Energie schafft Arbeitsplätze im Baltischen Raum

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Ausbildung, Energien und KMU im Baltischen Raum

Rund um die Ostsee haben sich 50 Industrie- und Handwerkskammern zwischen Norwegen und der Ukraine, von Bonn bis Weißrussland zum Hanse-Parlament zusammen geschlossen. Jetzt fand die Hanse-Tagung in Hamburg bereits zum zehnten Mal statt und diskutierte die Themen Arbeitsplätze und neue Energien im Zusammenhang mit kleinen und mittleren Unternehmen. Die Wirtschaftskammern repräsentieren 475.000 dieser Unternehmen im alten Hanseverbund.

Energieversorgung

Auch im baltischen Raum steht die Energieversorgung an erster Stelle der politischen und wirtschaftlichen Aufgaben. Steigerung der Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energien werden rund um die Ostsee umgesetzt. Der Standort ist auf Grund seiner Innovationskraft wachstumsstark und verfügt neben einer internationalen Forschungsstruktur über eine leistungsfähige Wirtschaft.

Die meisten Länder gehören der EU an und wollen bis 2020 individuelle Energieziele umsetzen. Dazu muss aber die Zahl der Facharbeitskräfte um die 50 Prozent gesteigert werden. Wirtschaftlich können die Betriebe von der Gebäudesanierung, Neubau, Wartung, Instandhaltung und Installation von Systemen neuer Energien profitieren. Die Mittelstandswirtschaft hängt besonders von Fachkräften und ihrer Ausbildung ab.

Ausbildungsprobleme

Mit Ausnahme von Schweden wird jedoch im Ostseeraum die Zahl der Personen im Alter zwischen 15 und 40 Jahren um bis zu einem Viertel abnehmen. Das mindert die Wirtschaftskraft des mittelständischen Potenzials.

Gleichzeitig besteht eine hohe Jugend-Arbeitslosigkeit. Vor allem in den neuen EU-Ländern Polen, Lettland, Litauen und Estland ist die Beteiligung an schulischer Berufsausbildung gering und wird von vielen als Sackgasse empfunden. Dort, wo es eine schulische Berufsausbildung gibt, währt sie oft nur ein bis zwei Jahre und reicht nicht für eine Qualifikation aus, beklagten die Experten auf der Hanse-Tagung. In Lettland, Litauen und Polen ist daher die Jugendarbeitslosigkeit der 15- bis 24jährigen auf 28 bis 30 Prozent angestiegen. Gepaart mit einer nur Primär- oder niedrigen Sekundärausbildung steigt die Zahl der Dauerarbeitslosigkeit auf 20 Prozent (Polen), 28 Prozent (Lettland) und in Litauen sogar auf 40 Prozent.

Aber auch in Deutschland gibt es Probleme. 15 bis 20 Prozent der Schulabgänger finden keine berufliche Fortbildung und landen schnell in der Arbeitslosigkeit. Fast ein Drittel bricht nach einiger Zeit die Ausbildung sogar wieder ab.

Auf der anderen Seite klagen die Unternehmen über mangelnde Qualifikation der Absolventen. Nach Analyse der Baltic Sea Academy benötigen 70 Prozent der KMU zusätzliche Fachkräfte, die sie nicht oder nur sehr schwer gewinnen können. 96 Prozent der KMU wünschen sich eine bessere praktische und 74 Prozent eine bessere theoretische Ausbildung.

Einen Königsweg gibt es zwar nicht. Aber die Tagung zeigt, dass in Ländern mit einer dualen Ausbildung wie Dänemark, Deutschland und Norwegen die Arbeitslosigkeit generell und die Jugendarbeitslosigkeit im Besonderen niedriger ist. Die Einführung der dualen Berufsausbildung angepasst auf die Besonderheiten der jeweiligen Länder scheint eine gangbare Alternative zur jetzigen Situation zu sein.

Bildunsgallianz Energie

Vor diesem Hintergrund hat das Hanse Parlament zusammen mit der Baltic Sea Academy und Universitäten eine Bildungsallianz Energie aufgebaut. Im Einzelnen geht es um die folgenden Punkte:

- Ein neuer beruflicher Ausbildungsgang für praktisch begabte Jugendliche „Fachkraft für Gebäudeisolierung“, der von Unternehmen in Kooperation mit Berufsschulen durchgeführt wird und bislang ausgegrenzte Jugendliche in Berufsbildung und Arbeitsmarkt integriert.

- Vier Lehrgänge der beruflichen Weiterbildung zur Steigerung der Energieeffizienz und zum Einsatz erneuerbarer Energien spezifisch für Inhaber und Mitarbeiter kleiner und mittlerer Unternehmen, um die erforderlichen Qualifikationen zur Bewältigung der Aufgaben im Energiebereich bewältigen zu können.

- Einen Lehrgang zur Qualifizierung von Trainern und Beratern, die kleine und mittlere Unternehmen im Energiebereich qualifizieren und beraten, damit die verschiedenen Bildungseinrichtungen des Ostseeraumes die Qualifizierungen und Beratungen selbständig durchführen.

- Drei Module zur Vermittlung von Qualifikationen im Bereich der Energieeffizienz und erneuerbar Energien an Führungskräfte sowie Studenten verschiedener Fachrichtungen.

- Einen dualen Bachelor-Studiengang „Management und Technik Energieeffizienz und Erneuerbare Energien“, der bereits mit großem Erfolg in Hamburg realisiert wird und nun auch in den anderen Ländern durchgeführt werden soll. Damit wird maßgeschneidert der benötigte Nachwuchs an Unternehmern und Führungskräften bereitgestellt.

Lesestoff:

www.hanse-parlament.eu

Roland Krieg

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