Die Zukunft der Mehrwertsteuer
Handel
Vorschlag für Standard-Mehrwertsteuererklärung
Arbeiten am europäischen Mehrwertsteuersystem sind ausdauernd. Am 01. Dezember 2010 hat die EU ein „Grünbuch über die Zukunft der Mehrwertsteuer“ vorgelegt. Die Mehrwertsteuer macht rund 20 Prozent der Staatsausgaben aus, ist aber in jedem Mitgliedsland unterschiedlich hoch. „Die Zeit ist reif für eine ehrgeizige Mehrwertsteuerreform“, verkündete damals der litauische EU-Kommissar für Steuern und Zollunion, Algirdas Semeta. Die EU hat drei Visionen für ein künftiges Mehrwertsteuersystem.
Praktikabel gestalten
Vor allem für Unternehmen, die in mehreren EU-Ländern tätig sind, muss die Mehrwertsteuer praktikabel gestaltet werden. Ein einfacheres und transparentes System würde die Unternehmen entlasten und den grenzüberschreitenden Handel forcieren.
Effizienter gestalten
Effizienz kann durch eine breitere Steuerungsbemessungsgrundlage und durch eine eingeschränkte Anwendung des ermäßigten Steuersatzes erreicht werden, ohne Steuern für die Bürger erhöhen zu müssen. In einigen Ländern könnte der Steuersatz sogar gesenkt werden, wenn Ermäßigungen und Ausnahmen abgeschafft würden.
Betrug beenden
In der so genannten Mehrwertsteuerlücke werden rund 12 Prozent der fälligen Mehrwertsteuer nicht erhoben. Betrug, Rechenfehler und Insolvenzen verursachen europaweit jährlich rund 190 Milliarden Euro Steuerausfall. Nach Anteil am Bruttoinlandsprodukt liegt Deutschland mit einem Prozent zwar am Ende der Lückenliste, doch die Summe von 26,9 Milliarden Euro im Jahr 2011 ist nach Italien und Frankreich die drittgrößte Summe in der EU [1].
Satz des Bestimmungslandes
Die Kommission will vor allem die Besteuerung nach Ursprungsland beenden. Ein neues EU-weites Steuersystem wird auf der Basis des Bestimmungslandes stehen, also den Mehrwertsteuersatz geltend machen, in dem der Kunde ansässig ist.
Standard-Mehrwertsteuererklärung
Am Mittwoch hat die EU einen Vorschlag für eine Standard-Mehrwertsteuererklärung
eingereicht. EU-weit werden jährlich rund 150 Millionen
Mehrwertsteuererklärungen eingereicht. Zwischen den Mitgliedsstaaten sind die
Abgabefristen, die verlangten Angaben und die Formulare unterschiedlich, so
dass Unternehmen, die in mehreren EU-Ländern tätig sind, zwei Erklärungen
abgeben müssen. Künftig soll eine Standard-Mehrwertsteuererklärung die
bisherigen Formulare ersetzen und die Verwaltung vereinfachen. Das vereinfachte
Verfahren sei leichter zu beachten und weniger fehleranfällig.
Geplant ist, die neue Steuererklärung monatlich einzureichen,
Kleinstunternehmen brauchen das nur einmal pro Quartal zu machen. Die jährliche
Erklärung soll künftig wegfallen. Mit der Einführung des Standardformulars soll
der Datenverkehr vereinfacht werden, denn die Erklärung kann auch online
gemacht werden.
Lesestoff:
Vorschlag für die Standard-Mehrwertsteuererklärung: http://ec.europa.eu/taxation_customs/taxation/vat/key_documents/legislation_proposed/index_en.htm
[1] EU-Studie zur Mehrwertsteuerlücke im September 2013. http://ec.europa.eu/taxation_customs/resources/documents/common/publications/studies/vat-gap.pdf
EU überprüft ermäßigte Steuersätze
Roland Krieg