Ganz Hamburg eine Baustelle

Handel

Auch Maersk führt Stauaufschlag für Container ein

Der Hafen Hamburg wächst. Im letzten Jahr wurde ein Wachstumsplus von 6,2 Prozent auf 139 Millionen Tonnen verzeichnet. Angesichts dieser Jahreszahlen freute sich Axel Mattern, Vorstand der Hafen Hamburg Marketing, über „ein gutes Zeichen für Hamburg und die gesamte Metropolregion“. Hauptträger des Erfolges ist der Containerumschlag, der mit 9,3 Millionen Tonnen Standardcontainer ein sattes Plus von 4,4 Prozent aufwies.

Trucker im Stau

Doch es reicht nicht, dass die Ware in Hamburg ankommt. Sie muss über Land weiter transportiert werden. Per Bahn oder per Lkw finden TK-Garnelen aus Asien den Weg in das Restaurant, Bananen vom Kühlfrachter den Weg in die Obstkiste des Supermarktes oder das südamerikanische Rindfleisch den Weg in ein regionales Kühlhaus.

Die Lkw-Fahrer, die in Hamburg die Container aufnehmen müssen sich derzeit in äußerster Geduld üben. Ganz Hamburg ist eine Baustelle. Rund um die Hafen-City drängeln sich die Bagger, die Köhlbrandbrücke mutet den Truckern wechselseitige Fahrbahnverschwenkungen zu und Großbaustelle wird das Horster Dreieck sein, das wegen Brückenbauarbeiten am vergangenen Wochenende sogar voll gesperrt war. Fahrer, die nach Hamburg wollen, müssen mit mindestens eineinhalb Stunden längerer Fahrzeit rechnen, teilte die Reederei Maersk am Montag auf telefonische Anfrage Herd-und-Hof.de mit.

Erschwerniszuschlag

Ende dieser Woche verteuern sich Container von und nach Hamburg, die mit dem Lastkraftwagen transportiert werden um eine „Staugebühr“ in Höhe von 80 Euro. Die Reederei hatte bislang Geduld gezeigt. Schon seit April erheben andere Transportfirmen einen „Erschwerniszuschlag“ von 40 Euro je Standardcontainer. Im April dieses Jahres argumentierte die Hafen Hamburg Marketing mit ungünstigen Wetterverhältnissen, die zu Schiffverspätungen führten. Außerdem würden die Containerschiffe immer größer und lieferten mehr Container als früher. Weil die Terminierung mit den weiterfahrenden Umladeschiffen nicht abgestimmt sei, liege ein Container doppelt so lange im Hafen wie in den Monaten vorher.

Die Logistikwelt ist in Aufregung. Der Hamburger Hafen läuft nicht mehr so flott wie vormals und das Wort vom „Frachtverlust“ ist die Rede. Trucker fahren ihre Container lieber nach Rotterdam.

Ausweichhäfen?

Diesen Spekulationen trat Ende Juli die Hamburg Hafen Marketing in einer ausführlichen Stellungnahme entgegen. Während die Transport- und Logistikmedien von hohen zweistelligen Frachtverlagerungen schreiben, stellen die Hamburger nur geringe Umverteilungen fest. Aus dem Süden der Republik sollen weniger als zehn von 4.500 Unternehmen Ausweichhäfen ansteuern, aus Nord- und Westdeutschland 15 von 1.000 Firmen. Kommende Woche wird die Halbjahresbilanz des Hamburger Hafens die aktuelle Umschlagentwicklung aufzeigen. Und die Hamburger haben Gelegenheit, ihr Image aufzupolieren.

Maersk Deutschland betont gegenüber Herd-und-Hof.de, dass der Zuschlag ausschließlich für Lkw-Container erhoben wird. Container, die auf die Bahn verladen werden, reisen pünktlich. Übrigens: Auch für die Anfahrt von Rotterdam wird derzeit ein Erschwerniszuschlag von 15 Euro je Container fällig.

Lesestoff:

Die Schattenseite der Riesen-Containerschiffe

Roland Krieg

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