Erneuerbare tragen deutsche Wirtschaft

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BEE: 235 Mrd. Euro Investition durch Erneuerbare

Bis 2020 werden sich die jährlichen Investitionen durch den Ausbau der erneuerbaren Energien auf jährlich 28 Milliarden Euro verdoppeln. In der Summe belaufen sich die Investitionen in den nächsten Jahren auf 235 Milliarden Euro. Das ist das Kernergebnis einer Prognos Studie für den Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) zum Start der Hannover Messe am kommenden Montag, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.
„Mit den anstehenden Milliardeninvestitionen im Bereich der erneuerbaren Energien erhöhen sich Beschäftigung und Wertschöpfung in Deutschland, ohne dabei das Klima zu belasten und Ressourcen zu verschwenden. Voraussetzung für diese positive Entwicklung sind allerdings stabile politische Rahmenbedingungen wie sie im Stromsektor beispielsweise das Erneuerbare-Energien-Gesetz bietet“, so BEE-Geschäftsführer Björn Klusmann. Die Studie soll, so Klusmann weiter einen „Beitrag für die energiepolitische Debatte sein, die zu sehr von der Kostenfrage beherrscht wird.“
Basis für die Studie über Investitionen ist die BEE-Prognose über die Ausbaukapazitäten aus dem Jahr 2009.

Defizite im Wärmebereich
Nach Klusmann funktioniert die Politik allerdings nur im Strombereich. Vergleichbare Förderungen für den Wärmebereich seien defizitär. Hier müssten die Investitionen um das aktuell dreifache gesteigert werden.
Entscheidend für einen Wendepunkt wird in der nächsten Woche der Bundestag sein. Das Marktanreizprogramm für Wärme stagniere, weil es jährlich neu beraten werde. Die Kürzung um 19 Millionen Euro auf rund 457 Millionen Euro seien dabei nicht entscheidend. Durch die Antragsüberläufe aus dem letzten Jahr und der Deckelung durch den Haushalt drohe ein gänzlicher Förderstopp bereits im Frühjahr 2010, so Klusmann. Dabei zeige sich, dass jeder Euro aus der Förderung weitere acht Euro Investitionen nach sich ziehe.

In Schleswig-Holstein gab es zeitgleich eine Biogas-Tagung. Nach Landwirtschaftsstaatssekretär Ernst-Wilhelm Rabius spielt Biogas im Mix der erneuerbaren Energien eine besondere Rolle: „Es kann relativ einfach gespeichert und dann können daraus Strom und Wärme erzeugt werden, wenn der Wind gerade nicht weht oder die Sonne nicht scheint. Daneben schafft die klimafreundliche Biogastechnologie vor allem in ländlichen Gebieten zahlreiche Arbeitsplätze und gibt Landwirten die Möglichkeit, ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein für ihren Betrieb zu etablieren.“ 272 Anlagen gibt es in Schleswig-Holstein und es sollen mehr werden. Dafür aber, so Rabius, brauchen die Investoren Planungssicherheit. // roRo

Biomasse im Energiemix schonen
Die Ausbauprognose des BEE zeigt, dass rund 90 Prozent der zugebauten erneuerbaren Stromkapazitäten aus der Windkraft und der Photovoltaik stammen. Die feste Biomasse, die in der Landschaft intensiven Nutzungskonkurrenzen zu Naturschutz, Nahrungserzeugung oder stofflicher Verwertung unterliegt, wird deutlich entlastet. Für den Wärmebereich hingegen bleibt sie bedeutend. Für den Verkehrsbereich sind die Investitionen derzeit zum Erliegen gekommen und versprechen bis 2012 nur noch eine Steigerung im Bereich Ethanol. Die BEE-Prognose geht davon aus, dass Biodiesel ab 2013 wieder eine Rolle spielt.
Kostensenkungen bei der Energieerzeugung von Strom, Wärme und Biokraftstoff werde es bei Photovoltaik, Offshore-Windanlagen und Geothermie für die Stromgewinnung und bei der Solarthermie im Wärmebereich geben.
Für die Stromgewinnung wird die Biomasse nicht mehr zusätzlich zurückgegriffen. Windenergie und Photovoltaik werden 80 Prozent der neuen Investitionen aufnehmen. Für den Wärmebereich hingegen werden Holzhackschnitzel und Pelletheizungen bedeutend.
Nach Jens Hobohm von Prognos sind zur Realisierung der Vorhersage drei Herausforderungen zu meistern. Zum einen ist die Entwicklung der Einspeisevergütung im EEG in Zeit und Umlage für die Nutzung entscheidend. Zweitens sind die Kosten der Netzerweiterung nicht absehbar. Gegengerechnet werden müssten sinkende Stromkosten durch einen höheren Anteil erneuerbarer Energien, was aber derzeit ebenfalls nicht quantifizierbar sei. Das dritte Problem sei die Netzintegration. Der Strom der Offshore-Anlagen muss an der Küste gebündelt werden, wo es derzeit noch kein aufnahmefähiges Netz für den Ferntransport gibt. Bürger würden Leitungen nicht in ihrer Nachbarschaft haben wollen, so Hobohm.

China und die Atomkraftwerke
China hat in den letzten rund 35 Milliarden US-Dollar in erneuerbare Energien gesteckt. Dadurch sind Firmen entstanden, die das Handwerk erlernen. Nach Hobohm müsse Deutschland sich anstrengen, um mit der Technologieführerschaft die 235 Milliarden Investitionseuro auch im Land zu behalten.
Eine besondere Gefahr entstehe durch die Verlängerung der Akw-Laufzeiten. Werden sie noch länger Energie produzieren, würden manche Investoren auf Investition in neue Energiekapazitäten verzichten. Da allerdings noch keine Zahlen vorliegen, welche Energiemenge noch tatsächlich aus den Akw kommen werden, sind die Auswirkungen auf erneuerbare Energien nicht zu beziffern.

Energy in Hannover
Auf der Hannover Messe wird am kommenden Montag eine Absichtserklärung an Staatssekretär Ernst Burgbacher aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie übergeben, die Investitionen in Höhe von 235 Milliarden Euro zu tätigen. Auf der Hannover Messe hat sich die Energy nach Oliver Frese, verantwortlich für die Energy, zur „weltweit größten Energiemesse entwickelt. 52 Prozent der Messebesucher kommen auch auf der Energy vorbei.

Lesestoff:
Die Kurzstudie von Prognos finden Sie komplett unter www.unendlich-viel-energie.de Ihren Messebesuch und die Tagung „Industriepolitische Bedeutung der erneuerbaren Energien in Deutschland“ planen Sie unter www.messe.de
Einen Tag vorher veröffentlichte McKinsey eine Studie, die bis 2050 einen Anteil von erneuerbaren Energien von Hundert Prozent berechnet hat.
Das EEG feierte kürzlich sein zehnjähriges Jubiläum.

Roland Krieg; Grafiken: Prognos AG

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