Eine Milliarde umstrittene Kaffeesteuer

Handel

Einnahmen aus Kaffeesteuer sind konstant

An den Zapfsäulen führen die Tankstellenpächter den Steueranteil noch einmal extra aus, damit die Verbraucher sehen, welchen Anteil die Steuer am Endpreis hat. Auf dem Kaffeepäckchen ist das nicht der Fall – könnte sich aber lohnen. Seit dem 01. Januar 1993 wird die Kaffeesteuer als Fertigproduktsteuer erhoben und spült dem Bund jährlich zwischen 0,973 und 1,161 Milliarden Euro in die Kasse. Am Dienstag hat das Statistische Bundesamt (Destatis) aus gegebenem Anlass die Höhe der aktuellen Kaffeesteuer aus dem Jahr 2008 bekannt gegeben: 1,008 Milliarden Euro. Die Kaffeesteuer wird als Verbrauchssteuer auf Röstkaffee mit einem Steuertarif von 2,19 je Kilogramm und bei löslichem Kaffee mit 4,78 Euro je Kilogramm erhoben. Zusätzlich werden kaffeehaltige Waren wie beispielsweise Capuccino, Eiskaffe und Café au Lait bei der Einfuhr in das deutsche Steuergebiet gemäß ihrem Kaffeeanteil mit der Steuer belastet.

Petition gegen Kaffeesteuer
Anlass ist die Online-Petition beim Deutschen Bundestag gegen die Kaffeesteuer, weil, so der Antragsteller, heimische Kaffeeunternehmen im internationalen Wettbewerb wegen der zusätzlichen Steuer benachteiligt seien. Zusätzlich deshalb, weil der ermäßigte Steuersatz von sieben Prozent ja auch noch auferlegt ist. In der EU erheben nur noch Belgien und Dänemark eine Kaffeesteuer. Mit der Reduzierung könnte der Kaffeekonsum angekurbelt werden, so die Idee, was sich auch positiv auf die Erzeugerländer auswirken würde.
Die Kaffeesteuer gab es schon lange vor 1993 – allerdings nicht als Fertigproduktsteuer, sondern als Relikt einer Luxussteuer. 1781 hat der Alte Fritz das Kaffeemonopol eingeführt und war bis zur Gründung des Deutsche Reiches 1871 als Kaffeezoll eine der wichtigsten Einnahmequellen der vielen Einzelstaaten. 1993 wurde die vergleichbare Teesteuer abgeschafft, die für Kaffee aber beibehalten. Auf Druck der Kaffeeindustrie. Angeblich hat man sich von der steuerlich bedingten Kostenerhöhung weniger Konkurrenzdruck versprochen und steigende Gewinne, mutmaßt Prof. Dr. Dr. Hans Fehr von der Universität Würzburg.
Die Online-Petition will mit der Abschaffung der Kaffeesteuer Ressourcen schonen: Jedes Gramm Kaffee, das geröstet wird, muss beim Zoll deklariert werden. Ohne Steuer, kein administrativer Aufwand.
Die Kaffeesteuer sei gelegentlich sogar höher als der Einkaufspreis. Fiele sie weg, könnte das auch die Nachfrage nach fair gehandeltem Kaffee steigern – er wäre nicht mehr so teuer.

Lesestoff:
Die Petition können Sie hier einsehen. Bis zum 25. August ist sie noch offen:
https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=5671

roRo

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