Folgen des Klimawandels
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In Potsdam das „Große Ganze im Blick“
Im Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
findet die weltweit erste internationale Konferenz zu Klimafolgen statt. Eine
ganze Woche lang werden Wissenschaftler auf der „Impacts World 2013“ eine neue
Forschungsagenda entwickeln, die Forschungslücken systematisch aufgreift.
„Für faktenbasierte Entscheidungsfindung in einer Welt,
die mit einem so noch die dagewesenen Klimawandel konfrontiert ist, ist es Zeit
für eine neue Ära der Folgenforschung“, kommentiert Hans Joachim Schellnhuber,
Direktor des PIK, den Start der Konferenz.
Mühevolle Integration
Zwar seien einzelne Punkte immer wieder Gegenstand der Forschung, doch die Ergebnisse müssen über alle Grenzen hinweg zusammengeführt werden. Dazu gehörten beispielsweise das Wassermanagement und die Landwirtschaft. Einzelne Puzzleteile sind schon bekannt. So hebt die Erwärmung über verringerte Niederschläge in wasserarmen Regionen positive Effekte einer „Kohlendioxid-Düngung“ der Pflanzen auf. Computersimulationen sind noch immer mit Unsicherheiten behaftet. Wie beispielsweise wirken Ökosystemänderungen auf die Verbreitung der Malaria oder die Meeresversauerung und Küstenerosion auf die globale Nahrungskette?
Worte zur Konferenz
Connie Hedegaard, Europa-Kommissarin für Klimaschutz: „Den weltweiten Ausstoß von Treihausgasen zu verringern, muss unsere erste Priorität bleiben, um die globale Erwärmung unter 2°C zu halten und gefährlichen Klimawandel zu vermeiden. Dennoch werden die negativen Effekte eines sich verändernden Klimas in Europa heute immer deutlicher. Die Anpassung an diese Veränderungen ist eine der fundamentalsten Herausforderungen für die räumliche Entwicklung Europas. Darum hat die Europäische Kommission eine Strategie entwickelt, die den Entscheidungsträgern helfen soll, die besten Lösungen zugunsten ihrer Bürger zu wählen. Das wird das Wachstum anregen, Arbeitsplätze schaffen und später mögliche hohe menschliche und ökonomische Kosten und Umweltkosten vermeiden. Für faktenbasierte Strategien, und aus einer Perspektive des Risiko-Managements, brauchen Politiker wie wir solide Informationen über mögliche Folgen des Klimawandels, und niemand anderes als die Wissenschaft kann uns diese geben. Ich begrüße daher sehr, dass die Forschung mit dieser Konferenz eine große Anstrengung unternimmt, um uns zu unterstützen.“
Rachel Kyte, Weltbank-Vizepräsidentin für nachhaltige Entwicklung: „Der Klimawandel birgt das Risiko, Millionen Menschen in Armut zu stürzen. Die bei dieser Konferenz versammelten Wissenschaftler können uns dabei helfen, die Effekte zu verstehen und diese effektiv zu kommunizieren. Die Verringerung der Klimarisiken für die ärmsten Menschen der Welt ist ein ökonomisches, soziales und moralisches Gebot für jene, die in der Entwicklungshilfe tätig sind, und eigentlich für uns alle.“
Pavel Kabat, Direktor des International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA): „Es ist wichtig zu verstehen, wie der Klimawandel sich auf unsere Wirtschaft und Gesellschaft auswirken wird, und genau das tut diese Konferenz. Sie bringt internationale und interdisziplinäre Forscher zusammen, die aus einer Perspektive der Systemforschung an einem besseren Verständnis von Klimafolgen arbeiten. Nur durch solch einen integrativen Ansatz können wir nützliche Information schaffen, die den politischen Entscheidern helfen, effektive Lösungen zu entwickeln.“
Chris Field, Carnegie Institution for Science in Stanford und Leiter der Arbeitsgruppe II des IPCC:“Die hier auf der Konferenz diskutierte Arbeit ist wichtig für den IPCC, die wissenschaftliche Gemeinschaft und die ganze Welt. Eine effektive Klimafolgenforschung zu gestalten gehört zu den größten wissenschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Diese Forschung ist absolut notwendig, um kluge, wohlinformierte Entscheidungen als Antwort auf den Klimawandel zu fördern. Dennoch war es bislang schwierig, eine wirklich anwendbare Forschung zu konzipieren, umzusetzen und zu bewerten. Einige Aspekte dieses Problems sind konzeptioneller Natur. Es gibt zahllose Möglichkeiten künftiger Welten, und jede hat unterschiedliche Implikationen für die Folgen des Klimawandels. Andere Aspekte sind praktischer Natur. Traditionelle Folgenstudien sind schwer miteinander zu vergleichen, da sie Ergebnis verschiedener Szenarien, Klimamodelle, Durchschnittszeiträume oder weiterer Facetten sind. Weitere Aspekte sind wiederum statistischer Natur. Wenige Folgenstudien lassen sich problemlos in Risikoabschätzungen übersetzen, denn die volle Bandbreite möglicher Ergebnisse kann selten untersucht werden. Es ist wunderbar, dass diese Herausforderungen auf der Impacts World 2013 und insbesondere im Rahmen des ISI-MIP Projekts diskutiert werden. Ich freue mich darauf, die Ergebnisse dieser Forschung kennenzulernen, und gemeinsam Wege zu finden, darauf aufzubauen.“
Cynthia Rosenzweig, NASA Goddard Institut für Weltraumstudien (GISS): „Der weltweite Landwirtschaftssektor sieht sich einer bedeutenden Herausforderung ausgesetzt, nämlich der Verbesserung der Ernährungssicherheit für eine Bevölkerung, die bis Mitte des Jahrhunderts auf 9 Milliarden Menschen ansteigen wird – wobei es gleichzeitig gilt, die Umwelt und die Funktion der Ökosysteme zu schützen. Diese Herausforderung ist verbunden mit der Notwendigkeit, sich an den Klimawandel anzupassen, und dabei die potentiellen Vorteile zu nutzen und die potentiellen negativen Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion zu minimieren. Das Agricultural Model Intercomparison and Improvement Project (AgMIP) ist ein wichtiges internationales Projekt, das die Modellierer von Computersimulationen zum Klima, zu Erträgen und zur Wirtschaft mit moderner Informationstechnologie verbindet, um verbesserte Ertrags- und Wirtschaftmodelle und die nächste Generation von Klimafolgenprognosen für den Landwirtschaftsektor zu schaffen. Ich weiß, dass andere Sektoren und die Wissenschaftler, die Klimafolgen untersuchen, mit ähnlichen Fragen konfrontiert sind. Ich begrüße, dass die Impacts World Konferenz die Gelegenheit bietet, diese Herausforderungen zu diskutieren, einige Lehren der AgMIP zu vermitteln, und eine Zusammenarbeit aufzubauen.“
Nigel Arnell, Universität Reading, Großbritannien: „Ein gewisses Maß an Klimawandel ist mittlerweile unvermeidlich, und wir müssen uns an sich ändernde Wettersysteme anpassen. Dafür müssen wir wissen, welche Auswirkungen und Folgen Klimaveränderungen mit sich bringen können – wir müssen wissen, welche Folgen wahrscheinlich sind, welche möglich sind, und welche dies nicht sind. Daher müssen wir in der Lage sein, die möglichen Auswirkungen des Klimawandels zu modellieren, nicht nur auf der lokalen Ebene, sondern auch regional und global, da viele unserer Aktivitäten internationalisiert sind – zum Beispiel unsere globalen Versorgungsketten. Die Impacts World Konferenz bietet für die Klimafolgenforschung eine exzellente Gelegenheit zum Austausch von Informationen und Ideen. Ich bin besonders gespannt auf neue Entwicklungen der Modellierung von Klimafolgen, und an der Diskussion darüber, wie die Unsicherheit in Wirkungsmodellen bei unseren Bewertungen und Anpassungsentscheidungen berücksichtigt werden kann.“
roRo