:30 Uhr bis zu 100 Menschen versammeln. Irmtraud Leo vom Dannenfelser Kulturverein verriet Herd-und-Hof.de am Telefon, dass die Idee zum Adventskalenderdorf gleich im ersten Jahr sehr gut angekommen und mittlerweile in der ganzen Region bekannt ist.
Natürlich gibt es bei der Fenstereröffnung auch Glühwein, Kinderpunsch und einen Imbiss. Was aber das Zusammensein wohl besonders ausmacht, sind die Geschichten, die bei den Fenstereröffnungen vorgetragen werden und die Musik. Derjenige, der das Fenster gestaltet hat lädt Freunde und Verwandte ein, zu denen sich Nachbarn und Besucher zu einem gemütlichen Stelldichein versammeln. Jeden Tag bis zum Heiligabend.
„Weihnachten bei uns am Berg“ heißt der Oberbegriff der Geselligkeit. Dazu gehört aber noch mehr. Irmtraud Leo weist auf den 3. Advent hin, an dem die Weihnachtsgeschichte im pfälzischen Dialekt gespielt wird. Für das nächste Jahr sind bereits 15 „Fenster“ schon vergeben.
Countdown bis zur Ankunft
Advent ist das lateinische „Ankunft“ und bezieht sich auf die Geburt Jesu. Im 19. Jahrhundert begannen Protestanten nach und nach Bilder an die Wand zu hängen, um die verbliebene Zeit zu verdeutlichen. Die einfachste Formen des weihnachtlichen Herunterzählens war der Strichkalender, bei dem Kinder jeden Tag einen Kreidestrich von der Wand wischen durften.
Das erste gedruckte Exemplar zeigte um 1851 Kindheitserlebnisse des schwäbischen Pfarrersohnes Gerhard Lang aus Maulbronn. Die Mutter malte 24 bunte Kästchen und befestigte ein „Wibele“ auf jedem Bild.
Die Kalender mit einem Türchen gibt es erst seit den 1920er Jahren.
Das Wibele
Das Wibele ist ein Gebäck mit den Ausmaßen von 22 mal 12 Millimetern. Aus Biskuitmasse ähnelt es dem Russisch Brot, formt aber eher eine tropfenähnliche Schuhsohle. Die Herstellung des winzigen Gebäcks erforderte in den 1770er Jahren viel Geduld, weswegen Hofkonditor Jakob Christian Wibel den Winzling „Geduldszeltle“ nannte. Das heute als Dessertgebäck nach seinem Erfinder benannte Wibele kommt aus dem Hohenloher Land und wird seit 1763 ununterbrochen vom Familienbetrieb Cafe Bauer in Langenburg hergestellt. Die „echten Wibele“ sind seit 1911 durch das Berliner Patentamt sogar geschützt.
„Falsche“ können Sie sich jederzeit selbst herstellen:
5 kleine Eiweiß. 125 g Puderzucker, 180 g Mehl, 1 Päckchen Vanillezucker.
Die Eiweiß werden zu steifem Schnee geschlagen, dann mit dem Puderzucker, Mehl und Vanillezucker, alles fein gesiebt, vermischt. Auf ein mit Butter bestrichenes Blech setzt man mit einem Spritzsack je zwei Tropen nah beieinander, so dass die zierliche Form der Wibele entsteht. Im warmen Zimmer lässt man sie über Nacht trocknen und backt sie am anderen Tag recht hell. Sie sind so schnell fertig, dass man praktisch darauf warten kann.
Bisher erschienen: Engelke Markt in Emden und Gut Grambow in MV
VLE
Fotos: Tourist-Information Dannenfels