Energiepreise: „Das müssen wir natürlich genau beobachten“

Handel

Gasreserven in den EU-Ländern unterschiedlich

Die hohen Gaspreise haben temporär in Großbritannien schon zu Schließungen von Düngemittelherstellern geführt. Das ist auch in Deutschland möglich, wie Deutschlands größter Stickstoffproduzent vergangene Woche meldete [1]. Auch die Agrochemie muss nach vorne blicken. Selbst wenn viele Wirkstoffe in China hergestellt werden, sind die Gaspreise auch im Reich der Mitte angestiegen – plus fragiler Lieferketten ach Europa. Aus internen Kreisen hat Herd-und-Hof.de von den Sorgen erfahren, dass die Pflanzenschutzmittel den Düngerpreisen ebenso folgen können.

Verbraucher blicken mit Sorgen auf den künftigen Winter, die Düngeindustrie hat Reaktionen von der Bundesregierung eingefordert. Das Gemenge ist so unübersichtlich, wie die Ursachen, die zu den hohen Preisen führen: Das Anziehen der Konjunktur, vor allem in Asien und der letzte längere Winter hat die Nachfrage erhöht und der schwache Sommer habe kaum Anreize für eine Einlagerung gegeben. Es hängt nicht primär an Nord Stream 2. Norwegen hat bereits angekündigt die Fördermengen zu erhöhen.

Das Bundeswirtschaftsministerium betont, wie das Auswärtige Amt, gebetsmühlenartig den Satz, die Situation müsse natürlich genau beobachtet werden. Dennoch hat Deutschland die größten Gasspeicher Europas. Und die sind mit 64 Prozent derzeit bedarfsdeckend gefüllt. Das Niveau liegt zwar unter dem Vorjahresfüllstand, wurde aber auch schon 2015 zur gleichen Zeit erreicht. Für Deutschland sei die Lage nicht angespannt, betonten die jeweiligen Sprecherinnen in der vergangenen Woche. Auch die Niederlande, Irland und Finnland teilten diese Sichtweise. Ganz anders sehe es in Griechenland und außerhalb der EU in Großbritannien aus.

Was allerdings aus der sehr genauen Beobachtung resultieren könnte, wurde nicht erwähnt. Am Ende kaufen nicht die Bundesregierung, sondern private Händler das Gas, auch aus Russland.

Das Thema ist Ende September auf EU-Ebene auch bei den Energieministern angekommen. Auf ihrer informellen Tagung im slowenischen Brdo pri Kranju haben zunächst einmal ebenfalls festgehalten, dass die Länder zunächst einmal nur wenig auf die Marktgüter Elektrizität und Erdgas haben. Es gebe keine spezifischen Instrumente für eine Regulierung der Preise.

Allerdings wollen sie in den kommenden Wochen eine Toolbox vorstellen. Das sollen Leitlinien sein, mit denen die EU den Mitgliedsländern helfen will, die verfügbaren Optionen auf Länderebene zu nutzen, ohne den politischen Rahmen der EU zu verlassen und dennoch die Klimaziele zu erreichen.

Lesestoff:

[1] Gaspreise gefährden die Chemie: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/duengeindustrie-warnt-vor-engpaessen.html

Roland Krieg

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