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Safer Internet Day appelliert an Verbraucher

„Kinder finden sehr schnell heraus, wie sie Online-Dienste, z.B. Angebote zur sozialen Vernetzung oder auch Handys, optimal nutzen können. Viele unterschätzen jedoch noch immer die versteckten Risiken, die bei der Nutzung dieser Dienste lauern, von der Online-Schikanierung bis zur sexuell motivierten Online-Kontaktaufnahme.“ So leitete EU-Kommissarin Viviane Reding, zuständig für die Informationsgesellschaft und Medien, den „Safer Internet Day“ in Brüssel ein. Mehr als 100 Organisationen begingen gestern in 50 Ländern diesen Tag, um nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsene für das Thema zu sensibilisieren. Der Verbraucherschutz hinkt der technischen Entwicklung hinterher.

Schutz der digitalen Identität
In Deutschland tagte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) in Berlin zusammen mit dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) über den Schutz der digitalen Identität.
Grafik BitcomWährend vor 10 Jahren gerade einmal 6,5 Prozent aller Bundesbürger das Internet nutzten, sind es heute knapp 70 Prozent, die digital ihre Bankgeschäfte erledigen, staatliche Dienste in Anspruch nehmen, an Auktionen teilnehmen, shoppen oder spielen. 41 Prozent der Deutschen haben im vergangenen Jahr Waren und Dienstleistungen über das Internet bezogen und ihre Spuren im Netz hinterlassen. Die Sicherung der Identität ist dabei in den Vordergrund gerückt. Nach Prof. Dieter Kempf, Präsidiumsmitglied von Bitkom, wurden 2006 über 3.250 Fälle bekannt, bei denen fremde Konten geplündert wurden. Tendenz steigend. Auch die Schadenssumme nimmt zu. Lag sie 2006 bei 4.000 Euro je Fall, waren es im letzten Jahr bereits 4.700 €. Einmal nehmen Häufigkeit und Schadenssumme zu, weil mehr Menschen im Internet unterwegs sind, zum anderen werden die Betrüger mit Trojanern immer raffinierter. Es ist längst nicht mehr die E-Mail mit gefährlichem Anhang, die Verbraucher in die Bredouille bringen. Mittlerweile klicken sie auf Links, die teure Bestellungen auslösen können. Wegen solcher Gefahren gehen 60 Prozent der Nicht-Internetnutzer nicht ins Netz.

Sorglose Kunden
Ursula Heinen, Staatsekretärin im BMELV, will gegen solche Kostenfallen im Internet vorgehen. Einige Verbraucherzentralen bereiten Verbandsklagen vor, damit einzelne Kunde nicht alleine vor einem unsicherem Ausgang eines Prozesses stehen. Preisangaben sollen in einem gesonderten Fenster noch einmal angezeigt werden, bevor der Kunde eine Bestellung bestätigt. Kürzlich wurde ein Leitfaden des Ministeriums für kundenfreundlichen IT-Service herausgegeben, dass Kunden nicht zu lange in teuren Warteschleifen hängen. Sichere und seriöse Internetseiten sollen ein Gütesiegel bekommen und zusammen mit dem Innenministerium ist ein Bürgerportal geplant, das E-Mail-Adressen vergibt, die vor Spam schützen. Während auf den Hausbriefkästen immer mehr Aufkleber „Keine Werbung“ haften, gibt es im Netz nichts vergleichbares.
Das wichtigste ist aber die Aufklärung der Verbraucher, so Heinen. Oft sind sich der Gefahren nicht bewusst und Prof. Kempf fordert die Aufnahme des Sicherheitsthemas in den Schulunterricht. Fach: Informatik.
Auf der einen Seite reklamieren Verbraucher den Datenschutz bei digitalem Reisepass und Personalausweis, auf der anderen Seite stellen sie aber so viele Daten in das Internet, dass noch Jahre später ein Persönlichkeitsprofil herausgelesen werden kann.

Wettlauf um die Sicherheit
Prof. Kempf bezeichnet die Sicherheit in der digitalen Welt als „moving target“. Wer das Gegenteil behauptet, wüsste nicht wovon er redet, oder hätte ein generelles Gottvertrauen. Was heute sicher ist, muss in einigen Jahren nicht mehr dem notwendigen Standard entsprechen. Der digitale Personalausweis soll ab 2009 höhere Sicherheit gewährleisten.
Wer bereits in der digitalen Welt unterwegs ist, zeigt größere Unterstützung für das neue Dokument, so eine aktuelle Forsa-Umfrage zum „Safer Internet day“. Und er wären auch bereit, für mehr Sicherheit zu bezahlen.

Elektronischer Personalausweis soll ab 2009 Internetdienste sicher machen

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Welche Kosten für das Lesegerät wären akzeptabel?

Für...

Internet-nutzer

Gesamt

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Internet-nutzer

Gesamt

Online-Banking

55 %

42 %

X

Bis 20 €

61 %

58 %

Staatliche Dienste (Steuer...)

54 %

42 %

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21 bis 50 €

21 %

22 %

Online-Auktionen

41 %

31 %

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> 50 €

4 %

4 %

Online-Shopping

39 %

30 %

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keine

11 %

13 %

Online-Games

36 %

28 %

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Keines von allen

16 %

13 %

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Q. nach Forsa-Umfrage von Bitkom

Elektronisches Konsumgüterprofil
Unterhalb des Schutzes der digitalen Identität, besteht beim bargeldlosen Einkauf die Gefahr, dass Verbraucher ihrem Händler ein digitales Konsumgüterprofil in die Hand geben. Danach befragt, teilt Ursula Heinen Herd-und-Hof.de mit, dass sie bei diesem Gedanken „Bauchschmerzen“ hat und das dieses Thema in der Öffentlichkeit noch kaum wahrgenommen wird. Auch das interaktive Fernsehen beginne Daten zu sammeln. Hier gelte es, den Verbrauchern überhaupt erst einmal klar zu machen, um was es bei Kundenbindungsprogrammen geht.

Euroshop 2008
Am 23. Februar beginnt in Düsseldorf die Euroshop 2008, bei der das bargeldlose Bezahlen ein Schwerpunktthema ist. Bargeld kostet je nach Branche und Betriebstyp zwischen 0,08 und 0,2 Prozent des Umsatzes. Auch die EU-Kommission „sieht Banknoten und Münzen als das kostenintensivste Zahlungsmittel“ an, schreibt „Der Handel“ in seiner Messevorschau. Die europäische Zentralbank hatte deshalb am 28. Januar 2008 den Start für die Single Euro Payments Area gegeben. Am Ende dieser Initiative soll ein europäisch einheitliches bargeldloses Zahlungssystem stehen.
1994 wurde der Einkauf noch zu 78,7 Prozent mit Bargeld gezahlt. 2006 sank der Marktanteil auf 62,4 Prozent und EHI Retail prognostiziert das Absinken des Bargeldanteils bis 2010 auf 50 Prozent.
Edeka in Rülzheim hatte 2004 das Bezahlen mit dem Fingerabdruck eingeführt und konnte 30 Prozent mehr Kunden verzeichnen, die auf Schein und Hartgeld verzichten. T-Com testet in Frankfurter S-Bahnhöfen das Bezahlen an Süßigkeitsautomaten per Handy. Die Abrechnung folgt mit der Telefonrechnung.
Was dem einen Kunden bequem und schnell erscheint, ist dem anderen ein Graus. Händler könnten mit der Datenvielfalt dem Kunden ein passgenaues Werbeangebot zukommen lassen. Der eine fühlt sich geschmeichelt, der andere fragt sich, woher...
Der Handel weiß aber auch, wo die Grenzen sind: „Die Sicherheit ist das K.O.-Kriterium“, sagt Reinhard Schütte, Vorstand und IT-Verantwortlicher der Dohle Handelsgruppe.

Roland Krieg

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