EHEC: 150 Mio. € - und ein neues Management?
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EHEC: Musterschüler in der Kritik
Nach Artikel 191 der Verordnung über die gemeinsame
Organisation der Agrarmärkte hat am Dienstag EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos auf
einer Sondersitzung der Agrarminister 150 Millionen Euro Entschädigung für die
Gemüsebauern vorgeschlagen. Der Deutsche Bauernverband zeigt sich zunächst
einmal zufrieden, weil die EU damit den unverschuldeten Schaden bei den
Gemüsebauern anerkannt hat, der ihnen durch den Absatzeinbruch durch die
EHEC-Suche entstanden ist.
Die Summe ergibt sich aus einem Satz in Höhe von 30
Prozent des durchschnittlichen Referenzpreises der Jahre 2007 bis 2010 im Juni
und soll rückwirkend zum 26. Mai gewährt werden. Die Agrarminister wollen mehr,
Ciolos wird das prüfen. Zudem soll die Entschädigung zwischen den Mitgliedsstaaten
gerecht aufgeteilt und nicht nach dem „Windhundverfahren“ zugeteilt werden, so
der DBV. Die Summe würde nur einen Tropfen auf den heißen Stein bedeuten, denn vielerorts
ist der saisonale Frischmarkt komplett weggebrochen. Wöchentlich soll europaweit
ein Schaden in Höhe von 400 Millionen Euro entstehen.
Für Alexander Bonde, Landwirtschaftsminister in
Baden-Württemberg, ist die „Ankündigung von Dacian Ciolos ein wichtiges Signal“.
Die Entschädigungen sollen aber auch rasch und unbürokratisch ausbezahlt
werden.
Neues Krisenmanagement
Mittlerweile rückt das deutsche Krisenmanagement auch
in den kritischen Fokus der Europäischen Union. EU-Gesundheitskommissar John
Dalli forderte von den EU-Ländern ausgewogene Reaktionen und einen Verzicht auf
voreilige Schlüsse. Sabine Will von den Linken kritisierte die „totale
Verwirrung in Deutschland“, die erst zu den desaströsen Konsequenzen geführt
hätten. Zudem habe die komplexe Lieferkette eine schnelle Identifikation der
Quelle behindert.
Demgegenüber nahm die französische Abgeordnete Corinne
Lepage von den Liberalen die deutschen Behörden in Schutz: „Vorbeugung muss
weiter Vorrang haben“, sagte sie, denn menschliche Belange seien wichtiger. Der
Engländer James Nicholson von den Konservativen empfahl, mehr Energie auf die
Vermeidung ähnlicher Vorfälle zu verwenden, als das Krisenmanagement zu
kritisieren.
Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Grünen/EFA,
forderte eine europäische Koordination „für Seuchenerkennung und Bekämpfung“.
VLE