Doha: Die letzte ihrer Art?
Handel
Lamy macht Hoffnung auf Doha
Anlässlich des 10jährigen Bestehens des World Trade Institut in Bern hat am Freitag WTO-Generaldirektor Pascal Lamy die Veränderung des Welthandels in den letzten Jahrzehnten skizziert.
Neue Handelssichten
Nach Lamy haben Transport, die Wirtschaftstektonik und globale Unternehmen das Gesicht des Welthandels in den letzten Dekaden erheblich geändert. Im letzten Jahr war das Volumen des Welthandels 30 Prozent größer als im Jahr 2000 und 150 Prozent mehr als im Jahr 1990.
Heute sei es preiswerter einen Container von Marseille nach Shanghai zu transportieren als von Marseille in das 100 Kilometer entfernte Avignon. In den letzten 15 Jahren haben vor allem die Schwellenländer ihren Handelsanteil von einem Drittel auf fast die Hälfte des Volumens der industrialisierten Länder erhöht. Im gleichen Zeitraum haben die Südländer ihren Handel untereinander von einem Drittel des Volumens auf die Hälfte erhöht. Einen großen Anteil an der Ausdehnung des Handels nehmen die globalen Unternehmen ein. Sie streuen ihre Investitionen innerhalb der Wertschöpfungskette auf verschiedene kostengünstige Märkte, in die sie, nach Lamy dann auch Investitionen fließen lassen. Heute konkurrierten nicht mehr die USA und China miteinander, sondern die Wertschöpfung von Nokia mit der von Samsung.
Lamy folgerte in Bern, dass der Welthandel auf neue Bewertungsmaßstäbe gesetzt werden müsste. Neue Handstatistiken sollen nicht mehr den Warewert dem letzten Verladeort zuordnen. Die Wertschöpfung auf jeder Handelsstufe solle extra erfasst werden.
Doha: die letzte ihrer Art?
Verhandlungen über den Welthandel bleiben von Veränderungen nicht ausgespart. In einer Welt ohne größere Handelsbarrieren und mit einer Vielzahl an Freihandelszonen mache das Aufrechnen einzelner Zölle kaum noch Sinn, so Lamy. Auch die Bedingung, dass erst alles beschlossen ist, wenn auch das letzte Verhandlungsproblem gelöst sei, könne Verhandlungen komplizieren. Nach Lamy leiden die armen Länder darunter am meisten. Vor allem die USA und Europa werden sich daran gewöhnen müssen, dass schwellen- und Entwicklungsländer den Verhandlungsvorgang bestimmen werden. Sie könnten auch abseits der großen Verhandlungsrunden eigene „plurilaterale“ Vereinbarungen treffen.
Umso wichtiger sei es die Doha-Runde endgültig abzuschließen, mahnte Lamy einmal mehr. Sie dauert schon ein Jahr länger als die Uruguay-Runde – mit acht Jahren die bislang längste. Die Doha-Runde könnte den Wechsel vom „alten Markt“ zu einem „neuen Markt“ vollziehen.
Lesestoff:
Vor zwei Jahren hat ein Streit zwischen den USA und Indien die Doha-Gespräche in Genf unerwartet platzen lassen.
roRo