Entwicklungshilfe durch KMU

Handel

BMZ bindet auch KMU in die Entwicklungshilfe ein

Krankenhäuser sind nicht immer nur der Hort von Hygiene und Sauberkeit. Dass dem so ist setzt ein Hygienemanagement voraus, zu dem unter anderem ein Abfallmanagement gehört, das krankheitserregende Keime von Patienten fernhält. Der Tsunami im Jahr 2004 hat in Banda Aceh das Zainoel Abidin Krankenhaus zerstört, das mittlerweile wieder aufgebaut ist. Die Berliner ETlog kümmert sich seit 2004 in verschiedenen Projekten um das Abfallmanagement und die Krankenhaushygiene.
Damit klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) ihre Dienste für Entwicklungs- und Schwellenländer anbieten können, hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein Programm zur Förderung der privaten Partnerschaftsbeziehungen aufgelegt. Bundesminister Dirk Niebel ist seit 2010 mit einer „Roadshow“ bei den Industrie- und Handelskammern unterwegs, um für das Programm zu werben. Am Mittwoch war er bei der Berliner IHK.

Nachhaltigkeit braucht Wirtschaft

Dirk Niebel holt das privatwirtschaftliche Engagement aus dem Verborgenen und stellt es ins Schaufenster, wie er es bezeichnet. Die weltweite Entwicklungshilfe betrug im letzten Jahr 133 Milliarden US-Dollar, die Direktinvestitionen der Wirtschaft belaufen sich auf das zehnfache. Warum also die deutsche Wirtschaft nicht ins Boot der Entwicklungshilfe holen? Die deutschen Betriebe hätten oftmals höhere Sozial- und Umweltstandards als die lokale Wirtschaft, sie hat mehr Know-how, aber nicht das für die Entwicklungshilfe. Deshalb bietet das BMZ seine Hilfe an, damit Firmen wie die Berliner ETlog sich auch ins Ausland erweitern können.
Erleichtert werde die Teilnahme, weil der Investitionsbereich von fünf auf ein Million Euro gesenkt wurde und durch die Etablierung eines EZ-Scouts. Dieser ist bei den Kammern der Ansprechpartner für die Firmen, gibt Marktinformationen und Tipps für die Überwindung der sozialen und kulturellen Hürden.

Großes Spektrum

Dr. Eric Schweitzer, Präsident der IHK Berlin, zählt mehr als 25.000 Anfragen von Unternehmen pro Jahr, die im Ausland tätig werden wollen. Daher trifft die Initiative des BMZ auf positive Resonanz und kann ihr zweites Gesicht entwickeln. Die Firmen können neue Absatzmärkte erschließen. Deutschland als Handelsnation, so Niebel, werde langfristig dadurch profitieren, weil diese Form der Entwicklungshilfe in den Zielländern Einkommen und Steuern generiert, mit der das Land sich zu einem Handelspartner aufschwingen kann.
Während großen Unternehmen meist eigene Auslandsabteilungen für die weltwärts gerichtete Strategie aufweisen, fehlt es den KMU genau daran. Das Entwicklungstechnische Knowhow stammt vom BMZ. Gerade für Berlin. Denn nach Dr. Schweitzer weist die Wirtschaftsstruktur in Berlin gegenüber andern Bundesländern eine andere Form auf. Es gibt viele kleine und junge Unternehmen, die in den Bereichen Consulting, Gesundheitswirtschaft, Infrastruktur und Umwelttechnologie wachsen wollen. Der Berliner Export wächst. Dr. Schweitzer verzeichnet ein Plus von 37 Prozent im Handel mit Peru, 20 Prozent mit Vietnam und 3,5 Prozent mit Brasilien.

Abwassertechnik für das Nildelta

Ein weiterer „Hidden Champion“, so Niebel, ist die Firma BDC Dorsch Consulting Ingenieurgesellschaft mbH in Berlin. Die landesweite Abwasserversorgung in Ägypten beträgt lediglich 40 Prozent, der ländliche Raum ist sogar nur zu zehn Prozent angeschlossen, obwohl das Nildelta eine Weltregion mit höchster Besiedlungsdichte ist. Auf einer Fläche so groß wie Belgien leben 34 Millionen Menschen. Die Dorsch-Gruppe ist seit 2010 beratend an dem Programm „Improved Water and Wastewater Services Programme“ beteiligt und hat die technische Projektleitung.

Lesestoff:

Mehr zu Partnerschaften zwischen Wirtschaft und Staat im Beriech der Entwicklungshilfe finden Sie unter www.giz.de/develoPPP

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Roland Krieg

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