Eierverarbeiter in der Kritik
Handel
Eier: Keine Orientierung bei verarbeiteter Ware
Der heutige Tag ist dem Heiligen Franz von Assisi gewidmet, dem Schutzpatron und Begründer des Franziskaner Ordens. Heute ist Welttierschutztag.
Tierschutz ist mehr als nur große Skandale
Brandenburgs Agrarminister Dr. Dietmar Woidke: „Auch wenn der Tierschutzgedanke in den letzten Jahren mehr und mehr Fuß gefasst hat, ist es dennoch unverzichtbar, den Blick der Öffentlichkeit immer wieder auf den Tierschutz zu lenken. Bei allen bestehenden unterschiedlichen Auffassungen kann es nur durch ein gemeinsames Handeln gelingen, die gesetzten Ziele für einen noch wirksameren Tierschutz zu erreichen.“
Woidke hebt die vielen ehrenamtlichen Einsätze der Tierschützer hervor, die ohne Emotionalität und Verantwortung nicht möglich wären. Das Bundesland hat insgesamt 19 Vereinen über eine Million Euro zur Sicherstellung von Heim- und Haustierplätzen übergeben. Allein für die Katzenkastration zur Reduzierung der überhand nehmenden freilebenden Katzenpopulation wurden seit 1992 rund 928.000 € bereitgestellt, teilte das Ministerium mit.
Tierheime nehmen den heutigen Tag meist zum Anlass, Besucher zu begrüßen und neue Mitarbeiter zu gewinnen. Woidke appelliert an den persönlichen Einsatz jeden einzelnen: „Das beginnt bei uns selbst als Tierhalter, bei der Aktivität in Tierschutzereinen, bei unserem Kaufverhalten und nicht zuletzt bei unserem Engagement für den Tierschutz als Bürger.
„Scharfer Angriff auf die Großen“
Mit einem „scharfen Angriff auf die großen Marken der Lebensmittelbranche“ begeht der Deutsche Tierschutzbund den Welttierschutztag. Als Kampagnenziel hat sich der Verband die Fertigprodukte ausgesucht, die mit Eiern aus der Käfighaltung hergestellt wurden. Ob Eierlikör, Fertignudeln oder Fertigkuchen, ob flüssig oder als Pulver. Jährlich werden nach Angaben der Tierschützer fünf Milliarden Eier aus der Käfighaltung verarbeitet, ohne dass der Kunde das bemerken kann. Deswegen finden sich Birkel, Coppenrath & Wiese, Bahlsen und Verpoorten auf der Zielscheibe wieder.
Code für das Haltungssystem: 0 = Ökologische Erzeugung; 1 = Freilandhaltung; 2 = Bodenhaltung; 3 = Käfighaltung; es folgen das Länderkennzeichen, die 5-stellige Betriebs- und die Stallnummer |
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„Wir fordern eine verlässliche Ei-Kennzeichnung, bei der auch deutlich wird, aus welcher Tierhaltung das Lebensmittel oder die Zutaten kommen“, unterstreicht Tierschutzpräsident Wolfgag Apel seine Aktion. Das Argument, Eier aus der Käfighaltung seien hygienischer, weist er als „PR-Märchen“ zurück.
Zur Kampagne sind Produkte der vier großen Marken mit stark zerfledderten und ausgemergelten Hühnern und der Namenserweiterung „Qual“ gekennzeichnet worden.
Übergang nicht schnell genug
Für das Verbot der Käfighaltung gibt es eine mittlerweile verlängerte Übergangszeit. Betriebe, die ein verbindliches Betriebs- und Umbaukonzept vorgelegt haben, können noch bis ende Dezember 2008 Käfige nutzen. Ab dem 01.01.2009 ist es dann damit vorbei. Furore macht seitdem die so genannte Kleingruppenhaltung, die bei Tierschützern nicht unumstritten ist. Sie ist ihnen noch immer zu klein.
Als einen Rückschritt bei der EU-Verordnung bezeichnet es der DBV, dass die Kleingruppenhaltung nicht mit einem eigenen Haltungscode versehen wird, wie es zu Jahresbeginn noch diskutiert wurde. Damit hätte dem Verbrauchern ein Fortschritt in der Umsetzung des Tierschutzrechtes signalisiert werden können. Jetzt werde die Kleingruppe mit dem Käfig-Code 3 versehen. |
Zumindest Bahlsen prüft rechtliche Schritte gegen die Kampagne des Tierschutzbundes. Ansonsten verweist der Handel auf ein Positionspapier des Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL): Käfigeiern sind hygienisch einwandfreier und entsprechen den Homogenitätsanforderungen der Industrie.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) sieht in der Kleingruppenhaltung einen Durchbruch im gesundheitlichen Verbraucherschutz, der den Tieren eine sozialverträgliche Gruppenbildung ermöglicht.
Der Berufsstand fürchtet, dass andere europäische Länder, die bei der Einstellung der Käfighaltung dem EU-Fahrplan folgen sind, die Produktion übernehmen.
Der DBV endet in seiner Stellungnahme zum Welttierschutztag mit dem Appell: „Bitte helfen Sie mit, durch ihre Kaufentscheidung die Legehennenhaltung Deutschlands nicht in Länder abwandern zu lassen, in denen die Käfighaltung weiterhin erlaubt ist.“
Dafür muss der Kunde aber auch in verarbeiteten Produkten erkennen können, wo welche Eier drin sind. Dr. Oetker verzichtet seit Mai 2007 auf Verwendung von Käfigeiern.
VLE; Foto: Deutsche Legehennen