Energiesparen kostet Geld

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Dringende Reform des EEG nötig

Gegen die Steigerung der EEG-Umlage auf 6,24 Cent je kWh ab 01. Januar 2014 können Verbraucher nicht ansparen. Auch wenn sie Strom sparsam einsetzen, werden sie nur mit steigenden Stromrechnungen belohnt.

Für die umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, Marie-Luise Dött, ist der Anstieg der Umlage um 20 Prozent ein „deutliches Signal zum Handeln an die kommende Regierungskoalition. Notwendig ist eine sofortige und umfassende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG).“ In der Summe werden die Haushalte um drei Milliarden Euro mehr belastet. Für die Betriebe, die sich nicht befreien lassen können, steige ebenfalls die Stromrechnung und sie verlieren an internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Das EEG habe seine Aufgabe, die erneuerbaren Energien einzuführen „mehr als erfüllt“. Mit einem Anteil von 25 Prozent sei Energie aus Sonne, Wind und Biomasse kein Nischenprodukt mehr. Die Erzeuger müssen ihren Strom künftig selbst vermarkten und Systemverantwortung übernehmen.

Kritik Einspeisevergütung

Matthias Kerber, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, sagte: „Die erneute Rekorderhöhung der EEG-Umlage auf 6,24 Cent je Kilowattstunde zeigt der künftigen Bundesregierung und den Bundesländern einmal mehr, dass eine radikale Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) unvermeidlich ist. Bereits jetzt kostet die EEG-Umlage jeden Tag 56 Millionen Euro, davon trägt die Wirtschaft fast 30 Millionen Euro.“ Neue Anlagen für erneuerbare Energien dürften keine feste Einspeisevergütung erhalten. Alternativ könnte eine Prämie gezahlt werden, die am Markt ermittelt werde.

Kritik ungeregelter Ausbau

Für Oliver Bell, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Metalle, ist die Höhe der EEG-Umlage „weder für private noch für industrielle Verbraucher weiter tragbar“. Die neue Regierung müsse einen Neustart der Energiewende einleiten. Die Industrie müsse ihre Wettbewerbsfähigkeit behalten und das Klima geschützt werden. Bell warnt auch noch vor der Gefahr, dass die EU mit Eröffnung eines Beihilfeverfahrens die Industrieprivilegien kippen könnte.

Kritik Förderprivilegien

Der Verband kommunaler Unternehmen fordert für die neuen Energien wettbewerbsrechtliche Anreize, wie sie in einem Auktionierungsmodell umgesetzt werden können. Ein Investitionskostenzuschuss werde demnach nur noch nach einer Ausschreibung gezahlt. Bevorteilt werden die Projekte, die mit den geringsten Kosten die geforderten Kapazitäten bereitstellen können.

Kritik Förderung fossiler Energie

Die Kosten für Strom dürften nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft im nächsten Jahr hingegen nicht steigen. Solarstrom kostet mittlerweile 85 Prozent weniger als 2010. Der Anteil an der EEG-Umlage mache nur noch 15 Prozent aus. Die beiden größten Verursacher sind sinkende Börsen-Preise, die von den Energiekonzernen an die Verbraucher nicht weiter gegeben werden (36 Prozent) und Industrieprivilegien mit 33 Prozent. Nach Carsten König, Hauptgeschäftsführer des Verbandes ist es „ ein Skandal, in welch großem Umfang Kohle- und Atomstrom weiterhin zu Lasten der Umwelt subventioniert werden. Die Kosten für Umweltschäden und Entsorgung spiegeln sich kaum im Strompreis wider.“ Die Anhebung der Zertifikatspreise für CO2 wäre ein erster Schritt.

Kritik Index

„Die EEG-Umlage ist also schon lange kein Preisschild mehr für den Ausbau der erneuerbaren Energien“, sagte Hermann Falk, Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE). Die reinen Finanzierungskosten für EE-Anlagen machen nur 2,54 Cent Umlage je kWh aus. Auch für Falk sind Börsenpreise und Ausnahmenregelungen die Haupttreiber der Umlagenhöhe. Alleine die Ausnahmen kosteten die Verbraucher im nächsten Jahr 1,26 ct/kWh. Der strompreissenkende Effekt an der Börse müsse den neuen Energien zugeschrieben werden.

Kritik Stromanbieter

Die Agentur für Erneuerbare Energien fordert Verbraucher auf, den Stromanbieter zu wechseln. Nach Angaben des Verbraucherportals Verivox kann eine dreiköpfige Familie mit einem Verbrauch von jährlich 3.500 Kilowattstunden ihren Strom aktuell schon für etwa 900 Euro im Jahr beziehen, und zwar von namhaften Anbietern. Selbst zertifizierte Ökostromtarife sind oft für nur wenig mehr zu haben. Dennoch zahlen viele Stromkunden einen deutlich höheren Preis. Besonders die knapp 40 Prozent der Haushalte, die noch den Grundversorgungstarif beziehen (Stand 2011): Sie zahlen am meisten, denn nach wie vor stellt die Grundversorgung vielerorts die teuerste Versorgungsart dar, wie das folgende Beispiel zeigt: Ein Berliner Drei-Personen-Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden zahlt im Grundversorgungstarif 1.042 Euro im Jahr. Der Wechsel zu einem zertifizierten Ökostromanbieter, der ausschließlich Strom aus Erneuerbaren Energien liefert, brächte hier eine Einsparung von 45 Euro. Die Differenz zwischen dem Berliner Grundversorgungstarif und dem Ökostrombeispiel beträgt somit 1,3 Cent je Kilowattstunde. „Durch einen Anbieterwechsel lässt sich also oftmals mehr Geld einsparen, als der Anstieg der EEG-Umlage im kommenden Jahr an Kosten verursachen wird. Gleichzeitig bringt die Wahl eines zertifizierten Ökostromanbieters die Energiewende in Deutschland voran“, so Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien.
Hans-Josef Fell, energiepolitischer Sprecher der Bundesgrünen fordert die Stromanbieter auf, ihre Strompreise zu senken. Dieser ist in der letzten Dekade um 10,4 Cent, die Umlage nur um 4,9 Cent gestiegen.

Kritik Radikalreform

Der WWF mahnt eine faire Debatte über die Ursachen der Umlagen-Erhöhung an. „Die künftige Bundesregierung darf sich jetzt nicht von Stimmungsmachern treiben lassen bei der notwendigen Reform eines zentralen Eckpfeilers der Energiewende“, forderte Vorstand Eberhard Brandes. Das EEG müsse weiter entwickelt und nicht abgeschafft werden.

roRo, VLE

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