Ethik in der Wirtschaft

Handel

Nachhaltigkeit gegen Aktiengewinn

> Ende des 18. Jhd. wurde in der Forstwissenschaft der Begriff der „Nachhaltigkeit“ geprägt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde er in der Fischerei verwendet und seit 1987 ist er auf globaler Reise durch die Erwähnung im „Brundtland Report“ über die gemeinsame Zukunft der Weltgemeinschaft. Am genauesten definiert es zur Zeit der Brockhaus: Nachhaltigkeit ist „eine ökonomische, soziale und ökonomische Entwicklung, die weltweit die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation befriedigt, ohne die Lebenschancen künftiger Generationen zu gefährden“. Die Erkenntnis des späten 18. Jhd.: es kann nur soviel Holz geschlagen werde, wie auch wieder nachwachsen kann.

Das ein enges Gesichtsfeld mit dem Blick auf Aktiengewinne ein nachhaltiger Bankrott ist, zeigte erst kürzlich Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank. Trotz Milliardengewinne werden fast 2.000 Angestellte entlassen, die den Gewinn erwirtschaftet haben. „Die Deutsche Bank konzentriert sich auf ihre Rentabilität und den kontinuierlichen Ausbau ihrer Marktposition“, so Ackermann auch zu den zu Entlassenden.

Dazu hat Tagesschau Moderator Ulrich Wickert im Interview mit „Der Handel" (02/05) deutliche Worte: „Ein Manager, der sich bei der Weihnachtsfeier hinstellt und zu seiner Belegschaft sagt: schön, sie noch einmal alle zu sehen, denn in einem Jahr werden wir nur noch halb so viel sein, der darf zu Recht gescholten werden.“

Vier von fünf kleinen und mittelständischen Unternehmen sind sozial engagiert, so das Bonner Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in einer Studie. So gewann der Bio-Händler Alnatura Ende Januar den Nachhaltigkeitspreis der Ethik-Bank. Die www.ethikbank.de investiert Geld in Anlagen, die nach strengen ethisch-ökologischen Kriterien ausgewählt wurden. Die Firmen dürfen keine Militärwaffen herstellen oder vertreiben, keine Atomkraftwerke besitzen, müssen sich der grünen Gentechnik enthalten, dürfen keine ozonserstörenden Chemikalien produzieren oder Kinder zur Arbeit ausnutzen. Das Nachhaltigkeit nicht nur ökologisch gesehen werden muss, beweist auch die Zürcher Kantonalbank, die unter www.zkb.ch das Nachhaltigkeitsranking in allen 30 OECD Ländern veröffentlicht hat. Umwelt- und soziale Kriterien umfassen jeweils 50 Prozent der Indikatoren. So gibt es erfolgreiche Firmen, wie Trigema, die ihre T-Shirts „nur in Deutschland herstellen lassen. Die EU startete im Oktober vergangenen Jahres eine Kampagne für den Mittelstand, noch mehr soziale Verantwortung zu zeigen: „Gemeinsam leisten sie einen enormen Beitrag zur Gesellschaft, indem sie Arbeitsplätze schaffen und erhalten, Produkte und Dienstleistungen anbieten und Steuern bezahlen.“

Bis in die Chefetage der Deutschen Bank ist dieser Gedanke noch nicht vorgedrungen. Dabei wollte die Bank einst ihren Namen als Programm verstehen, so Adelbert Delbrück: sie verfolge von Anfang an „zugleich ökonomische und nationale Ziele“. Der Privatbankier hatte 1870 zusammen mit dem Politiker Ludwig Bamberger die Bank gegründet. Um die Industrialisierung Deutschlands voranzutreiben war die Deutsche Bank maßgeblich an der Gründung der AEG beteiligt. Heute beteiligt sie sich an der Erhöhung der Arbeitslosenzahlen. Die Ethik-Bank wird im Oktober 2005 erstmalig den „Deutschen Preis für Wirtschaftsethik“ verleihen.

roRo

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