EU-Holzhandelsverordnung in Kraft
Handel
EUTR setzt neue Mindeststandards
Seit dem 03. März ist die „European Timber Regulation” (EUTR) in Kraft, dessen Umsetzung der Bundestag mit dem Holzhandels-Sicherungs-Gesetz schon umgesetzt hat. Künftig steht der Handel mit illegal geschlagenem Holz innerhalb der EU unter Strafe. Der Deutsche Holzwirtschaftsrat (DHWR) begrüßt das neue Gesetz und sieht darin eine Stärkung des Verbrauchervertrauens. Geschäftsführer Dr. Denny Ohnesorge: „Auch ohne ein spezielles Nachhaltigkeitszertifikat kann man sich künftig beim Einkauf von Holzprodukten innerhalb der EU sicher sein, nur legal erzeugte Holzprodukte zu kaufen.“ Für die deutsche Holzwirtschaft ändert sich kaum etwas. Das Holzhandels-Sicherungs-Gesetz schließe zwar eine Lücke, doch illegal geschlagenes Holz gelange kaum in den deutschen Handel.
Nach Lars Schmidt von der Deutschen Säge- und Holzindustrie (DSH) könnte das EUTR den Siegel-Dschungel lichten. Zusatzkriterien wie beispielsweise im Forest Stewartship Council (FSC) würden an Bedeutung verlieren.
Der FSC prüft zusätzlich auch noch nach sozialen und ökologischen Kriterien. Das EUTR schließt allerdings eine Lücke im System, denn das FSC-Mix-Label erlaubt es Produzenten, auch Holz aus nicht zertifizierten Wäldern auf den Markt zu bringen – ohne illegal geschlagenes Holz, ohne Holz aus Regionen, die gegen bürgerliche Grundrechte verstoßen und ohne Holz aus Wäldern mit gentechnisch veränderten Baumarten. Das EUTR macht diese Verlängerung der Holzwertschöpfungskette sicherer.
Die Hauptstadt Berlin hat ihre Wälder nach FSC und Naturland zertifizieren lassen. Naturland zertifiziert die natürliche Waldbewirtschaftung, die eine Dauerwaldgesellschaft mit einheimischen Hölzern zulasse.
Die Xylothek
Holz ist nicht gleich Holz. Vor allem im verarbeiteten Zustand müssen sich Zoll und Laien oft auf Begleitpapiere verlassen. Oder sie wenden sich an das Kompetenzzentrum Holzherkünfte des Thünen-Instituts in Hamburg. Dort haben die Wissenschaftler mit mehr als 35.000 Mustern und 50.000 mikroskopischen Präparaten eine der größten Holzsammlungen angelegt. In dieser wissenschaftlichen Holzsammlung, Xylothek genannt, kommen die Experten auch seltenem Holz makro-, mikroskopisch oder per Genetik auf die Herkunftsspur.
Die makroskopische Methode dient oftmals einer ersten Einschätzung, ob Holz richtig deklariert ist. Mit einer Lupe mit einer 10fachen Vergrößerung sind an Querschnitten die Holzarten schon zu erkennen.
Für belastbare Gutachten muss das Feinmikroskop ran. Unter einem Lichtmikroskop werden feine Schnitte anhand von 100 anatomischen Strukturmerkmalen identifiziert. Die Experten können damit auch dünne Furnierauflagen von 0,15 mm Dicke sicher bestimmen.
Auf den Wald genau ist die Herkunft mit der Genetik zu bestimmen. Der genetische Code zeigt Unterschiede, die nicht mehr im Mikroskop zu sehen sind. Mit Hilfe einer Stichprobensammlung zum Vergleich können die Gutachter zum Teil bis auf 30 Kilometer Genauigkeit die Herkunft des Holzes bestimmen. Noch genauer geht es mit der Isotopenmethode. Pflanzen nehmen beim Wachsen regional verschiedene Mengen an Sauerstoff, Kohlenstoff und Wasserstoff auf. Die Variationen sind mit Hilfe eines Referenzbaumes ebenfalls bis auf den Wald genau zu bestimmen.
Die Ukulele aus drei Kontinenten
Wie verquickt der internationale Holzhandel ist, zeigt ein Beispiel aus der Praxis von Dr. Gerald Koch. Ihm wurde eine Ukulele zur Bestimmung zugesandt. Das Griffbrett war aus heimischer Erle gebaut, Der Korpus stammte aus Lagen afrikanischer Sapelli, Pappel und Linde und der Saitenhalter wuchs ursprünglich als Ahorn in Nordamerika. Gefertigt wurde diese Ukulele in China. „Auch wenn keine der Holzarten geschützt war und sie verwendet werden durfte, wirft das Ergebnis einen bezeichnenden Blick auf den internationalen Handel mit Holz“, staunte Dr. Koch.
Lesestoff:
Roland Krieg; Foto: roRo; Ilja Hendel