E-Mobilität wird der Regierung peinlich

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E-Mobilität ohne Saft

Die Bundesregierung ist heute noch stolz darauf, dass in Deutschland das erste Auto gebaut wurde. Dieser Satz steht am Anfang des Portals zur Elektromobilität und will die Ernsthaftigkeit und Professionalität des Projektes unterstreichen. Deutschland will „Leitanbieter und Leitmarkt für Elektromobilität“ bis 2020 werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat schon 2011 eine Million E-Fahrzeuge versprochen.

Allein Reimar Hellwig reiste in zwanzig Tagen so ziemlich einsam und verbissen auf seinem E-Scooter vom Bodensee bis nach Schweden. Der Bundesverband e-Mobilität hat den 73-jährigen Ende März als Helden des künftigen E-Road-Movies aufgebaut, der seine Abenteuer mit 5.000 Watt und 80 Stundenkilometern über den Verband zur Verfügung stellt. Dort heißt es auch: „Man muss was machen, nicht nur reden. Es ist bereits fünf nach zwölf.“

Doch die Zeit ist noch viel weiter fortgeschritten, wie der Bayerische Rundfunk schon im letzten Jahr im Märchen über die Elektromobilität darstellte. Beim Batteriebau vom Ausland abgehängt, planen die Autokonzerne lieber Hybridmodelle für die Oberklasse. Reine Elektrofahrzeuge seien schon als Nische abgestempelt.

Die Anfrage von Bündnis 90/die Grünen brachte es an den Tag: Anfang Februar haben sich Vertreter der Bundesregierung mit Vertretern der Automobilindustrie getroffen. Nur Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, für deren Kernressort der Umstieg auf ein Elektroauto vorgesehen ist, war nicht eingeladen. „Es handelte sich um ein informelles Gespräch mit einem begrenzten Teilnehmerkreis“, entschuldigt das Verkehrsministerium die Ausgrenzung.

Eigentlich wollte sich die Opposition nur um den aktuellen Stand der E-Mobilität erkundigen. Doch 20 Antworten lang wurde kein einziger Termin genannt, der in der Zukunft liegt. Außer den wortgewaltigen Ausführungen der eigenen Internetseite folgte kein konkreter Stand, keine konkrete Zahl, kein einziges Datum. Einige Antworten sind deutlich kürzer als die Fragen: „Es wurden keine Beschlüsse gefasst“. „Der Dialog wird fortgesetzt“. „Die Bundesregierung prüft die verschiedenen Optionen zur weiteren Förderung der Elektromobilität sehr ernsthaft. Dazu gehört auch die Frage der Kaufprämie.“

Es gab sogar einen Antwortkurschluss: Die Antwort zu den Fragen 12 und 13 (Kaufprämie und Ladeinfrastruktur) lautete: Es wird auf die Antworten zu den Fragen 5 und 6 (Zeithorizont Folgetreffen) verwiesen. Diese lauteten: Kein Beschluss und Fortführung des Dialogs.

So präzise politisch geplant, fährt Rentner Hellwig auch noch 2020 mit seinem E-Scooter einsam in den Sonnenuntergang.

Lesestoff:

https://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Themen/Energiewende/Mobilitaet/podcast/_node.html

www.bem-ev.de/mit-73-jahren-auf-dem-elektroroller-durch-europa/

www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/kontrovers/elektroautos-elektromobilitaet-e-autos-104.html

Roland Krieg

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