Elektroautos überzeugen nicht
Handel
Kaufprämie alleine reicht nicht für die Elektromobilität
Der Verkehr ist derzeit das größte Problem auf dem Weg zur Bio-Ökonomie. Der Sektor hat beim Klimaschutz den größten Nachholbedarf. Das industriepolitische Signal, wie Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Kaufprämie für Elektroautos bezeichnete, hat sich nach den ersten Zahlen als laues Lüftchen entpuppt. Gabriels Minsterium hatte für Ostdeutschland gerade einmal 29 Autos am Tag gezählt, die aufgrund der Kaufprämie neu auf die Straßen gelangten [1].
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) hat zum Stichtag 01. Januar 2017 die ganze Statistik veröffentlicht. Demnach wurden bundesweit 5.129 reine Batteriefahrzeuge, 3.892 Hybrid-Fahrzeuge und zwei Brennstoffzellenfahrzeuge (eins in Hessen und eins in Nordrhein-Westfalen) zugelassen. Ohne Bayern und Baden-Württemberg wäre die Prämie ein totaler Reinfall geworden. Dort wurden mit 1.036 und 1.418 Batterieautos mehr als die Hälfte der prämienbezogenen Käufe getätigt. Im großen Flächenland Mecklenburg-Vorpommern waren es nur 22 Autos. Auch bei den Hybrid-Fahrzeugen lag der Süden deutlich vorne.
Mit 4.403 und 4.461 Fahrzeugen haben sich Privatpersonen und Industrie die Zulassungen geteilt. Mögliche Vorreiter wie Kommunale Betriebe und Zweckverbände kamen zusammen lediglich auf 71 Fahrzeuge.
Die Zielmarke von einer Million Elektrofahrzeugen hat die Große Koalition im Ansatz nicht hinbekommen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hat zwar im November mit einem Strategierahmen für alternative Kraftstoffe nachgelegt [2] – doch fraglich ist, ob das reicht.
Daimler-Chef Dieter Zetsche zeigte sich im Dezember skeptisch. Die Prämie würde den Kaufanreiz zwar unterstützen, aber die Attraktivität des Elektromobils nicht steigern. „Der Erfolg wird sich erst einstellen, wenn wir die Kunden mit E-Autos überzeugen und faszinieren“, sagte er in der FAZ. Die Prämie würde niemals eine unwirtschaftliche Technik zum Durchbruch verhelfen.
Zu Jahresbeginn hat Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer nachgelegt. „Nicht die breite Modellpalette ist das Hauptproblem, sondern die geringe Reichweite vieler Modelle, die löchrige Ladeinfrastruktur und die Subventionierung von Dieselkraftstoff“, sagte der Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen der „Neuen Osnabrücker Zeitung.“ Dobrindts Nachbessern sei nicht schlecht, bleibe aber halbherzig: „Solange Diesel pro Liter mit 18 Cent weniger besteuert werde als Benzin, seien Appelle von Politikern wenig glaubhaft.“
Lesestoff:
Antragsstatistik: www.bafa.de
[1) Marktimpülschen für Elektroautos: https://herd-und-hof.de/handel-/marktimpuelschen-fuer-elektroautos.html
[2] Nationaler Strategierahmen für alternative Kraftstoffe: https://herd-und-hof.de/handel-/welcher-ist-der-sprit-der-zukunft.html
Roland Krieg