Fair Trade als Konsumalternative

Handel

+ 15:45 + Deutschland holt bei Fair Trade auf

England und die Schweiz sind die Länder mit einem starken Fair Trade-Konsum. Dort ist das Siegel der Kölner Transfair auch zu über 80 Prozent bekannt. In Deutschland kamen die fair gehandelten Produkte aus den Weltläden nur schwer in den Handel, sind aber mittlerweile bis auf die Fair Trade frei Zone Aldi Nord überall gelistet, so Geschäftsführer von Transfair Dieter Overath auf der Anuga in Köln. Mit der Präsentation des fairen Handels auf der Genussmesse Anuga wollen die Kölner dem Konsum einen Kontrapunkt setzen und auf die Gesamtproblematik der Wertschöpfungskette hinweisen.
Mit einem Plus von 17 Prozent auf 187 Millionen Euro ist das erste Halbjahr 2011 „ausgesprochen gut gelaufen“, so Overath. Seit 2003 wächst der faire Handel zweistellig. Vor allem Kaffee habe mit einem Umsatzanteil von 32 Prozent dem fairen Welthandel einen großen „Schub“ gegeben. Auch Süßwaren mit fair gehandeltem Kakao zählen zu den Gewinnern.

Konsumverhalten abdecken

Den Schub erhalten die Produkte, weil der Handel mehr Fair Trade-Produkte listet. Offenbar gewinnt bei den Unternehmen das „Sourcing“ ihrer Ressourcen nach sozialen und Umweltstandards an Bedeutung.
Am Beispiel Kaffee zeigte Overath die Säulen der Nachfrage auf. Mehr als 1.000 Bäckerfilialen in Berlin und Umland schenken fair gehandelten Kaffe aus und die Fachverkäufer sind in der Lage, das Produkt zu erklären. Auch Kaffeehausketten sind auf faire Bohnen umgestiegen. Damit werden Verbraucher neu erreicht und fragen das Produkt auch im Lebensmitteleinzelhandel gezielt nach.
Auch die Bewegung der Fair Trade Towns multipliziert den Gedanken des nachhaltigen Konsums in die Bevölkerung. Vor zwei Wochen wurde Düsseldorf ausgezeichnet, am 18. November schließt die Domstadt selbst in den Kreis der fast 60 Städte auf.

Fair Trade hilft dem ländlichen Raum

In den Entwicklungsländern wird der ländliche Raum vernachlässigt. Dort ist aber die Mehrzahl der fast eine Milliarde hungernden Menschen. Denkbar ist ein ganzes Maßnahmebündel der Entwicklung des Landes, von der guten Regierungsführung bis zur Mechanisierung der Kleinbauern. Gegenüber Herd-und-Hof.de erklärte Mathias Mogge, Prorammvorstand der Welthungerhilfe, dass die gute Regierungsführung mit einer kleinbäuerlich orientierten Wirtschaftsstruktur den größten Effekt auf die Entwicklung des Raumes habe. Ruanda, Ghana und Mali sind positive Beispiele. Länder wie Äthiopien, Simbabwe oder Kambodscha hingegen orientieren sich an Großstrukturen auf Kosten der Kleinbauern.
Der faire Handel kann zwar eine gute Regierungsführung ersetzen, ist aber in dem großen Entwicklungsrahmen eingebunden. So können die Bauern mit den Premiumzahlungen von Fair Trade in den Aufbau ihrer Wertschöpfungskette investieren.
Händler und Kooperativen vereinbaren einen Referenzzeitraum für die Orientierung an den Weltmarktpreis. Beim fairen Handel gibt es darauf einen Bonus von 15 Cent, für Bioprodukte einen von 20 Cent. Mit dieser zusätzlichen Finanzquelle investieren die Kooperativen in Logistik, um beispielsweise mit einem eigenen Lkw die Ware zum Hafen zu transportieren, oder Verarbeitungskapazitäten. Außerdem wird die ernte bis zu 60 Prozent vorfinanziert.

Coffee Action Plan

Die meisten Plantagen liefern bis zu 20 Jahre gute Qualitäten. Die Kakaoplantagen in Sierra Leone haben dieses Alter fast schon erreicht. Sie müssen, genauso wie viele Kaffeeplantagen, erneuert werden. Das ist Teil des Coffee Action Plan, der kürzlich von Transfair vorgestellt wurde.

Lesestoff:

www.fairtrade-deutschland.de

Roland Krieg (Text und Fotos)

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