Fracking-Gutachten

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„Fracking Zick-Zack der Bundesregierung“

Hydraulic Fracturing heißt das Verfahren ganz genau, das unter dem Begriff „Fracking“ für viel Wirbel sorgt. Auch der Deutsche Bauernverband hat sich gegen das Fracking ausgesprochen, weil die Risiken nicht erfassbar sind und die Methode des Einbringens eines chemischen Flüssigkeitsmixes das Grundwasser für die Landwirte und Verbraucher gefährden kann.

Acatech-Gutachten

Am Donnerstag hat die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften acatech ihr Gutachten über Fracking herausgebracht, das jetzt für eine endgültige Position Ende 2014 genau analysiert wird. Acatech-Präsidiumsmitglied Rolf Emmermann kommt zu dem Schluss: „Ein generelles Verbot von Hydraulic Fracturing erscheint auf der Basis von wissenschaftlichen und technischen Fakten nicht begründbar.“ Allerdings müsse der Einsatz unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt werden. Außerdem müsse der Einsatz klar definiert und umfassend überwacht werden. Strenge Anforderungen sieht Emmermann im Bereich des Untertage-Engineering in Deutschland bereits heute gegeben.

Wichtig ist den Wissenschaftlern ein Demonstrationsvorhaben zur Überprüfung des Frackings und zum Anstoß einer Diskussion. Fracking wird sehr kontrovers diskutiert und die Politik müsse über transparente Informationen Vertrauen bei der Öffentlichkeit aufbauen.

Ob Fracking überhaupt durchgeführt wird unter welchen Bedingungen ist für die Wissenschaftler „eine Frage der politischen und persönlichen Wertvorstellungen und Präferenzen“. Ihre Arbeit soll daher den Beteiligten einen Einblick in die Technik geben.

Bund verspricht Regelungspaket

In einer Antwort auf die Grünenfraktion zum Thema Fracking hat die Bundesregierung zeitgleich ein „Regelungspaket“ versprochen. Der Grundsatz lautet: „ Der Schutz der Gesundheit und des Trinkwassers haben absolute Priorität. Es sollen die strengsten Regelungen eingeführt werden, die es in diesem Bereich in Deutschland jemals gab.“ Der Gesetzentwurf befindet sich noch in der Ressortabstimmung zwischen Umwelt- und Wirtschaftsministerium. Das Bundeskabinett wird sich voraussichtlich im November 2014 damit befassen. Notwendig sind eine Reihe an Gesetzesänderungen: Des Wasserhaushaltsgesetzes, des Bundesnaturschutzgesetzes sowie eine Änderung der Verordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung bergbaulicher Vorhaben und der Allgemeinen Bundesbergbauverordnung.

Wackeliger Grenzwert

Konkrete Lagerstätten sind noch nicht festgelegt. Wohl aber schon ein Grenzwert, ab wann Fracking erlaubt sein soll. Die Bundesregierung stellt sich dabei eine Tiefe von 3.000 Meter vor, ab der die Technik angewandt werden dürfe. Das nutzbare Grundwasser liege oberhalb dieser Grenze.

Die Grenze ist aber nicht fix. In „sensiblen Gebieten“ wird sie angewandt, in andern darf durchaus „gefrackt“ werden, wenn weitreichende Veröffentlichungspflichten und intensive Überwachungsmaßnahmen durchgeführt werden.

Ähnlich wackelig ist auch die Aussage zur Wassergefährlichkeit des chemischen Mixes: Das Gesamtgemisch darf nur schwach wassergefährdend sein, während einzelne Stoffe eine höhere Wassergefährdung aufweisen dürfen.

„Zick-Zack-Kurs“

Dr. Juliane Verlinden, energiepolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, sieht in diesen wackeligen Definitionen zur Tiefenbegrenzung und Wassergefährdung einen „Zick-Zack-Kurs“ der Bundesregierung. Der Bund missachte die breite Ablehnung des Frackings durch die Bevölkerung. Wichtiger sei die Förderung einer konsequenten Energieeffizienzpolitik als „ein Einfallstor für die Risiko-Technologie“. Dr. Verlinden fürchtet, dass Fracking ein Türöffner für das ebenfalls ungeliebte Verpressen von Kohlendioxid im Boden wird.

Schlechte Noten vergibt auch der BUND. Die Planung sei „ein klarer Fall von vorauseilendem Gehorsam gegenüber internationalen Energiekonzernen“, urteilte Energieexpertin Ann-Kathrin Schneider. Das Freihandelsabkommen TTIP würde diesen einen Griff auf europäische Lagerstätten ermöglichen. „Die vielen mit Fracking verbundenen Risiken lassen sich nur vermeiden, wenn die Bundesregierung diese Gasfördermethode in jeder Variante verbietet.“ Zudem könne das so geförderte Gas nur einen Bruchteil der heimischen Nachfrage decken: Es ist der falsche Weg, viele hundert Millionen Euro in eine Technologie zu investieren, die lediglich einen kurzen Zeitraum überbrückt und den Ausstieg aus fossilen Energien verzögert“, sagte Schneider.

Lesestoff:

www.acatech.de

Industrie kann Fracking zu Akzeptanz verhelfen

Roland Krieg

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