"Der Anbau ist ernstlich anbefohlen"

Handel

Kulinarische Kartoffeltour in Brandenburg

>So muss es einst gewesen sein: Leierkastenmusik schwelgt über das Kopfsteinpflaster und im Vordergrund disputiert der Müller von Sanssouci im Leinenhemd mit Dreispitz und langer Pfeife mit seiner höchsten preußischen Majestät, dem "Alten Fritz": Natürlich über die Kartoffel, denn "Die Kartoffel ist Preussen", so eines der vielen Zitate des Königs. Seinem Adjutanten, Agrarminister Dr. Dietmar Woidke blieb es in der Brandenburger Landesvertretung beim Bund vorbehalten die nackten Zahlen zu benennen. Demnach "ist der Kartoffelanbau in Brandenburg auf dem besten Weg in die Nischenproduktion. Noch immer verbinden viele Menschen die Märker und ihre Streusandbüchse mit ihrem Nationalprodukt, der Kartoffel."

"Kartoffeln sind märkische Geschichte"
Die Speisekartoffel gehört zu den Feldfrüchten, die keiner EU-Marktordnung unterliegen: keine Prämien, keine Fördermittel. Der Preis wird nur über Angebot und Nachfrage gebildet, so dass die Brandenburger Bauern in den letzten Jahren vorwiegend zur Direktvermarktung übergegangen sind. 1989 gab es noch fast 124.000 ha Kartoffelanbau in Brandenburg - heute sind es nur noch 13.067 Hektar, etwa 1,25 Prozent der Ackerfläche. Und von denen sind nur 3.100 Hektar mit Speisekartoffeln bepflanzt, der Rest geht in die Stärkeproduktion. Das liegt unter anderem daran, dass gegenüber 1950 die Deutschen noch 200 kg pro Kopf und Jahr verzehrten. Heute sind es nur noch 41 kg. Dagegen ist der Anteil veredelter Produkte, wie Chips oder Pommes, gewachsen.
Wegen der rückgängigen Fläche ist für Brandenburgs Bauernpräsident Udo Folgart "jede Aktivität für die Kartoffel wichtig". Brandenburg soll ein Land der Flächenbewirtschaftung und nicht der Flächenpflege sein: "Die Kartoffel gehört dazu."
Neue Einsatzfelder sind der Ersatz von Kunststoffen auf Erdölbasis durch Kartoffelstärke zur Herstellung von Schalen, Bechern, Teller und Besteck. Ganz neu könnte die Bioethanolerzeugung als Benzin- oder Dieselzusatz werden. Woidke sieht Chancen für neue Veredlungsprodukte. Zur Zeit gibt es aber nur drei Stärkefabriken in Brandenburg.

"Was des Königs Soldaten bewachen, muss Gold wert sein"
Mit seinem Kartoffelbefehl von 1756 und dem Trick, Testfelder scharf "durch wegschauen" bewachen zulassen, damit die neugierigen Bauern, das wertvolle Gut stehlen und selbst anbauen, machte der "Alte Fritz" die Knolle berühmt.
Zusammen mit der Marketingagentur pro agro, dem Verband zur Förderung des ländlichen Raumes, lädt der Tourismusverband Fläming Berliner und Brandenburger zu einer "Kulinarischen KartoffelTour" durch die Region südwestlich von Berlin. Die teilnehmenden Betriebe, darunter über 20 Landgasthäuser, bieten den Besuchern vielfältige Möglichkeiten: Neben dem Kartoffelkauf, können die verschiedensten Gerichte einmal gleich mit manchem Gastwirt zusammen gekocht und verkostet werden, sowie: wer es mal wieder ausprobieren möchte, kann seine Kartoffeln auch selber ernten. Neben Hochseilgarten und Skater-Strecke profiliert sich der Fläming als "Spezialitätenregion rund um die Kartoffel". Alle Adressen und Telefonnummern der Betriebe finden Sie unter www.flaeming-tourismus.de.

"Kartoffeln verputzen im Dienste des Vaterlands"
Die Kartoffel hat zu unrecht den Ruf eines Dickmachers. Pell-, Salzkartoffeln und Püree haben, so der aid Infodienst aus Bonn, nur 70 - 80 kcal je 100 Gramm, weil sie ohne oder nur mit wenig Fett zubereitet werden. Bratkartoffeln, Kroketten und Kartoffelpuffer haben, obwohl mit Fett gebacken, auch nur einen mittleren Energiegehalt von 100 - 200 kcal/100 g. Richtig voll mit Fett saugen sich hingegen die Pommes aus der Friteuse, die dann schon 270 kcal aufweisen. Backofen-Pommes schaffen auch 255 kcal je 100 Gramm.
Wer Kartoffeln einmal anders ausprobieren möchte, für den hält pro agro folgendes Rezept bereit: Kartoffel-Napfkuchen für vier Personen:

Zutaten:
200 g gekochte Kartoffeln vom Vortag, 250 g Mehl, 1 Päckchen Backpulver, 100 g Margarine, 175 g Zucker, 1 Ei, 1/2 Zitrone, 125 g Rosinen, 1/8 Liter Milch, 1 Prise Salz, 1 Päckchen Vanillesoßenpulver, Butter
Zubereitung:
Margarine, Zucker, Ei, Salz, Zitronensaft schaumig rühren. Soßenpulver in der Milch anrühren, geriebene Kartoffeln dazugeben und unterheben. Mehl sieben und mit dem Backpulver zu de schaumigen Margarine geben. Die Rosinen zuletzt untermischen. Den Kuchen in einer gefetteten, ausgebröselten Form etwa 60 Minuten bei Mittelhitze backen. Nach dem Erkalten stürzen, mit zerlassener Butter bestreichen, mit Puderzucker besieben oder mit Schokoglasur beziehen. Diesen Kuchen frisch auftragen.

VLE wünscht: Guten Appetit.

Zurück