Das Frischeherz fürs Kühlregal
Handel
Verpackung als Frischeindikator
Verpackungen müssen schön anzusehen sein, weil das Auge mitkauft. Verpackungen erfüllen allerdings in erster Linie sachliche Zwecke: Sie schützen das Produkt vor Licht, Luft und Schimmel, Zerknautschen oder Vermischung. Da Verbraucher immer „convenienter“ werden und Ware gerne im voraus kaufen, steigen die Anforderungen an die Produkte und deren Verpackungen. Höchste Qualität und Frische jederzeit und griffbereit. Daher müssen Verpackungen immer „intelligenter“ werden wussten bereits die Verpackungsexperten auf der „European Conference on Fresh Food Packaging“ Ende 2004.
„OnVu“-Label im Praxistest
Nicht nur der Verbraucher, sondern auch der Handel möchte bei der Warenanlieferung bereits überprüfen können, ob die Ware noch frisch ist. Ein israelisch-schweizerisches Forscherteam hat in Zusammenarbeit mit der Ciba Spezialitätenchemie ein Frische-Label entwickelt, dass zur Zeit im Praxistest ist. Ein herzförmiger Apfel als Aufdruck führt einen Kern aus wärmesensiblen Pigmenten, deren Aktivität unmittelbar vor der Auslieferung durch UV-Licht gestartet wird. In Abhängigkeit zur Zeit und zur Temperatur hellt der Pigmentkern gegenüber der Umrandung auf und zeigt daher mit einem Blick, ob das Produkt noch gut ist oder aus dem Regal genommen werden soll: Wenn nämlich der Kern heller wird als die Referenzumrandung.
Im Fokus der Produktentwicklung stehen gekühlte Produkte und Obst. Später sollen Fleisch, Milchprodukte und Fisch hinzukommen und der Farbanzeiger eignet sich auch für Blutkonserven oder Impfstoffe. Allerdings zeigt das Etikett nur das Ende des Regallebens an. Eine unsachgemäße Unterbrechung der Kühlkette kann damit nicht sicher angezeigt werden.
Aber trotzdem ist es ein weiteres Frischemerkmal für den Kunden, dem meist nur der Blick auf das Mindesthaltbarkeitsdatum anzeigt, wie sicher das Produkt ist. Die Farbkennung weist eine zusätzliche Produktqualität aus.
Zur Zeit sind verschiedene Firmen dabei, das einfach aufzudruckende Etikett zu testen. Welche Firmen das sind konnte Ciba wegen der laufenden Tests auf Nachfrage nicht verraten. Wer aber so ein Produkt anbietet, der wird seinen Mitbewerbern gegenüber einen Differenzierungsvorteil aufweisen und schnell Nachahmer finden. Die Lebensmittel Zeitung wusste bereits, dass die Kosten für den Aufdruck bei 1 bis 2 Cent pro Label liegen. Das können sich auch die Branchen leisten, die eine kleine Gewinnspanne aufweisen, wie Molkereien – und angesichts der Reaktionen der Verbraucher auf beispielsweise den Gammelfleisch-Skandal, ist die Ernährungsindustrie auch bereit, diese Geld in das Verbrauchervertrauen zu investieren.
Roland Krieg; Grafik: Ciba Spezialitätenchemie AG