EU investiert in Energieinfrastruktur
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Über 200 Mio. für Energiebinnenmarkt
Für die Realisierung des Energiebinnenmarktes der EU sind deutliche Lücken in der Infrastruktur zu schließen, wie im Dezember der Rechungshof auflistete [1]. Die Lücken werden jetzt ein wenig kleiner. Die Mitgliedsstaaten haben am Dienstag einem Kommissionsvorschlag im Rahmen des Infrastrukturprogramms „Connecting Europe“ zugestimmt und 217 Millionen Euro für 15 Projekte freigegeben.
Die europäischen Trassen sollen nicht nur isolierte Regionen an die EU binden. Energiekommissar Miguel Arias Canete: „Moderne Energienetze sind auch für eine effiziente Nutzung unserer Energieressourcen – und damit für die Erreichung unserer Klimaschutzziele – von entscheidender Bedeutung.“ 207 Millionen Euro fließen in neun Netze für den Gassektor, 10 Millionen Euro in sechs Stromleitungen.
Im Gassektor werden beispielsweise Studien für die Modernisierung des bulgarischen Gasfernleitungsnetzes unterstützt, durch die sich die Gastransportmöglichkeiten in der Region insbesondere zugunsten von Griechenland, Rumänien, der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien und der Türkei verbessern werden. Studien zum Midcat-Projekt werden ebenfalls Finanzmittel erhalten. Dieses Projekt trägt zur Beseitigung von Infrastrukturengpässen zwischen der iberischen Halbinsel und Frankreich bei und verbindet die Erdgaslieferungen aus Algerien und die spanischen LNG-Terminals mit dem übrigen Europa. Die Verbindungsleitung zwischen den Gasnetzen in Rumänien, Bulgarien, Österreich und Ungarn wird ebenfalls von der EU finanziell unterstützt. Dies ist ein wichtiges Entwicklungsprojekt für den Gasmarkt der EU, denn dadurch kann Gas aus der kaspischen Region und aus anderen potenziellen Quellen (auch verflüssigtes Erdgas (LNG)), nach Mitteleuropa gelangen.
Nach Deutschland fließen 8,6 Millionen Euro für die
TENP Pipeline, die von der Fluxys TENP GmbH aus Düsseldorf betrieben wird.
Hinter dem Kürzel steckt die Anfang der
1970er Jahre gebaute Trans-Europa-Naturgas-Pipeline zwischen Aachen und der
Schweizer Grenze. Die Pipeline transportiert in der Regel norwegisches Gas und
verbindet sich mit den Netzen in den Niederlanden und der Schweiz.
Bislang fließt Gas von Belgien und den Niederlanden in Richtung Schweiz. Im November 2015 mit der Veröffentlichung des Netzentwicklungsplanes das TENP-Reverse-Flow-Projekt veröffentlicht. Dadurch soll eine Umkehrung des Gasstromes möglich werden. Dadurch werden auch Gasflüsse aus Italien und Frankreich nach Deutschland möglich. Das sei ein Beitrag zur Diversifizierung und Sicherheit der Gasversorgung. Möglich wird das durch technische Umsetzungen. So wird die Verdichterstation Hügelheim im Breisgau für eine Umkehrung des Gasflusses umgebaut und eine Deodorierungsanlage gebaut. Deutschland kann dadurch zusätzlich acht Milliarden Kubikmeter Gas importieren, was rund zehn Prozent des aktuellen Verbrauches sind.
Lesestoff:
Alle Projekte finden Sie unter: https://ec.europa.eu/energy/en/news/energy-eu-invests-217-million-euros-energy-infrastructure
[1] Wo das Binnenmarktnetz noch Lücken hat
Roland Krieg; Grafik: Fluxys TENP