EP fordert Fleischkennzeichnung
Handel
Fleischkennzeichnung in verarbeiteten Produkten
Am Mittwoch haben sich die Europaparlamentarier für eine Kennzeichnung von Fleisch in verarbeiteten Produkten ausgesprochen, wie es bereits für Rindfleisch im Allgemeinen Bestand hat. Um das Vertrauen der Verbraucher zurück zu gewinnen solle die Kommission nach ihrem Entwurf aus dem Jahr 2013 jetzt eine entsprechende Regelung umsetzen.
406 Abgeordnete stimmten für die Kennzeichnung, 204 bei 33 Enthaltungen dagegen. Hintergrund für Entwurf und Abstimmung ist der „Pferdefleischskandal“ gewesen, dessen Verursacher nun weitreichende Folgen bewirkt haben. Giovanni La Via, Berichterstatter des Umweltausschusses will trotz Kennzeichnungspflicht möglichst wenig bürokratischen Aufwand erzeugen, um vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen in der Branche nicht zu belasten.
Der Pferdefleischskandal, auch wenn ohne gesundheitliche Bedrohung, hat das Vertrauen der Verbraucher tief erschüttert und die gesamte Branche getroffen, die mehrheitlich ehrlich arbeitet. 90 Prozent der Konsumenten haben nach einer Umfrage der Kommission eine entsprechende Kennzeichnung für sinnvoll erachtet. Unabhängig davon, dass eine Kennzeichnung nicht vor wissentlichem Betrug schützen kann.
Ob die Kennzeichnung Fleisch am Ende teurer macht, ist der derzeit noch offen. Das Europaparlament fragt nach mehr Klarheit, da Kommission und eine französische Studie abweichende Prognosen gewannen. Die französische Studie kommt auf Preiserhöhungen von 15 bis 20 Prozent, die Kommission auf Preissteigerungen bis 50 Prozent. Die Franzosen bezögen sich auf Verbraucherkosten, die Kommission auf Prozesskosten. La Via will eine Studie in Zusammenarbeit mit den Verbraucherschutzorganisationen durchführen, ohne das die Zeit für die Gesetzgebung verzögert werde.
Vom Umfang her ist eine Umsetzung bedeutend. Zwischen 30 und 50 Prozent des erzeugten Fleisches wird in der Verarbeitung verwendet. Hersteller fürchten, dass sie nicht in der Lage sind, dem nachzukommen, weil vor allem größere Firmen mitunter täglich wechselnde Lieferanten haben.
EU-Wettbewerbskommissar Jyrki Katainen hingegen folgert aus der Kommissionsvorlage aber noch nicht, dass es eine weitere Verordnung gibt. Dazu sei das Thema zu komplex und beziehe einfache Fleischverpackungen mit Gewürzmischungen genauso sein wie die Bolognese mit wesentlich geringerem Fleischanteil. Zudem würden Kosten für die Rindfleischkennzeichnung niedriger liegen, weil dort die Rückverfolgbarkeit umfangreich eingeführt sei.
Ob bei Preissteigerungen die Konsumenten noch bereit sind, die Kennzeichnung zu tragen, bezweifelt Renate Sommer von den deutschen Christdemokraten.
Martin Häusling von den Europagrünen hingegen will mit einer Kennzeichnungsverordnung die Lücke zwischen Frischfleisch und verarbeiteten Fleisch schließen. Dagegen wehre sich die Lebensmittelindustrie, „die billig einkaufen will, möglichst anonym einkaufen will, und zwar in ganz Europa, und das möglichst ohne Kontrolle.“ Preiserhöhungen von bis zu 50 Prozent hält Häusling für eine „Horrorzahl“.
roRo