Der Einkauf entscheidet über das Klima

Handel

Endverbraucher-Fußabdruck

Wenn es um die Klimafreundlichkeit des Konsums geht, stehen Erzeuger und Handel bei den Reduzierungsstrategien der Treibhausgase ganz oben auf der Agenda. Doch der Verbraucher am Ende der Wertschöpfungskette kann mehr tun, als bislang angenommen. Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Elmar Schlich von der Justus-Liebig-Universität Gießen hat den „Consumer Carbon Footprint“ (CCF) neu berechnet. Fazit: Der Einkauf im städtischen Umfeld schneidet am besten ab.

Einkauf mit dem Auto ist Gift

Schnell die Brötchen mit dem Auto holen, den Wocheneinkauf oder den Wein für das Abendessen: Wer schnell ins Auto springt, der kann beim Lebensmittelhandel auf großzügige Parkplätze hoffen. Kaum ein Geschäft, das heute ohne Parkraum auskommt. Doch die Einkaufswege der Kunden belasten das Kima stärker als bislang angenommen. Je Kilogramm Einkauf wurden bislang 107 Gramm Kohlendioxid berechnet. Prozesstechniker Prof. Schlich kommt auf ganz andere Werte. Der mittlere CFF-Wert beträgt 280 Gramm Kohlendioxid pro Kilogramm Einkauf. 83 Prozent der Konsumenten nutzt das Auto für das Shoppen und legt dabei durchschnittlich 2.600 Kilometer in Jahr zurück.
Die Ergebnisse der Studie spiegeln dabei die Bevölkerungsstruktur und die Wahl des Verkehrsmittels wider. In der Stadt Gießen emittieren die Konsumenten lediglich durchschnittlich 124 Gramm Kohlendioxid pro Kilogramm Einkauf. Nur 46 Prozent der Kunden fahren mit dem Auto. In der Universitätsstadt fahren viele Studenten mit dem Fahrrad oder nutzen das Semesterticket für den Einkauf. Wer nahe des Innenstadtrings wohnt, geht auch zu Fuß.
Verkehrsmittel, Einkaufsstrecke und Einkaufsmenge haben einen hohen Einfluss auf den CCF. So schlagen spontane Einkäufe, wie das Brötchen holen am Sonntag mit einem hohen CCF zu Buche. Im Idealfall sollte die Einkaufsstrecke möglichst kurz und die Einkaufsmenge möglichst hoch sein, erläutert Prof. Schlich. Die Ergebnisse weisen auf Vorteile in einem städtischen Umfeld hin. Auf dem Land werden die längeren Wege höhere Emissionen nach sich ziehen.
Weitere Forschungen sollen folgen. So ist die Beziehung zwischen der Haushaltsgröße und dem Einkauf noch offen – oder ob die Kundschaft von Bioläden einen geringeren CCF aufweist als die der konventionellen Geschäften.

Lesestoff:

Sima A, Möhrmann I, Thomae D, Schlich E: Einkaufswege als Teil des Consumer Carbon Footprints (CCF) - Zum Anteil des Endverbrauchers an der Klimarelevanz von Prozessketten im Lebensmittelbereich. ErnährungsUmschau 59 (2012) 9, 524-530. DOI: 10.4455/eu.2012.960

roRo

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