Europäisches Jahr für Entwicklung 2015
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Europäisches Jahr für Entwicklung
Am Freitag gaben Thomas Silberhorn, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ), und Dr. Marcus Cornaro, stellvertretender Generaldirektor Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung bei der EU-Kommission, den gemeinsamen Startschuss für das „Europäische Jahr für Entwicklung 2015“ in Deutschland.
Wenn das BMZ dabei ist, scheint es um die Entwicklungshilfe im Süden zu gehen. Doch nur die genaue Übersetzung „für Entwicklung“ offenbart den vollständigen Blick: Entwicklung fängt in den Industrieländern an und hört bei der Mittelvergabe noch lange nicht auf. Denn, so zeigte es die Auftaktveranstaltung in Berlin, Entwicklung ist unteilbar für den gesamten Globus und betrifft auch die Verhaltensmuster im Norden. Verbraucherschutz und Entwicklungsarbeit gehören eng zusammen, stellt Anne Quart, Staatssekretärin im Brandenburgischen Europaministerium fest.
Unkenntnisse beseitigen
Die Bereitschaft, Geld für internationale Entwicklung zu geben ist in Europa groß. Doch viele Menschen haben falsche Vorstellungen, wie Entwicklung aussehen soll. „Der nächste ist unser Nachbar, auch wenn er weit entfernt ist“, sagte Silberhorn. Das neue Textilsiegel des BMZ soll die Lücke schließen helfen. Wirksamer wäre es auf europäischer Ebene. In der letzten Februarwoche will das Ministerium eine App herausbringen, die Kunden nach Einscannen des QR-Codes Informationen über die Herstellung der Jeans oder Jacke über Herkunft und Verarbeitung informiert. So soll insgesamt „mehr Licht“ entlang der Wertschöpfungskette entstehen.
Das Jahr 2015 bietet sich geradezu dafür an. Deutschland hat den Vorsitz der G7-Staaten, im Sommer findet in Addis Abeba die Weltkonferenz zur Entwicklungsfinanzierung statt und bis Jahresende sollen in Paris ein internationales Klimaschutzabkommen und in New York die Sustainable Development Goals als Fortsetzung der Millenniumsziele stehen.
Daher will díe EU ihren Bürgern über zahllose Veranstaltungen ihre Entwicklungsleistung deutlich machen.
Europa ist der größte Geldgeber der Welt.
Verteilung der EU-Mittel für Zusammenarbeit. Für die Zeit zwischen 2014 und 2020 stellt sie 51,4 Milliarden Euro bereit
150 Länder erhalten Hilfe. In den letzten Jahren standen Länder in Asien und Südamerika im Fokus, derzeit sind es die ärmsten Länder in Afrika.
Silberhorn will auf die Perspektiven aufmerksam machen. Entwicklung und Nachhaltigkeit müssen zusammen gehören. Wenn die Menschen satt sind, vor Ort in Frieden leben können und Perspektiven haben, migrieren sie auch nicht. Am Ende sichert das auch den Wohlstand der Industrieländer.
Besser werden
Entwicklung ist ein Prozess der Kommunikation mit der Gesellschaft, erläuterte Silberhorn [1]. Prof. Dr. Christa Randzio-Plath von VENRO (dem Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe deutscher Nichtregierungsorganisationen) bleibt skeptisch. „Große Worte waren in der Vergangenheit oft zu groß für Taten“. Doch wegen der vielen Gipfel bietet 2015 eine Chance der Besserung für die Reduzierung der Kluft zwischen arm und reich. Randzio-Platz vermisst allerdings eine kohärente Politik und fordert einen Kohärenzbericht von Deutschland und er EU bis zum Jahresende ein, damit Land- und Entwicklungsministerien oder Wirtschaftsministerien keine gegenläufige Politik betrieben. Generell sollten die Handelsbedingungen auf der Welt multilateral und entwicklungsfreundlich ausgebaut werden.
Lesestoff:
[1] Den Prozess hat das BMZ im letzten Jahr mit der Zukunftscharta angestoßen
Roland Krieg