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Handel

Fischer-Tropsch von Südafrika bis China

Seit 50 Jahren arbeitet Südafrika mit dem Fischer-Tropsch-Verfahren. Das Land an der Südspitze Afrikas setzt dabei auf die traditionelle Kohleverflüssigung (Coal to Liquid – CtL) und Gas to Liquid – (GtL). Damit nutzt das Land seine natürlichen Ressourcen, um Synthesegas aber nicht nur für den Straßenverkehr zu gewinnen. Brian Tait von der South African Synthetic Oil (Sasol) zeigte auf dem zweiten BtL-Kongress in Berlin die angewandten Stoffströme auf. Südafrika fördert rund 48 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr von denen 30 Mio. t verflüssigt werden. Außerdem nutzen die Anlagen der Sasol noch importiertes Gas aus Mozambique, um Kohlenstoffprodukte herzustellen. Zwei Anlagen produzieren pro Tag 150.000 Barrel Kraftstoff, wobei vom Volumen her ein Barrel dem traditionellen Erdölfass von 159 Liter entspricht. Ein drittes Werk stellt täglich 15.000 Barrels Ausgangsprodukte für die chemische Industrie her. Dabei haben sich über den Zeitablauf zwei verschiedene Temperaturverfahren etabliert, die einmal bei 320 bis 350 °C und im Niedertemperaturbereich bei 220 bis 205 °C arbeiten.
Brian Tait berichtete von den Testreihen, auch Biomasse als Ausgangsstoff in die Anlagen zu integrieren. Obwohl die CtL und GtL-Technik gegenüber der BtL-Technik viel mehr CO2 produzieren, bleiben die Südafrikaner bei ihren Vorgaben. Der wesentlichste Grund ist das Fehlen ausreichender Biomasse. Selbst bei einer einprozentigen Beimischung erforderten die bestehenden Anlagen ein Volumen von 265 Kilotonnen pro Jahr. Zudem ist die pflanzliche Ausgangsbasis für südafrika weniger transportwürdig als die energiedichte Kohle.
Nach Berechnungen von Sasol wird GtL-Diesel die Weltnachfrage nach Diesel entlasten. 2005 wurden täglich rund 13,5 Mio. Barrel verfahren. Jährlich steigt der Bedarf um drei Prozent. So prophezeit Tait, dass GtL-Diesel den neuen Bedarf zu 13 Prozent und den absoluten Bedarf zu vier Prozent abdecken kann.
Dazu braucht es aber weltweit neue Anlagen. Sasol ist daher rund um den Globus bereits aktiv. In Afrika wird nur eine neue Anlage in Nigeria mit einem erwarteten Ausstoß von 34.000 Barrel gebaut. Interessanter ist der Markt in China. Da werden gerade in Shenhua und Ningxia Anlagen für jeweils 80.000 Barrel am Tag aus Kohle durchgerechnet.

„Wir brauchen neue Technologien“
Prof. Dr. Klaus Noweck von der Anlagentechnik Lurgi AG in Frankfurt/M. zeigte auf, dass die Weltregionen mit dem aktuellen Energieverbrauch nicht deckungsgleich mit den Regionen sind, in denen sich die wachsende Weltbevölkerung aufhalten wird. Gerade die Küsten Afrikas und Süd- sowie Südasien werden äußerst energiehungrig, weil die Menschen sich die gleichen Rechte herausnehmen, wie es die Europäer nach dem zweiten Weltkrieg taten. Aktuell werden 3,8 Milliarden Erdöl auf der Welt pro Jahr verbraucht. Die pflanzlichen Öle schaffen gerade einmal 125 Millionen Tonnen.
Die Ungleichgewichte zwischen Energieverbrauch und Energiereserven, sowie zwischen endlichen und erneuerbaren Quellen stellt nach Prof. Noweck eine große Herausforderung dar. „Wir brauchen neue Technologien, die Ungleichgewichte auszubalancieren.“ Die Chinesen werden zwischen 2000 und 2020 ihre Anzahl von Autos auf 150 Millionen Fahrzeuge verfünffachen und den Aufwand für Ölimporte bei einem Barrel-Preis von 30 US-Dollar auf 100 Milliarden vervierfachen.
Dabei ist China reich an Kohle. 2003 produzierten sie 1.566 Millionen Tonnen Kohle. Dieses Potenzial wird die künftige Basis für die Energie- und Kraftstoffproduktion sein. Die Chinesen sehen mittlerweile den Bedarf an erneuerbaren Energien und steigen langsam in die Produktion von Biodiesel ein. Prof. Noweck schätzt einen zweiprozentigen Anteil bis 2006 und kommt auf rund 2,3 Mio Tonnen Biodiesel, die zu einem Drittel in den Transportsektor fließen. Es gibt allerdings in China nur drei Firmen, die Diesel verkaufen dürfen. Und Sinopec, Petrochina sowie Sinochem sind nicht gewillt Biodiesel aus anderen Quellen zu dulden.
Für das Reich der Mitte sieht der Anlagentechniker auch nicht die Festlegung auf eine bestimmte Technik für ein bestimmtes Produkt voraus. Das Synthesegas aus dem Fischer-Tropsch-Verfahren wird in China für Methanol, Salzsäure, Stadtgas, Polycarbonate oder Propylen zur Verfügung stehen. In China wird demnächst die weltgrößte Anlage für Propylen aus dem Fischer-Tropsch-Verfahren fertig gestellt sein.

Schwarzenegger goes Bio
Seit dem 25 April 2006 hat der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger das Gesetz S-06-06 in Kraft gesetzt, um für den Staat Kalifornien die Produktion und Anwendung von Biotreibstoffen und Bioenergie voranzutreiben. Auch Kalifornien will weg vom Öl, was nicht immer deckungsgleich mit den Plänen der Bundesregierung der USA ist, stellte Jim Boyd von der kalifornischen Energiekommission fest. Der Sonnenstaat hat ein großes Potenzial an ungenutzter Biomasse, die Restholz aus der Forstwirtschaft, sowie Abfällen aus der Landwirtschaft und in der Stadt einschließt.
Der Bioenergy Action Plan schreibt fest, dass 20 Prozent des kalifornischen Biokraftstoffes bis 2010 selbst produziert werden müssen. 10 Jahre später sollen es 40 Prozent sein und bis 2050 werden drei Viertel des Kraftstoffes das Signet „Made in California“ tragen. Strom soll in dem gleichen Zeitraum zu 20 Prozent aus Biomasse gewonnen werden. Jim Boyd heißt die BtL-Technik in Kalifornien willkommen, weil sie gegenüber der bestehenden Biodieselproduktion „keine technischen oder qualitativen Mängel aufweise“.

Lesestoff:
Alle Partner der Allianz für synthetische Biokraftstoffe und die aktuellsten Studien sowie Zahlen finden Sie unter www.fnr.de
Dort finden Sie auch eine BtL-Plattform.
Unter den zahllosen Quellen sollen hier noch besonders die Pilotanlagen für BtL hervorgehoben werden: www.choren.com und www.fzk.de
Den kalifornischen Aktionsplan gibt es unter www.energy.ca.gov
Die hauptsächlich beteiligten Ministerien sind das www.bmelv.de und www.bmu.de
Damit ein zukünftiger Welthandel von Bioenergie fair bleibt, gibt es dazu Studien unter www.fairbiotrade.org (Kein Teilnehmer der Konferenz)

Roland Krieg

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