Für eine Handvoll Cents...
Handel
Aufrunden für einen guten Zweck
5,97 €. 20,65 € oder 17,48 €. Der Kassenbon hat immer
krumme Zahlen. Zum einen resultiert das aus der Mehrwertsteuerberechnung, zum
anderen glauben Kunden dass 1,99 deutlicher preiswerter ist als zwei Euro
glatt, weswegen der Handel solche Preise anbietet.
Manchmal fragt die Kassiererin nach passender Zahlung,
weil sie nicht mehr herausgeben kann, manchmal fühlt man sich schuldig, weil
die Börse nur „Großes“ bereit hält. Warum also bei den Bons nicht sechs Euro,
20,70 oder 17,50 zahlen? Dazu wären viele bestimmt bereit, wenn die 10 Cent
einem guten Zweck zukämen. Ab dem 01. März 2012 ist das tatsächlich möglich.
Aufrunden bitte!
13 Händler haben ihre Unterstützung schon zugesagt,
darunter mit Penny und Netto Markendiscount auch die ersten
Lebensmittelhändler. Sie spenden das aufgerundete Kleingeld für einen guten
Zweck. Auf dem Berliner Handelskongress erklärt Geschäftsführer der gemeinnützigen
Stiftung Matthias Damman Herd-und-Hof.de wie das geht.
Die Kassen haben schon jetzt Tasten, die mit bestimmten
Rabattaktionen belegt sind oder noch keine Funktion zugewiesen haben. Die
Hersteller werden bis März Tasten von rund 30.000 Kassen in ganz Deutschland
mit dem Begriff „Aufrunden, bitte!“ belegen. Der Kunde sieht im Laden die
entsprechende Aktion, teilt der Kassiererin diesen Wunsch mit und diese
aktiviert sie vor dem Eintippen der Preise.
Der Kunde bezahlt den aufgerundeten Betrag, was auf dem
Bon getrennt ausgewiesen wird und der Handel überweist die Cents an die
Stiftung „Deutschland rundet auf“. Händler und Kunde tun beide gemeinsam etwas
Gutes.
Ein, zwei viele Cent
Die Kunden können freiwillig mitmachen, so Dammann. Sie
können sich bei jedem Einkauf neu entscheiden. Was für ihn ein paar Cent sind
kann sich schnell zu einem mehrfachen Millionenbetrag summieren. Ein Haushalt
rundet bei 10 Einkäufen im Monat jeweils fünf Cent auf. Ein Zehntel der 40
Millionen Haushalte macht jeden zweiten Monat mit. Dann erhielte die
Stiftung 12 Millionen Euro im Jahr.
Die 30.000 schon ausgesuchten Kassen stehen
deutschlandweit in rund 11.100 Filialen und erledigen pro Jahr eine Milliarde
Bezahlvorgänge.
Spendensicherheit
Ein Kuratorium zu dem auch der ehemalige Vorsitzender
der ARD, Fritz Pleitgen, gehört garantiert die verlustfreie Weitergabe der
Cents an ausgewählte Projekte, die von einem Expertengremium begutachtet
werden. Im ersten Jahr steht die Förderung von Kinder und Jugendlichen auf dem
Programm.
Herd-und-Hof.de hat nachgefragt, wie man in den Kreis
der Begünstigten käme. Der Verlag würde eine Initiative für saubere
Kinderspielplätzen gegründet haben.
Das alleine reiche der Stiftung allerdings nicht,
erläutert Dammann. Die Gemeinnützigkeit werde überprüft und nachgeschaut, was
das Projekt in den letzten Jahren auch tatsächlich geleistet hat. Ausgewiesene
und unabhängige Experten beraten dann über die Aufnahme in den Projektkreis.
Lesestoff:
Roland Krieg (Text und Foto)