Ernährungsbranche ist verhalten optimistisch

Handel

Jedem seine Grüne-Woche-Tour

>Die Messe Berlin erklärt die am Freitag beginnende Internationale Grüne Woche erneut als das dichteste und kompakteste Messeereignis unter dem Berliner Funkturm. Geschäftsführer Dr. Christian Göke sagte angesichts der Angebotsvielfalt, dass sich die Besucher je nach Gusto ihre eigene Tour zusammen stellen können. 31 Länder machen Gedeckter Tischalle 26 Messehallen voll und die Besucher können sich auf eine Familientour, eine Schlemmertour, Kindertour, Verbrauchertour oder Energietour begeben. Der niederländische Botschafter Peter van Wulfften-Palthe versprach am Vormittag einen neuen Messestand der Holländer und die traditionelle Blumenschau aus dem Nachbarland. Die Holländer sind seit 56 Jahren ununterbrochen auf der Messe dabei und der Botschafter verwies auf die Bedeutung der Nachbarschaft: Nicht nur Käse, Obst und Gemüse sowie Fleisch werden nach Deutschland exportiert. Das Handelsvolumen der Niederlande erreicht 14 Milliarden Euro im Jahr.
Die 74. IGW bietet aber auch Weltwirtschaft. Mit der Internationalen Agrarministerkonferenz, der 1. Berliner Agrarministerkonferenz und dem Forum Internationale Grüne Woche mit dem Thema Welternährung verdeutlicht die Politik den inhaltlichen Rahmen der Ernährungsmesse. Am Freitag stellt sich mit Wladimir Putin der hochrangigste Gast aus dem Osten ein. Russland hat mit über 6.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche erneut die größte Präsenz eines Landes östlich Europas. Auch Zentralasien beteiligt sich immer mehr an der IGW, wie der erste Messeauftritt Kirgisistan zeigt.
Seit 1977 ist erstmals auch Burkina Faso wieder mit einem Stand dabei und Bulgarien feiert das 20., die Schweiz und Italien die 50 Teilnahme. Der Erlebnisbauernhof und Mecklenburg-Vorpommern feiern ihr zehnjähriges.

Positive Signale aus der Landwirtschaft
Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV) verweist auf die positiven Signale aus der Branche. Die Landmaschinenhersteller Fendt, Claas und John Deere stocken ihre Produktion und Produktionsstätten auf. Zwar ist angesichts der sinkenden Erzeugerpreise nicht alles rosig, aber auch in Zeiten der Wirtschaftskrise muss gegessen werden.
Sonnleitner warnte angesichts des Gasstreits darauf, dass die Politik die Landwirtschaft nicht zu weit liberalisieren solle, wie es bei der Gemeinsamen Agrarreform derzeit passiere. Man müsse sich durch „Schönwetterzeiten“ nicht verleiten lassen, Gestaltungsmöglichkeiten für den „Worst case“ offen zu halten.
Sonnleiter erneuerte seine Forderungen an die Politik und forciert den Weg der Branche, mehr zu exportieren. Dabei geht es nach dem DBV nicht nur um Lebensmittel und Rohstoffe, sondern um ein ganzes Paket, das Technologien, wie beispielsweise für erneuerbare Energien mit einschließt.

Export auf unsicheren Füßen
Jürgen Abraham, Vorsitzender des Bundesverbandes der deutschen Ernährungsindustrie (BVE) verwies bei der Veröffentlichung der aktuellen Wirtschaftszahlen auf die Unsicherheit der Exportmärkte. Angesichts der Wirtschaftskrise bleiben die Exportzahlen nicht zwingend stabil. Trotzdem zeigt sich auch Abraham verhalten optimistisch, denn Essen ist ein Grundbedürfnis und ein Teil des Konjunkturpaktes von 50 Milliarden Euro komme auch der Ernährungsindustrie zugute. Die Branche selbst brauche keinen finanziellen Rettungsschirm. Der Verschmelzung von Dresdner Bank und Commerzbank steht Abraham positiv gegenüber, wenn daraus Kredite für kleine und mittlere Unternehmen herausspringen. Bei der Kreditvergabe müsse aber nicht der 25. Jeans-Shop gefördert werden, so Abraham, sondern die notwendige Modernisierung der verarbeitenden Industrie.
Bei der Verbraucherpolitik setzt der BVE auf die Eigenverantwortung der Konsumenten. Nicht nur die Nährwertampel gebe ein falsches Verbotssignal, auch „jugendliche Komatrinker“ dürften nicht per se gegen die Industrie instrumentalisiert werden. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit Alkohol werde über Bildung und Information besser erzielt, als durch Werbeverbote. Sonst müsste man auch das deutsche Liedgut durchforsten und tätig werden („Trink, trink Brüderlein…“).

roRo (Text und Foto)

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