Dioxin-Bonus für Bio-Handel
Handel
Bio-Branche mit zwei Prozent mehr Umsatz
In den Jahren 2006 bis 2008 erzielte der Naturkosthandel Wachstumsraten von 18, 15 und zehn Prozent. Im Wirtschaftskrisenjahr stagnierte der Umsatz, im letzten verzeichnete die Branche nach Prof. Dr. Götz Rehn, Geschäftsführer von Alnatura, wieder ein Plus von zwei Prozent. Marginal, gut aus der Krise gekommen oder Schönmalerei? Auf dem Medientag vor der BioFach kamen die Experten ins Schwimmen, wie die zwei Prozent zu bewerten sind.
„Qualitativer Anstieg“
Von
den 35.000 Lebensmittelgeschäften sind 2.436 dem Naturkostfachhandel
zuzuordnen. Es könnte mehr verkauft werden und die Läden suchen derzeit im
Ausland nach Ware. Der Trend im Naturkosthandel geht zum Laden von mehr als 400
Quadratmeter Fläche. Nach Marketingexperte Klaus Braun haben im letzten Jahr 70
neue Bio-Supermärkte auf- und rund 100 kleinere Geschäfte zugemacht.
Nach
Thomas Dosch von Bioland nimmt der konventionelle Handel der Biobranche Wind aus den
Segeln, wenn er mit vergleichbaren Argumenten wie Regionalität, Nachhaltigkeit
und ökologischem Fußabdruck die Argumente der Bio-Branche übernimmt und in die
„Kommunikationsschlacht“ wirft. Außerdem wirken die allgemeine Preissteigerung
und die Stagnation der Ausweitung des Biosortiments im konventionellen Handel.
So werden die zwei Prozent vor allem durch ein sattes Plus im
Naturkostfachgeschäft getragen, das fast zehn Prozent ausmachte. Thomas Dosch
von Bioland wertet das als qualitativen Anstieg. Die Verbraucher kaufen Bio
dort, wos sie beraten werden und Vertrauen herrscht. In Summe: 5,9 Milliarden
Euro Umsatz im Jahr 2010, was einen Anteil am Gesamtmarkt für Lebensmittel von
drei bis vier Prozent bedeutet.
Der Dioxin-Effekt
Der
Jahresbeginn 2011 hat dem Naturkosthandel einen neuen Boom gebracht. Dioxin hat
die Verbraucher in die Geschäfte geführt, die sich in den Vorjahren einen
Vertrauensbonus aufgebaut haben. Im Krisenfall lösen sie ihn ein.
Dr.
Anke Zühlsdorf hat in der ersten Februarwoche eine Momentaufnahme auf der Basis
einer repräsentativen Umfrage erhoben, wer warum im Bioladen kauft. Ein Viertel
aller Käufer hat aufgrund der Dioxinbefunde sein Verhalten geändert. Von denen,
die reagiert haben, übten 18 Prozent Verzicht auf Fleisch und Eier, elf Prozent
sind teilweise auf Bio umgestiegen, jeweils rund drei Prozent kauften bei
Direktvermarktern und im Fleischerfachgeschäft. Der Verzicht auf Fleisch und
Eier war größer als der Umschwung zum Biohandel. Auf dem Eiermarkt wurde
deutlicher reagiert als beim Schweinefleisch. Nach Zühlsdorf liegt das vor
allem daran, das der Wandel bei Eiern billiger und der Marktanteil bei
Schweinefleisch gering ist. Erfahrungsgemäß bleibt etwa ein Drittel der
Neukunden dem Naturkosthandel treu, ergänzte Elke Röder, Geschäftsführerin beim
Bundsverband Naturkost Naturwaren (BNN).
Klaus
Braun hatte für Januar die Vergleichszahlen zum Vorjahr: dank Dioxin erzielte
der Großhandel ein Umsatzplus von 20 und der Naturkostfachhandel von 15
Prozent. 12 Prozent mehr Kunden frequentierten die Bioläden.
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