Garbage to go?

Handel

Pfand für den Kaffeebecher to go?

Die „to go“-Mentalität der deutschen Kunden führt genauso zu unnötigen Abfallmengen, wie die Verkapselung von Kaffeekleinstmengen zu Hause oder verpackte Mini-Riegel in der Großtüte. Verändertes Konsum- und Marketingverhalten schafft neue Fragen, die vorher gar nicht hätten beantworten müssen. Doch wie das Problem zu bewältigen ist, bleibt offen.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat am Mittwoch in Berlin mit ihrer Initiative „Becherheld“ den „to go“-Kaffeebecher ins Visier genommen. „Coffee to go-Becher sind ein wahrer Fluch für die Umwelt. In Deutschland werden pro Jahr 2,8 Milliarden von ihnen verbraucht. Für ihre Herstellung sind 64.000 Tonnen Holz, 1,5 Milliarden Liter Wasser, 11.000 Tonnen Kunststoff und eine Energiemenge notwendig, mit der sich eine Kleinstadt ein Jahr lang versorgen ließe. Diese Probleme dürfen wir nicht länger ignorieren“, sagt der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Stoppen ließe sich der Trend mit einer Bepfandung der Becher in Höhe von 20 Cent. Große Kaffeehäuser sollten zudem auf Mehrwegbecher umsteigen, was Kunden auch selbst schon bewerkstelligen könnten: Den eigenen Becher mitnehmen und wiederbefüllen lassen.

„Berlin hat ein Becherproblem“, ergänzt Thomas Fischer, DUH-Verantwortlicher für die Kreislaufwirtschaft. Allein in der Hauptstadt fallen jährlich 170 Millionen Kaffeebecher „to go“ an.

Der Deutsche Kaffeeverband sieht das anders. Die Befüllung eines mitgebrachten Bechers könne ein hygienisches Problem sein. Keime werden in Rucksack oder Tragetasche aufgenommen und wechseln mit dem Becher über den Tresenbereich, der als sensibler Bereich in Cafés, beim Bäcker oder in Kaffeebars gilt. Unternehmen untersagen deshalb das Mitbringen eigener Kaffeebecher.

Zudem hätte eine Bepfandung keinen Einfluss auf die Reduzierung von Verpackungsmüll. Kunden könnten zu anderen Getränkegruppen abwandern oder dahin gehen, wo Einwegverpackungen weiterhin angeboten werden. Im Sinne der Gleichbehandlung müssten auch Bäckertüten, Erdbeerschalen und andere Verpackungen bepfandet werden. „Eine Zwangsabgabe auf den Coffee to go, der verkauft wird, ist eindeutig rechtswidrig. Das lese sich auch aus dem Rechtsguthaben des Anwalts, den die Deutsche Umwelthilfe zitiert“, sagte Hauptgeschäftsführer des Kaffeeverbandes Holger Preibsch.

Ein- oder Mehrwegbecher?

Preibsch verweist auf eine niederländische Studie des unabhängigen Forschungsinstituts TNO, das bereits im Jahr 2006 verschiedene Trinkgefäße auf ihre Umweltbelastung hin untersuchte. Mit 0,85 Euro lagen diese bei einem Einwegbecher deutlich unter einem Mehrwegbecher mit 1,45 Euro und gar einem Keramikbecher mit 4,87 Euro.

Die Studie wird oft zitiert und beschreibt das Alter der Frage, welches Trinkgefäß denn nun das bessere sei. Die DUH selbst hat in einer Studie über die Verwendung bei Bundesligaspielen den Mehrwegbecher als den am besten geeigneten ermittelt.

Eine Verpackungsfirma, die beide Trinkgefäße anbietet, stellt ihren Kunden vor Bestellung mehrere Fragen für die Entscheidung über ein System. Für den Einweg sprechen die Kosten, entfällt das Spülen und können nicht abgegebene Becher ein zusätzliches Einkommen generieren. Mehrwegbecher erzielen ab der 5. Nutzung eine bessere Umweltwirkung, können als Werbeträger schön designt werden und dienen als Multiplikator für neue Kunden.

Lesestoff:

www.duh.de

Die weit verbreiteten Links zur TNO-Studie sind veraltet. Herd-und-Hof.de hat aber eine Zusammenfassung der Studie gerettet, die sie hier aufrufen können.

Roland Krieg

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