Die erfolgreiche Bio-Gemüse - Lieferkette

Handel

Bio-Obst und -Gemüse: Mehr Betriebe und Produkte durch Kooperation

Gerade bei Obst und Gemüse hinkt das Bio-Angebot der Nachfrage deutlich hinterher. Schon seit Jahren, ohne das sich etwas wirklich geändert hat. Deshalb haben Dr. Andrea von Allwörden und Dr. Bettina König von der Humboldt Universität Berlin mit dem Projekt „Biokoop“ in drei deutschen Gemüseanbau-Regionen einmal auf die Hindernisse geschaut, wo es auf dem Weg zwischen Bauern, Händler und Handel in der Lieferkette knirscht. Nach drei Projektjahren in Berlin-Brandenburg, der Pfalz und im westlichen Niedersachsen haben die beiden Agrarökonominnen das Ergebnis auf der Nürnberger BioFach vorgestellt.

Das Risiko ist auf allen drei Stufen groß, wird jedoch unterschiedlich definiert. Den Landwirten fehlen faire Preise und eine „Rückumstellungssicherheit“. Bei der Umstellungsphase ändern sich oftmals die sozialen Kontakte im Dorf. Auf dem Betrieb müssen die Kontrollzeiten organisiert werden und die zusätzliche Büroarbeit für die Rückverfolgbarkeit. Wer auf „bio“ umstellt muss sich neue Fachkompetenz suchen. Mitunter fürchten Bauern auch die höheren Handelsklassen, sagte Dr. von Allwörden.

Dem Großhandel fehlt es an Betrieben und muss mit saisonalen Unter- und Überlieferungen umzugehen wissen. Für die Fragen „Wann liefert wer welche Mengen?“ gibt es oft nur unbefriedigende Antworten. Zudem bieten Betriebe zu wenig Saisonverlängerung an, was Verbraucher als Selbstverständlichkeit erwarten. Liefert der Betrieb keine Ware, die preiswert genug ist, sucht sich der Händler schnell woanders Ersatz, so Dr. von Allwörden. Passiere das öfters, sind die Lieferbeziehungen weg.

Dem Einzelhandel fehlen leistungsstarke Lieferanten, fasst Dr. König zusammen. Auch wenn sich Betriebe zu Erzeugerorganisationen zusammenschließen, sind meist nur wenige Betriebe auf der Webseite als Kontaktadresse aufgeführt: „Alle reden durcheinander und keiner koordiniert!“

Weitere Hemmnisse sind nach Dr. König Beratungen und Forschung: Die Beratung versteht sich meist nur als Anbauberatung, hilft beim vermarkten nicht und die Forschung hat die Hemmnisse in der Lieferkette noch nicht als Untersuchungsgebiet erfasst.

Die Politik versuche mit dem Regeln von Fördersätzen Angebote und Nachfrage zusammen zu bringen. Auch ist nach Dr. von Allwörden die Verbändepolitik wenig hilfreich. Die verschiedenen Standards teilen „einen eh´ schon kleinen Markt noch weiter auf“, erläuterte sie. Lediglich in Brandenburg arbeitet die Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau verbandsübergreifend an der Nachfragedeckung.

Biokoop hat aber auch gezeigt, was getan werden kann. Die Agrarökonominnen haben sich mit dem regionalen Großhandel zusammen gesetzt, Marktanalysen erstellt, Kontakte geknüpft und beispielhaft an der Terminierung von Mengenanlieferungen gearbeitet. Und das mit Erfolg, denn in einem Veränderungsprojekt für Obst und Gemüse durch mehr Kommunikation und Kooperation wurde das folgende Ergebnis erzielt: Mehr Betriebe, mehr Produkte!

Roland Krieg, www.aid.de

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