Der Biermarkt in den Philippinen
Handel
Philippinen lieben Bier
Mit 78 Prozent hat Bier das größte Marktvolumen bei alkoholischen Getränken in den Philippinen. Das sind umgerechnet rund 2,1 Milliarden Liter pro Jahr. Da die Philippinen zahlreiche Freihandelsabkommen geschlossen haben, sind die Inseln ein begehrtes Exportziel internationaler Brauereien. Doch mehr als ein Prozent macht importiertes Bier nicht aus. Die starke Wirtschaft und die junge und wachsende Bevölkerung versprechen jedoch neue Marktanteile.
Attraktiver Markt
Von 105 Millionen Einwohnern sind 52 Prozent jünger als 24 Jahre. Fast die Hälfte lebt in Städten. Vor allem amerikanische Produkte haben einen hohen Stellenwert. Die jungen Konsumenten bevorzugen vermehrt „gesunde“ Nahrung, Bioprodukte, Convenience-Ware und Delikatessen. Rund 20 Millionen Menschen verdienen mehr als 12.500 US-Dollar im Jahr und sind Ziel von Exportaktivitäten. Der Einkommens-Durchschnitt liegt bei 3.000 US-Dollar. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium erwartet Zuwächse auf dem philippinischen Markt. Im Jahr 2018 wurden Agrarprodukte für rund 2,9 Milliarden US-Dollar über den Pazifik hinweg verkauft. Für das aktuelle Jahr soll das Volumen auf 3,2 Milliarden US-Dollar steigen.
Philippinische Brauereien
In den Philippinen gibt es zwei heimische Brauereien, die sehr unterschiedliche Marktanteile besitzen. Die San Miguel Brauerei aus dem Jahr 1890 deckt 93 Prozent des Biermarktes ab und ist die zehntgrößte Asiens. Außerhalb der Philippinen ist sie in China, Indonesien, Thailand und Vietnam stark vertreten. Heute bietet sie zehn verschiedene Sorten für die Kunden an
Deutlich jünger ist die erst 1982 gegründete Asia Brewery und braut neben eigenen Sorten auch eine US-Sorte unter Lizenz (Colt 45). Frühere Lizenzen von Budweiser oder Carlsberg waren hingegen nicht erfolgreich und wurden wieder eingestellt. Seit 2016 besteht ein Vertrag mit Heineken, im Jahr darauf folgt ein Vertrag über ein belgisches „Witbier“. Das ist ein „belgisches Weißbier“, das in den 1950er Jahren zeitweise sogar vom belgischen Markt verschwand, aber mittlerweile auch von der deutschen Brauerei Köstritzer als Spezialität wieder eingeführt wurde.
Hopfen und Gerste werden in den Philippinen nicht angebaut und müssen seit jeher importiert werden. Gebraut wird meist mit Hopfen aus den USA und Gerste sowie Malz aus Australien. Malz und Hopfen werden mit einem Zollsatz von einem Prozent günstig ins Land geholt. Für gebrautes Bier ist ein Zollsatz von 15 Prozent fällig. Innerhalb der asiatischen Wirtschaftsgemeinschaft ASEAN liegen die Zollsätze bei null Prozent.
Importbiere kommen seit 2004 überwiegend aus Malaysia über Singapur und haben mit 20 Millionen Liter im Jahr 2011 ihren Höhepunkt gefunden. Das meiste stammte von Heineken, das jetzt von der Asia Brewery vor Ort selbst gebraut wird. Damit gingen die Importzahlen merklich zurück. Platz für Spezialbiere ist aber noch. So kommen Stella Artois aus Belgien, Corona aus Mexiko und Singh aus Thailand auf den philippinischen Markt.
Mikrobrauereien
Der Import von Craft Bieren hat die Philippiner zur Gründung von Mikrobrauereien angeregt. Heute gibt es rund 60 dieser kleinen Manufakturen, die mit der Craft Beer Association oft he Philippines (CBAP) sogar einen eigenen Verband haben. 46 der Mikrobrauereien sind im Norden auf Luzon angesiedelt. Nach Angaben des Verbandes werden etwa 10 Millionen Liter in 200 verschiedenen Biersorten gebraut.
Das meiste Bier dient mit Preisen unter 1,50 US-Dollar pro Liter dem Massenmarkt, während hochwertige Biere mit höheren Preisen langsam an Marktanteilen gewinnen. Das liegt am Marketing mit Bier-Verköstigungen, Aufklärungskampagnen und viralen Infos in den sozialen Netzwerken. Umworben werden Hotels und Restaurants zur Listung von Bier. Im Rahmen des Gesundheitstrends gewinnt Bier mit wenig Kalorien und wenig Alkohol an Freunde.
Chancen auch für Deutschland
Neben Bier bietet das Land generell für Nahrungsmittel einen wichtigen Absatzmarkt. Nach Angaben von Germany Trade & Invest geben die Philippiner 41,3 Prozent ihrer Haushaltsausgaben für Nahrungsmittel und Getränke aus. 4,4 Prozent sind durchschnittlich für Restaurants gebucht. Die Konsumgüterindustrie erfreut sich hoher Nachfrage. Der Einzelhandelsumsatz in den Philippinen lag 2016 bei 137 Milliarden US-Dollar, 2017 und 2018 soll er jeweils um 5,5 Prozent gestiegen sein. Der Einzelhandel expandiert auf der Fläche.
2017 stieg der Export deutscher Nahrungsmittel und Getränke in die Philippinen um 21,8 Prozent auf 220,7 Millionen Euro. Fleisch und Molkereiprodukte liegen dabei ganz vorn. Einer der größten Wachstumssegmente sind Honig und Zuckerwaren. Langnese hat 2018 den Sprung mit Honig auf das Archipel gewagt.
Die Philippinen entwickeln ihren Nahrungsmittelsektor. Die Verarbeitungstiefe und die Qualität soll verbessert werden, wie es das Beispiel Bier zeigt. Dieser Sektor ist der größte Verarbeiter im Land und steuert 51 Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung bei. Im Jahr 2016 lag der Sektor bei etwa 30 Milliarden US-Dollar. Die Nahrungsmittelerzeugung ist sehr kleinteilig, aber San Miguel ist nicht nur eine Brauerei. Der größte Player hat 2018 sein Geschäft in der neuen Tochter San Miguel Food and Beverages konsolidiert. Neben der Verarbeitungstechnik müsse auch in Schulung und Ausbildung in der Verarbeitung verbessert werden. Ziel des Landes ist den Export heimischer Produkte innerhalb des ASEAN zu steigern.
Roland Krieg