Es fehlt der Binnenwirtschaftstag
Handel
Agrarförderung: EU oder Drittstaaten?
Einmal im Jahr gibt es mittlerweile mit dem Außenwirtschaftstag einen Einblick in neue Märkte. Rund ein Viertel des Einkommens der deutschen Agrar- und Ernährungsindustrie wird im Ausland verdient. 80 Prozent der Exporte verbleiben in der EU. Angesichts gesättigter Märkte suchen Unternehmen ihr Heil im Export, der vielfältig gefördert wird. Wird dabei der Binnenmarkt vernachlässigt?
Agrarminister in Polen
In Polen kamen die EU-Agrarminister zu einem
informellen Treffen zusammen. Dabei stand die Förderung des Absatzmarktes für
Agrarprodukte im Vordergrund. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner legte
dabei Wert auf die Agrarexporte in Drittstaaten. Diese Exporte nahmen im Jahr
2010 um 19 Prozent auf 11,3 Milliarden Euro zu. Das Grünbuch der
Absatzförderung der EU stelle für die Zukunft die richtigen Weichen, die
Rahmenbedingungen für Exporte zu verbessern. Mit Unterstützung kleiner und
mittlerer Unternehmen auf Auslandsmessen könne auf die Wettbewerbsfähigkeit der
europäischen Bauern hingewiesen werden.
Die europäische Bauernvereinigung Copa-Cogeca sieht das
differenzierter. Sie fürchtet vor allem den drastischen Verlust „an
Marktanteilen im Binnenmarkt“. Die künftige Agrarpolitik solle bei der
Wiedereroberung mit einer Absatzförderung, die auch auf den Binnenmarkt
fokussiert ist, eine zentrale Rolle spielen. Cogeca-Präsident Paolo Bruni: „Die
Förderung europäischer Erzeugnisse im Binnenmarkt und auf den Außenmärkten ist
wichtiger denn je.“ In den aufstrebenden Wirtschaften Indien und China können
durchaus Marktanteile gesucht und gefunden werden, aber die Absatzförderung
könne nur eine ergänzende Maßnahme sein. Bruni verweist auf die hohen
Qualitätsstandards und den Importen, die diese nicht erfüllen.
Copa-Vizepräsident Smulewicz betonte, dass „die Verbraucher hinreichend über
die hohen Qualitätsstandards der europäischen Produktion informiert“ werden
müssen. Die Importe mit geringeren Standards haben seit dem Jahr 2000 von 25
auf fast 40 Milliarden Euro zugenommen. Marktanteile, die den europäischen
Produzenten fehlen.
Roland Krieg