Diskussion zur Transformation

Handel

Ökologische und soziale Wirtschaftspolitik

„Greening the Economy“ ist die große Herausforderung der künftigen Wirtschaft. In der Heinrich-Böll-Stiftung fand zu diesem Thema eine Diskussion am vergangenen Donnerstag statt. Unter anderem wurden die Gäste gefragt, ob der Schwung der ökologischen Gegenbewegung zum Klimawandel verpufft sei.

Nach Prof. Dr. Ottmar Edenhofer, stellvertretende Direktor und Chefökonom des Potsdam-Institut für Klimafolgeforschung antwortete mit zwei Metaphern:
Zehn Leute sind auf ihrem Weg durch die Wüste und versuchen zur nächsten Oase zu kommen. Zwei Leute haben schon die Hälfte der Wasservorräte getrunken. Wie soll nun gehandelt werden wenn man zur nächsten Oase gelangen will?
Ein Auto fährt direkt auf eine Wand zu. Soll es nun Vollgas geben um eventuell die Mauer zu durchbrechen? Oder sollte man versuchen einen direkten Aufprall zu verhindern, indem man versucht den Wagen in eine Position zu bringen die tangential zur Wand führt - also ein schrittweises Reagieren ohne den Fluchtpunkt aus den Augen zu lassen?
Dr. Edenhofer zieht den Schluss, dass dem Fortschritt eine neue Richtung gegeben werden muss, um nicht gegen die Wand zu fahren. Dabei muss die Produktivität an eine neue Eigentumsordnung gekoppelt werden. Richtwerte sind Energieeffizienz und ökologischer Footprint. Dabei ist eine Politik gefragt, die sich an den sozialen Grenzen des Wachstums orientiert. Der „Statuswettbewerb“ müsse zurückgenommen und ein Wertewandel herbeigeführt werden. Die allgemeinen Güter wie Meere, Wälder und Atmosphäre müssen rechtlich geschützt werden.



Walter Steinmeier, Fraktionsvorsitzender der SPD,
forderte als Antwort auf die gegenwärtige Situation ein neues wirtschaftliches Denken. Dazu gehörten veränderte Innovationsstrategien und eine Politik, die getragen von einem gesunden Pragmatismus, der sozialen Spaltung entgegenwirkt und den Menschen wieder Hoffnung mache.



Jürgen Trittin, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen betont, dass die ökologische und soziale Transformation die Gesellschaft zu einer neuen Beziehung zum Markt führen müsse. Der Markt werde nicht mehr als eine win-win-Situation angesehen, sondern als einen Platz, an dem mit mehr Gleichheit und Fairness eine Lastenverteilung erreicht werden soll. „Green new deals“ ist keine konfliktfreie Politik. Trotz oder gerade wegen der aktuellen Politikverdrossenheit forderte Trittin die Menschen auf, sich wieder mehr in die Politik einzumischen.

Lesestoff:
Greening the Economy. Böll-Tagung 2010
Die TEEB-Studie wurde im letzten Jahr auf der Biodiversitätskonferenz in Nagoya, Japan, vorgestellt und will der Natur und ihren Ressourcen einen ökonomischen Wert zuschreiben

Ralf Flucke (Text und Fotos)

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