Gabriels Pyrrhus-Sieg
Handel
Edekaiser´s: „Noch so ein Sieg, und wir sind verloren!“
Mit 25.000 Mann und zehn Kriegselefanten setzte König Pyrrhus im 3. Jahrhundert v.Chr. von Epirus, einem adriatischen Teil des heutigen Griechenland, zum Absatz Italiens über. In mehreren Schlachten gegen die Römer blieb er zwar Sieger, doch wurde sein Heer immer kleiner. Nach der Schlacht von Asculum im Jahr 279 v.Chr. soll er gesagt haben: „Noch so ein Sieg, und wir sind verloren!“ Drei Jahre später besiegelte die verlorene Schlacht bei Benevetum schließlich sein Schicksal in Italien.
Immerhin hat Pyrrhus dauerhaften Eingang in den Wortschatz gefunden, an den sich Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel noch im Sommer erinnern wird. Die noble Geste der Arbeitsplatzsicherung durch die Ministererlaubnis zur Fusion von Kaiser´s und Edeka läuft bereits aus dem Ruder. Daniel Zimmer trat als Vorsitzender der Monopolkommission am gleichen Tag zurück und Rewe legte Beschwerde ein [1].
Gegner legen nach
Nach Rewe folgte in der letzten Woche auch Markant vor das Oberlandesgericht Düsseldorf. Markant ist seit fast zehn Jahren in der Nahversorgung aktiv. Dahinter aber steht einer der größten Handels- und Dienstleistungskooperationen im europäischen Lebensmitteleinzelhandel. Der Hauptsitz der AG befindet sich im schweizerischen Pfäffikon. Die deutsche Ländergesellschaft sitzt in Offenburg. Nach einem Bericht der Lebensmittelzeitung planen auch Coop und Norma eine Beschwerde. Rechtlich wollen alle die Ministererlaubnis an der auferlegten jährlichen Berichtsvorlage fassen. Das sei eine „unzulässige laufende Verhaltenskontrolle“.
In einem Interview in „Die Zeit“ hat Daniel Zimmer vor
Ostern seinen Rücktritt als Beitrag für eine öffentliche und grundsätzliche
Diskussion bezeichnet. Zimmer hält die „vorgebrachten Arbeitsplatzargumente für
völlig unplausibel“. Edeka habe mit Kaiser´s die meisten Überschneidungen und
stehe nun an Kaiser´s-Standorten mit zwei Filialen da. Bei Kaiser´s dürfe nicht
gekürzt werden, weswegen notwendige Einsparungen bei Edeka vorgenommen würden.
Besser wäre ein Einzelverkauf von Kaiser´s-Filialen gewesen, weil dadurch die
Zahl der Mitbewerber stiege. Sein Nachfolger Achim Wambach hat Zimmer zu Ostern
den Rücken gestärkt: „Vollbeschäftigung ist ein Ziel der Wirtschaftspolitik.
Dies ist aber nicht gleichzusetzen mit dem Erhalt von Arbeitsplätzen bei einem
bestimmten Unternehmen“, sagte der Ökonom gegenüber der „Welt am Sonntag“.
Fusionen sind ein Mittel für Synergien, bei denen Überflüssiges und Doppeltes entfallen muss. Unternehmensberater Martin Tschochner von „Ebner Stolz Managements Consultant“ kritisierte erst kürzlich auf dem Milchforum des Bauernverbandes, dass Fusionspartner oft zu blauäugig sind. Anstelle eines gestrafften Unternehmens, entsteht ein aufgeblähtes „Gemeinsames“, bei dem oft genug das beste Personal die Firmen verlassen habe. Nun ist Edeka-Chef Markus Mosa sicher nicht blauäugig. Gabriels Entscheidung aber wird die Kundenzahl und damit den Umsatz der Kaiser´s-Filialen nicht erhöhen. Nicht nur, dass Gabriel für die unrentablen Kaiser´s-Märkte eine Arbeitsplatzsicherung durchsetzen will, bei Tengelmann verlassen die ersten Manager das sinkende Schiff. Das Category Management muss jetzt der Unternehmenschef persönlich übernehmen, weil nach Angaben der Lebensmittelzeitung der bisherige Manager Thomas Kühnle das Unternehmen verlassen hat.
Das Ende
Übrigens: Als Pyrrhus nach sechs Jahren Krieg wieder nach Hause reiste, waren die Kelten in Griechenland eingefallen. Bei der Rückeroberung seiner Heimat, wurde der König im Straßenkampf im Genick von einer Dachziegel getroffen und fiel bewusstlos vom Pferd.
Ob das Runde doch noch in das Eckige passt, bleibt offen.
Lesestoff:
[1] Edekaiser´s: Erlaubnis erteilt
Roland Krieg; Bildmontage: roRo