Der Wert der öffentlichen Güter

Handel

Neubewertung der Natur

Den „richtigen Preis“ zu bestimmen ist schwierig. Die Milchpreisdiskussion in Deutschland hat das Zeug, Verbrauchern das Problem nahe zu bringen. Ist der Milchpreis nicht kostendeckend, geben zunächst die Bauern auf, die in den Mittelgebirgen aufwendiger produzieren. Was passiert nach der Betriebsaufgabe mit dem Grünland? Wer kommt dafür auf, dass es nicht verbuscht und letztlich zu Wald wird? Unattraktiv für Wanderer und Urlauber. Zahlen die Kunden die Umweltleistungen der Bauern nicht über den Milchpreis, zahlen es alle über steuerfinanzierte öffentlichen Ausgaben.
Verständlicher wird das Thema, wenn die öffentlichen Ausgaben einen ökonomischen Wert erhalten und in der wirtschaftlichen Bilanz verrechnet werden können. Auf der Suche nach dem ökonomischen Wert der öffentlichen Güter Luft und Wasser, Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit hat TEEB jetzt den ersten Bericht für Politiker herausgebracht. Bis Mitte 2010 sollen Ausgaben für Geschäftsleute und Bürger folgen. TEEB steht für „The Economics of Ecosystems and Biodiversity“, ist beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) angesiedelt und wird unter anderem von der EU und dem Bundesumweltministerium unterstützt.

Unsichtbares sichtbar machen
Laut Studie sind in den letzten zwanzig Jahren Fortschritte gemacht worden, die ökonomischen Werte der Natur offen zu legen. Vieles steht in der Identifizierung und Quantifizierung der Werte jedoch noch aus. Vor allem geht es um die ökonomische Bewertung der so genannten „öffentlichen Güter“, die für alle zugänglich sind und keinem Wettbewerb unterliegen. Deren „Nutzen“ wird verschieden empfunden. Politische Entscheidungen können über ihre Wirkungen auf die Biodiversität auf Nachbarregionen wirken, was eine Bewertung zusätzlich schwieriger macht. In der Summe führe das zu einer schleichenden Unterbewertung der Ökosysteme und die TEEB-Studie will mit verschiedenen Bewertungen auf die Lösung dieser Fragen aufmerksam machen.

Beispiel Sri Lanka
Das Küstenland Muthurajawela im Norden Sri Lankas wurde nach verschiedenen Leistungen bewertet. Die Region steht unter einem Urbanisierungs- und Industrialisierungsdruck. Landwirtschaft, Fischerei und Feuerholz tragen zwar beträchtlich zum Einkommen der Menschen in Höhe von 150 U-Dollar je Hektar und Jahr bei, aber andere „Nutzungen“ übersteigen diesen Wert um das Vielfache. Der ökonomische Gegenwert verringerter Überschwemmungen wird mit 1.907 US-Dollar angegeben und die Vorteile einer Behandlung von Industrie- und Haushaltsabwässern beträgt 654 US-Dollar pro Hektar und Jahr.

Beispiel Thailand
Werden beispielsweise in Südthailand Mangrovenwälder in Shrimpsfarmen umgewandelt, können die Investoren je Hektar und Jahr mit einem Gewinn von 1.120 US-Dollar rechnen. Nach fünf Jahren werden die Teiche wieder rückgebaut. Dabei entstehen Kosten in Höhe von 9.318 US-Dollar je Hektar, die vorher nicht berücksichtigt wurden und von der Allgemeinheit bezahlt werden müssen. Die Entscheidung über die Landnutzung fiele anders aus, würden Kosten und Nutzen neu bewertet:
Die Studie setzt für die hauptsächliche Feuerholznutzung der Mangrovenwälder 584 US-Dollar je Hektar an. Hinzu kommen 987 US-Dollar durch Küstenfischerei und 10.821 US-Dollar Wertansatz je Hektar für den Küstenschutz. Diese Summe von rund 12.500 US-Dollar überstieg nicht nur deutlich die privaten Gewinne der kommerziellen Shrimpsfarmen von 1.220 US-Dollar. Der ökonomische Nutzen der unveränderten Mangrovennutzung übersteigt auch die Summe aus Shrimpsnutzung und anschließender Renaturierung der Mangrovenwälder.

Lesestoff:
www.teebweb.org

roRo

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