Fair Trade - Fotokampagne

Handel

Annett Louisan erobert den fairen Einkaufskorb

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Deutschland hat gegenüber anderen Ländern beim Handel mit fairen Produkten noch Nachholbedarf. Den will der Verein TransFair mit einer prominenten Fotokampage verkleinern. Daher startete am Wochenende eine Fotoserie von Prominentenfotograf Jim Rakete mit Jürgen Klopp, Kariline Herfuth, Hannes Jaennicke, Cosma Shiva Hagen, Steffi Jones, Till Brönner und Daniel Brühl.
In Berlin startete die Kampagne mit der Musikerin Annett Louisan, die in Wedding ihr eigenes Plakatmotiv an eine große Werbetafel klebte: Baden auf dem Potsdamer Platz mit einem Schokoriegel aus dem fairen Handel. Dabei eroberte sie gleich einen spontan herbeigeholten Einkaufswagen voller Produkte, die den Bauern besonders viel bieten.

Kräuter und Gewürze
Während der Anbau von Kräutern und Gewürzen meist in abgelegenen Regionen der Welt stattfindet, beherrschen nur zwei Firmen den weltweiten Handel. So liegt der Preis für die Waren oft unter den Produktionskosten. Zudem sind viele Kleinbauern in die Produktion eingestiegen und haben das Warenangebot erhöht, worauf die preise sinken. Beispielsweise wird vermehrt Pfeffer in Vietnam angebaut und der Preis hat das Niveau von 1990 erreicht – und liegt unter den Produktionskosten. Der Faire Handel mit Kräutern und Gewürzen will vor allem Kleinbauern neue Märkte öffnen. Mit den Erlösen haben sie begonnen, in Gemeinschaftsprojekte zu investieren.

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Im Tourbus immer dabei
Annett Louisan freut sich, dass sie ihr prominentes Gesicht für eine gute Sache hergeben kann, sagt sie zu Herd-und-Hof.de. „Gerade als gestresster Workaholic“, bleibe zu Hause oft der Kühlschrank leer. Dabei will sie bewusst leben und beim einkaufen niemanden schaden. So achtet sie darauf, dass auch im Tourbus Produkte aus dem Fairen Handel vorhanden sind.

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Fairtrade boomt
Nachdem 2009 ein Umsatz-Plus mit Fairtrade-gesiegelten Produkten von 26 Prozent verzeichnet werden konnte, sprechen auch die Zahlen für das erste Halbjahr 2010 für den Erfolg des Fairen Handels: Die stärksten Absatz-Steigerungen konnten bei Blumen (+12 %), Kaffee (+22 %), Fruchtsäfte (+32 %), Textilien aus Fairtrade-Baumwolle (+44%) und Zucker (+23 %) erreicht werden. Beim Kaffee ist es der Außer-Haus-Markt (+54 %), der durch den Ausbau der Distribution zulegen konnte. Vor allem die Kaffeeröster J. J. Darboven, Tchibo und die Kaffeehauskette Starbucks bilden hier die Wachstumsmotoren. Das Plus im Bereich Fairtrade-Baumwolle kommt durch die Einführung von Textilien aus Fairtrade-Baumwolle bei Adler, gesteigerte Abverkäufe bei Meyer Hosen und Aktionswaren bei Lidl zustande. Für den Zuwachs im Bereich Zucker ist vor allem die Umstellung von Ben & Jerry‘s auf Fairtrade verantwortlich.
Allein die Fairtrade-Bananen konnten neben den konventionell gehandelten Früchten nicht bestehen, so dass der Absatz um die Hälfte gesunken ist: Grund sind die aggressive Preispolitik und immer neue Preissenkungen im Handel. Für das zweite Halbjahr 2010 werden jedoch geringere Rückgänge erwartet: In Kürze gibt es fair gehandelte Bananen auch bei Kaufland, die Warenhauskette Globus plant die Fairtrade-Bananen besonders zu bewerben und Gespräche mit anderen Handelspartnern über Neu-Einführungen laufen.

Quinoa
Der Inkareis oder der Reisspinat, wie das Pseudo-Getreide aus den Anden auch genannt wird, gedeiht in den Anden ab 4.000 Höhenmeter. Dort wo anderes Getreide nicht mehr wachsen kann. Die senfgroßen Samen haben eine getreideähnliche Zusammensetzung und sind glutenfrei. Erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts ist Quinoa in Europa bekannt gemacht worden, während es in Südamerika ein Hauptnahrungsmittel ist. Fair gehandeltes Quinoa führt zur Abwechslung auf der Speisekarte bei uns und verbessert die Lebenssituation der Andenbauern.

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Bauern können gleich loshandeln
Der faire Handel ist mit seinem Gütesiegel mit Bioprodukten vergleichbar. Aber es ist preiswerter und kann sofort erhalten werden, so Trans-Fair-Geschäftsführer Dieter Overath zu Herd-und-Hof.de. Die Bauern könne gleich im Handel aktiv werden, was ihnen die Zertifizierungskosten finanziert.
In besonderen Fällen, wie derzeit auf Haiti haben die Kaffeebauern doch selbst dazu kein Geld. Doch eine gegründete Genossenschaft zahlt ihnen als Starthilfe aus einem Fair Trade-Fonds die notwendigen Kosten.
Am weitesten ist der Markt für faire Produkte in England. Während n Deutschland Kaffe, Tee und Bananen am bekanntesten sind, umfasst das Marktsegment in England bis zu 150 Produkte. Dort sind selbst Nischenmärkte wie Kräuter und Gewürze sowie Quinoa erhältlich. Für Deutschland sieht Dieter Overath noch viel Luft nach oben.

Lesestoff:
Auf der BioFach haben Dieter Overath und Tuulia Syvaenen den fairen Handel vorgestellt: Ohne fairen Handel gibt es kein CSR.

Roland Krieg; Fotos: roRo

25.08.2010 Erratum:
Während bei Biosiegeln Wartezeiten den vollen Eintritt in den Markt verzögern, können Bauern nach Erhalt des Fairtrade-Siegels gleich am Markt teilnehmen. Vor dem „loshandeln“ ist also noch die Hürde, die Standards des Fairtrade-Systems zu erfüllen, gesetzt. Und die haben nach Analyse des „Ethical Brand Monitor 2009“ bei Verbrauchern eine sehr hohe Glaubwürdigkeit. Übrigens: Bio-Produktion ist zwar keine Voraussetzung für das Fairtrade-Siegel aber die Umstellung auf Bio wird gezielt gefördert – unter anderem durch höhere Preise für Bio-Produkte. Mittlerweile sind deshalb rund 60 Prozent aller Fairtrade-Produkte auch Bio.

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